Lebensgeschichte

 

 Tiefdruckgebiet ERICK

(getauft am 25.02.2021)

 

Am 25. Februar 2021 wurde ein Tiefdruckgebiet über der Nordsee von den Meteorologen der Berliner Wetterkarte in der Analyse auf den Namen ERICK getauft. Es bildete sich als Wellentief am Rand des nordeuropäischen Tiefdruckkomplexes DIETER, dessen Kerne verteilt zwischen Island und den Färöer-Inseln, vor der nordnorwegischen Küste und in der Gegend der russischen Stadt Sankt Petersburg lagen. Vom letztgenannten Teiltief, DIETER III, ging eine Luftmassengrenze in westlicher bis südlicher Richtung ab, die bis weit auf den zentralen Nordatlantik fast bis zum nördlichen Wendekreis reichte, und an der das Tief ERICK über der nördlichen Nordsee entstand. Dort lag der Kerndruck bei unter 1015 hPa. Nach Nordosten bis Osten zog sich die Luftmassengrenze als Warmfront über Südskandinavien, um über dem Rigaischen Meerbusen in eine Kaltfront des Teiltiefs DIETER III überzugehen. Vom Zentrum der Zyklone ERICK verlief die Luftmassengrenze in südlicher bis südwestlicher Richtung als Kaltfront, die den Südosten Englands streifte und an der südenglischen Küste des Ärmelkanals in eine Warmfront überging, die zu einem unbenannten Wellentief über der südlichen Biskaya vor Nordspanien gehörte. Bis zum Mittag verlagerte sich das Tiefdruckgebiet ERICK, auch auf der Mittagskarte der Berliner Wetterkarte zu sehen, nach Südskandinavien, wobei nun südlich an das Zentrum des Wirbels ERICK anschließend eine Kaltfront über Süddänemark und Nordwestdeutschland verlief und über den Niederlanden in eine Warmfront überging, die Teil der sich nach Süden bis Südwesten fortsetzenden, verwellten Luftmassengrenze war. Auf der Vorderseite der Fronten des Tiefdruckgebietes ERICK war es frühlingshaft mild, mancherorts auch eher frühsommerlich warm. So gab es beispielsweise in Hamburg und Bremen eine Höchsttemperatur von 18°C, im sachsen-anhaltinischen Pabstorf im nördlichen Harzvorland wurden 20,5°C gemessen und der Flughafen Köln-Bonn in Nordrhein-Westfalen kam auf 20,8°C. Einige Dekadenrekorde für Ende Februar wurden gebrochen. Hinter der Front war es deutlich weniger mild, wobei die Temperatur in Ostengland bis auf 13°C stieg, wo sie am Vortag bei bis zu 18°C lag. In der Nacht zum 26. Februar zog von Nordwesten Regen mit zeitweise dichten Wolken nach Norddeutschland, der bis zum Morgen die Mitte des Landes erreichte. Lediglich in der Eifel gab es in höheren Lagen Schneeregen. Die höchste 24-stündige Niederschlagsmenge wurde mit 9,8 l/m² bis zum Morgen des 26. Februar aus dem nordrhein-westfälischen Enger gemeldet. Volkel in den Niederlanden kam als einzige Wetterstation weit und breit auf mehr als 10 l/m², nämlich 10,1 l/m².

 

Nun lag das Zentrum des Wirbels ERICK über dem südlichen Finnland. Dort betrug der Kerndruck weniger als 1000 hPa und ERICK ließ sich als Randtief des mit unter 985 hPa nördlich des Nordkaps liegenden Tiefs DIETER interpretieren. Über Südfinnland zog sich eine Okklusionsfront, also eine Mischfront mit Warm- und Kaltfronteigenschaften, bis zum Okklusionspunkt bei Sankt Petersburg. Von dort verlief zum einen eine Warmfront über Russland, zunächst in südöstlicher Richtung, die Hauptstadt Moskau passierend, um am unteren Don mehr auf Süd bis Südwest zu schwenken und bis in den Norden des zentralen Schwarzen Meeres zu führen. Zum anderen ging vom Okklusionspunkt des Tiefs ERICK eine Kaltfront in südlicher Richtung ab, die über dem Baltikum eine mehr südwestliche Richtung einnahm um über Polen und Deutschland bis nach Frankreich zu reichen, wo sie im Westen des Landes in eine Warmfront überging, die zu einem unbenannten Tiefdruckgebiet vor der Nordwestküste Marokkos gehörte. An der kalten Vorderseite der Warmfront des Tiefdruckgebietes ERICK schneite es morgens an vielen russischen Wetterstationen. Örtlich, wie in Rybinsk in der Oblast Jaroslawl nördlich von Moskau, gab es gefrierenden Regen. Sobald sich mit der Warmfront die mildere Luft durchsetzte, ging der Niederschlag in Regen über. Dieser fiel rund um den Finnischen Meerbusen und damit in der Nähe des Okklusionspunktes teils schauerartig verstärkt. Von Frankreich über Deutschland und Polen bis in die angrenzenden ost- und nordosteuropäischen Länder fiel zeitweise Regen, der nachmittags und abends vor allem in den östlichen Mittelgebirgen Deutschlands und im Schwarzwald in Schnee überging. Der 12-stündige Niederschlag bis zum frühen Abend summierte sich in Rybinsk auf 14 l/m². Im thüringischen Apolda betrug die Höchsttemperatur unter meist dichten Regenwolken 6°C, während sie hinter der Front im Norden Deutschlands um 10°C lag. Dagegen kam Rosenheim vor der Kaltfront auf 19°C. Auf der Rückseite der Kaltfront war es in der Nacht zum 27. Februar gebietsweise leicht bewölkt oder wolkenlos, wobei sich im Verlauf in einigen Regionen Nebel bildete. In der Mitte und im Süden Deutschlands trat an etlichen Wetterstationen leichter Frost auf. Im russischen Arsk in der Republik Tatarstan kamen 12-stündig bis zum Morgen des Folgetages 12 l/m² Niederschlag zusammen.

 

Am 27. Februar lag das Tiefdruckgebiet ERICK mit einem Kerndruck von unter 1000 hPa über Russland östlich von Moskau in der Gegend zwischen den Städten Nischni Nowgorod und Kasan in der Nähe der mittleren Wolga. Von dort ging einerseits eine Okklusionsfront in östlicher bis südlicher Richtung ab, die bis zum Okklusionspunkt, etwa an der Grenze zu Kasachstan südlich der russischen Stadt Samara, führte. Von dort verlief eine Warmfront nach Süden zum Kaspischen Meer, gefolgt von einer weiter westlich liegenden Kaltfront. Diese reichte in südwestlicher bis westlicher Richtung, die Nordspitze des Asowschen Meeres streifend, die Karpaten und die nördliche Adria überquerend, bis ins südwestliche Frankreich, wo sie in eine Warmfront überging, die einen Bogen entlang der Iberischen Halbinsel bis nach Marokko beschrieb. Andererseits ging vom Zentrum des Tiefs ERICK eine Kaltokklusionsfront in westlicher bis nördlicher Richtung ab, die knapp nordöstlich von Moskau verlief und etwa 300 km südwestlich der nordrussischen Stadt Archangelsk in eine Warmokklusionsfront überging, die zum Tief DIETER über der Barentssee gehörte. In einigen Gebieten Russlands, die im Einflussbereich der Fronten des Tiefs ERICK lagen, schneite es tagsüber weiter, und auch im Nordwesten Kasachstans fiel Schnee. Weiter südwestlich regnete es eher, mitunter gab es Schauer. Am Beispiel der rumänischen Stadt Tirgu Ocna ist der deutliche Luftmassenwechsel zu sehen, den die Kaltfront des Tiefs ERICK gebracht hat. Nachdem dort am 26. Februar bei einer Höchsttemperatur von 23°C frühsommerliches Wetter herrschte, gab es am 27. Februar nur noch 8°C.

 

Am 28. Februar war das Tiefdruckgebiet ERICK zum letzten Mal als eigenständiges Druckgebilde auf der Berliner Wetterkarte am südlichen Ural mit einem Kerndruck von unter 1000 hPa zu erkennen. Eine Warmfront führte vom Zentrum des Tiefs ERICK nach Osten bis Südosten über den von der Berliner Wetterkarte abgedeckten Kartenausschnitt hinaus nach Asien, und eine zunächst nach Süden reichende Kaltokklusionsfront beschrieb einen Halbkreis im Uhrzeigersinn über dem südlichen Russland, um etwa 300 km südöstlich von Moskau in eine Warmokklusionsfront des weiterhin über der Barentssee befindlichen Tiefs DIETER überzugehen. Das Tiefdruckgebiet ERICK zog zum Monatswechsel nach Osten und damit nach Asien ab und erreichte damit lediglich eine Lebensspanne von nur 4 Tagen in dem Darstellungsbereich der Berliner Wetterkarte.