Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet ERIK
(getauft am 19.05.2015)
Im Tagesverlauf
des 19.05.2015 bildete sich über der Iberischen Halbinsel ein Tiefdruckgebiet
aus, welches in der Analyse desselben Tages auf den Namen ERIK getauft wurde. Das Tief entstand
in einem kräftigen über Mitteleuropa befindlichen Höhentrog, das heißt einem
Kaltluftvorstoß nach Süden in einer Höhe von etwa 5,5 km.
An diesem Tag betrug
der Kerndruck des Tiefdruckgebietes ERIK, welcher sich zentral über Spanien
befand, um 02 Uhr MESZ ca. 1007 hPa. Die Kaltfront des Wirbels zog sich von der
Iberischen Halbinsel bis über Mitteleuropa und verband sich mit dem Tief
DIETHELM, welches mit Kern über der Nordsee lag. Vom Zentrum des Tiefs ERIK
erstreckte sich die Kaltfront weiter über den Atlantik und ging dort in die
Warmfront eines nachfolgenden unbenannten Wellentiefs über. Die Frankreich und
Spanien überquerende Kaltfront verursachte bei meist starker Bewölkung in
einigen Regionen erhebliche Niederschlagsmengen. Die Station St. Girons in Südfrankreich meldete18 l/m² in einem Zeitraum
von 24 Stunden. An der Station Cuenca in
Mittelspanien betrug der Niederschlag 8 l/m² und gegen 17 Uhr MESZ wurde Gewitter
gemeldet. In der West- und Südhälfte der Iberischen Halbinsel herrschte im
Bereich einer kontinentalen Luftmasse tropischen Ursprungs aus Afrika schönes
sonnenscheinreiches Wetter. Dabei meldete die Station in Malaga eine Höchsttemperatur
von 33°C. Die Station Badajoz in Westspanien
zeichnete eine Sonnenscheindauer von 14 Stunden auf.
Am 20. Mai verlagerte
sich das Tiefdruckgebiet ERIK mit seinem Frontensystem nach Osten und wurde schließlich
um 02 Uhr MESZ mit dem Kern über Nordwestitalien analysiert. Der Druck
erreichte im Zentrum des Tiefdruckgebietes ERIK einen Wert von 1006 hPa. Dabei
traten starke Niederschläge in der Südschweiz auf, wie in Corvatsch
mit einer Niederschlagsmenge von 79 l/m², die um 20 Uhr MESZ in einem
Beobachtungszeitraum von 24 Stunden gemessen wurden. Aus Turin in Norditalien
wurden auch Gewitter gemeldet. Einige deutsche Stationen registrierten auch
leichten Niederschlag, wie z.B. die Station Cuxhaven mit 5 l/m². Die
Höchsttemperaturen lagen im Einflussbereich des Tiefs ERIK bei 20 bis 25°C. In Cannes
stieg die Temperatur auf 26°C. Vom Zentrum erstreckte sich eine Warmfront nach
Nordosten bis zu einem unbenannten Tiefdruckgebiet über Warschau. Die Kaltfront
verlief bogenförmig über das Mittelmeer bis über die Südspitze Spaniens.
Zum folgenden Tag
verlagerte sich das Tiefdruckgebiet ERIK der Höhenströmung folgend leicht nach
Süden bis nördlich von Korsika. Im Zentrum des Tiefdruckgebietes ERIK erreichte
der Bodendruck rund 1010 hPa. Von dort verlief eine Okklusion, das heißt eine
Front, welche die Eigenschaften einer Kalt- und Warmfront in sich vereint, bis
über die nördliche Adria. Vom Okklusionspunkt, wo sich die Okklusion in Warm-
und Kaltfront aufspaltet, erstreckte sich die Kaltfront bis über Italien nach
Nordafrika. Die Warmfront verlief nach Nordosten und ging südlich von Budapest
in eine Kaltfront über. An der Station Zadar in Kroatien betrug der 24-stündige
Niederschlag 44 l/m². Die Okklusionsfront der Zyklone ERIK teilte Mitteleuropa in
zwei verschiedene Luftmassenzonen auf. Nordwestlich der Frontlinie herrschten maritime
Luftmassen subpolaren Ursprungs vor, die die Lufttemperatur deutlich senkten. Währenddessen
breiteten sich subtropische Luftmassen über Südosteuropa und über dem Balkan
aus. So meldete die Station Nis in Serbien ein
Tagesmaximum von 31°C.
In den folgenden
zwei Tagen verblieb das Tiefdruckgebiet ERIK über Italien und der Adria. Die
Station Amendola an der Adriaküste meldete am 22. Mai
um 16 Uhr MESZ einen Luftdruck von 1006 hPa. Vom Kern erstreckte sich an diesem
Tag eine Okklusion nach Osten über die Adria. Von dort verlief eine Warmfront
nach Nordosten bis über Belgrad. Die Kaltfront erstreckte sich bis über die
Südspitze Italiens. Niederschlag trat vor allem über Kroatien, Slowenien und an
der Adriaküste in Italien auf. Am 22. Mai fielen bis 20 Uhr MESZ 24-stündig etwa
57 l/m² in Cervia in Italien, 71 l/m² in Zavizan in Kroatien und 44 l/m² in Nove
Mesto in Slowenien. Die Höchsttemperaturen lagen in Rom
bei 20°C und in Amendola bei 23°C. In der Balkanregion
war es deutlich kühler mit Höchstwerten von 13°C in Zagreb oder 14°C in Ljubljana.
Bis zum nächsten
Tag verlagerte sich das Tief ERIK weiter nach Osten, verblieb aber immer noch
über der Adria und Albanien mit einem Kerndruck von rund 1010 hPa. Die höchsten
24-stündigen Niederschlagsmengen fielen über der Adria
mit maximalen Werten von 82 l/m² in Cervia oder 61
l/m² im slowenischen Crnomelj. Im Einflussbereich des
Tiefs ERIK blieb es meist wolkig bis bedeckt. Die Zyklone verstärkte sich im weitern
Verlauf leicht und erreichte in Pescara an der italienischen
Küste rund 1009 hPa. Rückseitig des Tiefs ERIK
dominierte eine maritime, erwärmte Luftmasse polaren Ursprungs.
Am 24. Mai
erreichte das Tief ERIK mit seinem Zentrum Griechenland sowie das Ägäische
Meer. Der tiefste Bodendruck im Zentrum betrug in Skyros
1006 hPa. Vom Zentrum verlief die Okklusion der Zyklone ERIK bogenförmig über
die Westtürkei und ging dort in eine bis nach Nordafrika verlaufende Kaltfront
über. Die Warmfront des Systems verlief von Nordgriechenland gen Norden. Im
Einflussbereich des Tiefs blieb es meist heiter und warm. Die Station Lamia meldete eine Höchsttemperatur von 32°C, in Golcuk, in der Nähe von Istanbul betrug diese 33°C und in Iraklion auf Kreta nur 22°C. In der Türkei und in der
Osthälfte des Balkans dominierten subtropische Luftmassen südeuropäischen
Ursprungs, die deutlich wärmer waren, als die erwärmte polare Luftmasse. Dort
blieb es heiter und trocken. In Athen und in Iraklion
wurde eine Sonnenscheindauer von 13 Stunden gemessen, in Istanbul waren es 11
Stunden.
Am 25. Mai bildete
sich ein weiteres Tief über Serbien mit einem Kerndruck von rund 1008 hPa über
Belgrad aus, welches am folgenden Tag als ERIK II bezeichnet wurde. Der
ursprüngliche Kern des Tiefs ERIK verblieb weiter über dem Ägäischen Meer mit
einem Druck von ca. 1007 hPa. Vom ersten Kern erstreckte sich die
Okklusionsfront nach Norden bis über Sofia, die Kaltfront erstreckte sich
wellenförmig über Griechenland, der Türkei bis über das östliche Mittelmeer.
Die verwellte Warmfront schloss sich der Kaltfront des zweiten Kernes an. Die
Warmfront des neu entstandenen Kernes zog sich bis nach Russland, weit südlich
von Moskau. Am Tag traten über dem Balkan örtlich
Gewitter auf, mit den höchsten 24-stündigen Niederschlagswerten von 40 l/m² in
Craiova und 32 l/m² in Arad in Rumänien.
Zum 26. Mai
verlagerte sich das System ERIK weiter nach Norden und breitete sich von der Slowakei
bis zum Bosporus mit seinen zwei Kernen aus. Das Tief ERIK I lag über Rumänien
mit einem Kerndruck von rund 1003 hPa. Der Wirbel ERIK II blieb noch über
Nordgriechenland und dem Marmarameer und erreichte einen Kerndruck von 1005 hPa
in Skyros sowie in Iraklion.
Westlich des Tiefs ERIK I verlief eine Okklusion bis nördlich des Kerns und
spaltete sich in Warm- und Kaltfront auf. Die Warmfront verlief nach Nordosten
bzw. Osten bis weit über Russland. Die Kaltfront verband sich mit der Warmfront
des Tiefs ERIK II. Der stärkste Niederschlag fiel in Fagaras
in Zentralrumänien und betrug 52 l/m². Die Temperaturen lagen in Constanta an der Küste des Schwarzes Meeres bei 27°C, in
Sofia bei 20°C und in Lamia in Griechenland bei 30°C.
Im Tagesverlauf blieb es im Bereich des Kerns des Tiefs ERIK II wolkig und
trocken, nur am Abend nahm die Bewölkung zu und es fiel leichter Regen, in
Athen summierte sich der Niederschlag allerdings nur auf 0,1 l/m².
Bis zum folgenden
Tag verlagerte sich das Tief ERIK nach Norden und breitete ich über
Nordrumänien, Ungarn und Moldawien aus. Die Zyklone ERIK vereinigte sich wieder
zu einem Kern und gestaltete das Wetter über dem ganzen Balkan. Das Zentrum mit
einem Druck von ca. 1002 hPa befand sich dabei über der westlichen Ukraine. Vom
Kern zog sich eine Kaltfront bis zum Schwarzen Meer. Die Warmfront verlief nach
Nordosten bzw. Osten über Russland und konnte teilweise nur in der Höhe
analysiert werden. In Nordrumänien und in Ungarn blieb es den ganzen Tag stark
bewölkt. Örtlich traten auch Gewitter auf, wie in Tirgu
Mures in Zentralrumänien. Die Warmfront verursachte
bei ihrem Durchzug währenddessen leichten bis lokal mäßigen Regen. An diesem
Tag wurde um 20 Uhr MESZ ein 24-stündiger Niederschlag von 39 l/m² in
Nordrumänien in Ocna Sugatag,
7 l/m² in Kiew und 13 l/m² in Kosice in der Slowakei
gemessen. Die Temperaturen lagen in Tirgu Mures bei 14°C, in Bukarest bei 25°C und in Mohiliv-Podilskyi in der Ukraine bei 26°C.
Das Tief ERIK löste sich bis
zum Folgetag durch den zunehmenden Einfluss des Wirbels GUNNAR II vollständig
auf und konnte somit nicht weiter auf der Berliner Wetterkarte analysiert
werden.
Geschrieben am 08.07.2015 von Damian Wolejko
Berliner
Wetterkarte: 21.05.2015
Pate:
Erik Krüger