Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet FABIAN

(getauft am 16.06.2011)

 

An einem Tiefdruckgebiet über dem Westatlantik spaltet sich ein kleines zunächst flaches Wellentief ab, das ostwärts zog und am 16.06.2011 bei einem Kerndruck von etwa 1010 hPa auf den Namen FABIAN getauft wurde.

Bis zum 17.06.2011 hatte sich der Wirbel um 5 hPa verstärkt und lag bei einem Kerndruck von ca. 1005 hPa südwestlich von Irland. Da sein Frontensystem weiterhin über dem Atlantik lag, hatte er auf das Wettergeschehen von Europa noch keinen Einfluss.

Dies änderte sich jedoch im Laufe des folgenden Tages. Die Zyklone FABIAN war weiter nordostwärts gezogen und lag mit seinem Kern über England. Dabei hatte sie sich nochmals auf einen Kerndruck von etwa 995 hPa verstärkt. Ihre Fronten waren schon teilweise okkludiert, d.h. sie verbanden die Eigenschaften einer Warm- und Kaltfront. Diese Okklusionsfront reichte von Südengland über die Niederlande bis nach Südostdeutschland. Dort spaltete sie sich in eine Warmfront, die über Österreich und Ungarn bis zur Ukraine reichte, und  in eine Kaltfront, die sich von der Schweiz über Spanien über den Ostatlantik erstreckte. Zusammen mit dem Wirbel EMIL I bildete es ein Tiefdrucksystem, welches das Wetter in gesamt West- und Mitteleuropa beeinflusste. Im Bereich der Okklusion gab es schon in der Nacht erste Niederschläge in Deutschland. Während die Intensitäten in Norddeutschland mit Niederschlagsmengen unter 5 mm meist gering ausfielen, waren sie in Südwestdeutschland teils ergiebig mit bis zu 30 mm in Lahr, südlich von Karlsruhe, innerhalb von 8 Stunden. Nach Osten hin ließen die Intensitäten nach, es fielen aber auch in Bayern in 12 Stunden teils über 10 mm, so wurden in Garmisch-Partenkirchen 17 mm registriert. Bedingt durch die Niederschlagsverteilung war es in Norddeutschland mit Werten über 20°C deutlich wärmer als in Süddeutschland, wo die Höchsttemperatur meist zwischen 16 und 18°C lag. Bis zum 19.06. hatte sich der Wirbel FABIAN weiter zur Deutschen Bucht verlagert. Er war nun auch in der Höhe stark ausgeprägt und lenkte kühlere Polarluft nach Süden. Seine Okklusion reichte von der Südschwedischen Ostseeküste über Norddänemark hinweg bis nach Schottland und Nordirland. In ihrem Bereich gab es meist geringen Regen. Die Warmfront erstreckte sich von der Ostsee über Lettland bis nach Russland. Entlang der Kaltfront, die von Polen, Tschechien und Rumänien über die Alpen bis nach Norditalien reichte, gab es teils starken Regen. Die größten Regenmengen wurden in Polen mit 17,4 mm in Stettin und Tschechien mit 30,3 mm in Pec pod Snezkou, am Fuß der Schneekoppe registriert. Auf seiner Rückseite gab es auch in Deutschland weiterhin teils starke Niederschläge. Die größten Intensitäten innerhalb Deutschlands gab es an diesem Tag jedoch im Norden mit maximal 15,9 mm in Dörnick, in Schleswig-Holstein. Ebenso ging in Norddeutschland die Temperatur zurück, sodass die Höchsttemperatur in Deutschland größtenteils zwischen 16 und 19°C lag. An der Deutschen Bucht frischte zudem der Wind deutlich auf. So wurden auf Helgoland  maximal 23 m/s und sogar 24 m/s am Leuchtturm Alte Weser gemessen.

Am 20.06. lag der Wirbel mit seinem Zentrum über der Ostsee südlich von Finnland. Die Okklusion reichte von der norwegischen Ostseeküste bis nach Südostfinnland, wo sie sich in eine Warmfront, die von Finnland nach Russland reichte, und eine Kaltfront, die sich von Finnland aus bis nach Griechenland erstreckte, teilte. Vor allem entlang der Kaltfront gab es erneut verbreitet teils starken Regen. Auf seiner Rückseite gelangte weiterhin kühle Polarluft nach Deutschland, so dass die Temperatur weiterhin Werte um 20°C erreichte. Die Niederschläge ließen allmählich nach.

Auch am nächsten Tag war die Zyklone FABIAN weiter nordostwärts mit Zentrum über Südfinnland gezogen und hatte sich auf einen Kerndruck von ca. 990 hPa verstärkt. Die Okklusion reichte von Finnland bis in den Norden Russlands, die Warmfront erstreckte sich nach Zentralrussland, die Kaltfront reichte bis in die Türkei. Mit Durchzug der Kaltfront ging die Temperatur in Russland zurück. Während in Moskau am Vortag die Temperatur Maximalwerte von 29°C erreichte, wurden nun noch 22,9°C registriert. Entlang der Fronten gab es erneut geringen Regen. Größere Niederschlagsmengen gab es dagegen im Norden Schwedens. So fielen bis zum Morgen in Nausta und Vidsel je 40 mm, in Boden sogar 67 mm Regen.

Bis zum 22.06. hatte sich der Wirbel nordwestwärts verlagert und lag nun mit seinem Kern über Nordnorwegen. Diese westliche Bewegungsrichtung ist für Tiefdruckgebiete in unseren Breiten äußerst ungewöhnlich. Während die Okklusionsfront vom Nordmeer bis nach Russland reichte, lagen die Warm- und Kaltfront über Zentralrussland. In deren Einflussbereich gab es in Russland weiterhin leichten Regen. In Schweden waren die Niederschlagsmengen erneut größer, jedoch nicht mehr so extrem wie am Vortag. In Boden fielen innerhalb von 24 Stunden 25 mm. Auch in Norwegen fiel stellenweise starker Niederschlag, so in Verdal-Reppe mit 21 mm. Auch am 23.06. hatte sich das Tief FABIAN unter leichter Abschwächung weiter nordwestwärts verlagert und hatte sein Zentrum nun nordwestlich von Norwegen. Seine Front war komplett okkludiert und reichte vom Nordmeer bis nach Nordwest-Russland. Dort blieb es jedoch weitgehend trocken.

Am 24.06. lag das Tief unverändert nordwestlich von Norwegen. Dabei hatte es sich erneut abgeschwächt und hatte nun einen Kerndruck von etwa 1005 hPa. Da seine Okklusionsfront nun ausschließlich über dem Nordmeer lag, hatte der Wirbel FABIAN keinen Einfluss mehr auf das Wetter in Europa. Im weiteren Tagesverlauf füllte sich die Zyklone immer mehr auf, sodass sie am folgenden Tag kein Frontensystem mehr besaß und somit wetterunwirksam war.

Einen Tag später, am 26.06.2011, hatte sich das Tiefdruckgebiet FABIAN komplett aufgelöst und konnte daher nicht mehr auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden.


Geschrieben am 25.07.2011 von Diana Schmiedel

Wetterkarte: 22.06.2011

Pate: Popgom.de