Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet FABIOLA
(getauft am 31.03.2012)
Im
Gebiet des südlichen Grönlands und um Island herum bilden sich häufig
Tiefdruckgebiete beim Zusammentreffen von arktisch kalten und wärmeren
subtropischen Luftmassen. So geschah es auch am 30.03. als sich über der
Südostküste Grönlands ein neues Tiefdruckgebiet bildete. Dieses wurde einen Tag
später auf den Namen FABIOLA getauft und war am gleichen Tag über dem
Nordwesten Islands mit einem Kerndruck von ca. 1025 hPa das erste Mal auf der Berliner
Wetterkarte zu sehen. Anfangs intensivierte sich die Zyklone mit einem Druckfall
von 10 hPa innerhalb von 24 Stunden. Eingebettet in die Höhenströmung in ca.
5,5 km Höhe zog das Tiefdruckgebiet FABIOLA bis zu den Färöer Inseln und besaß
am 01.04. einen Kerndruck von 1015 hPa. Eine Warmfront reichte nach Südwesten, vorbei
an der Küste von Schottland bis knapp nördlich von Irland, wohingegen sich eine
Kaltfront nach Nordwesten über Island hinweg bis nach Grönland erstreckte und
dort verwellte. In seinem Einflussbereich sorgte das Tief für Niederschläge und
mit dem Durchzug der Kaltfront auch für eine leichte Abkühlung auf Island.
Bis
zum 02.04. verstärkte sich die Intensivierung der Zyklone weiter. Durch eine
Veränderung in der Höhenströmung sank der Kerndruck des Tiefdruckgebietes
FABIOLA am 02.04. um ca. 30 hPa in nur 24 Stunden auf knapp unter 985 hPa.
Damit war das Kriterium für eine sogenannte rapide Zyklogenese, also eine
besonders schnelle Tiefdruckentwicklung, um 6 hPa überschritten. Mit dieser
schnellen Entwicklung verlagerte sich das Tiefzentrum zur Südspitze Finnlands.
Beim Durchzug des Tiefzentrums fielen im norwegischen Bergen 6 mm Niederschlag,
im Lee des Skandinavischen Gebirges wie z. B. in Oslo blieb es hingegen
trocken.
Da
die wesentlich schneller ziehende Kaltfront die Warmfront zunehmend eingeholt hatte,
waren beide Fronten vom Tiefzentrum bis zur polnischen Ostseeküste bereits
okkludiert. Der Okklusionspunkt, also der Punkt an dem sich beide Fronten
wieder aufspalteten, lag am 02.04. um 01 Uhr MEZ über Danzig. Im nahegelegenen
Leba fielen mit Durchgang der Fronten 10 mm Regen. Während die Warmfront zu
diesem Zeitpunkt bereits nur noch recht schwach ausgeprägt war und bis zum
Riesengebirge reichte, erstreckte sich die Kaltfront in einem Bogen über
Berlin, Ostfriesland und die Nordsee bis zur Nordspitze Schottlands. Rückseitig
der Kaltfront blieb die bis dahin vorhandene kräftige Nordströmung weiterhin
erhalten und führte Kaltluft arktischen Ursprungs nach Mitteleuropa.
Die
Warmfront konnte so nur kurzzeitig für eine leichte Erwärmung im norddeutschen
Raum sorgen, in Berlin lag die Tageshöchsttemperatur am 02.04. mit 10°C im
Bereich des Warmsektors nur etwas mehr als 2 Grad höher als am Vortag. Die
arktische Kaltluft brachte schon am nächsten Tag wieder eine Abkühlung auf 7°C,
bei wechselhaftem Wetter mit meist dichter Bewölkung und einigen kurzen
Schauern. Während rückseitig der Front an diesem Tag nur an der Ostseeküste
längere Zeit die Sonne zwischen den Wolkenlücken scheinen konnte, zeigte sie
sich im Süden Deutschlands bis zu 12 Stunden. Ursache dafür war Hochdruckeinfluss
in diesem Gebiet, welcher das Weiterziehen der Front nach Süden verhinderte. So
befand sich die Luftmassengrenze direkt über der Mitte Deutschlands. Südlich einer
Linie Frankfurt am Main–Regensburg erreichten die Höchsttemperaturen bei meist
wolkenlosem Himmel wie in Freiburg bis zu 19°C.
Nach
der anfänglichen rasanten Entwicklung des Tiefdruckgebietes FABIOLA verlagerte
sich der Wirbel in den nachfolgenden Tagen aufgrund der Höhenströmung weiter
ostwärts. So befand sich das Zentrum am 03.04. über Moskau. Die Frontensysteme
waren inzwischen fast vollständig okkludiert und sorgten in ihrem
Einflussbereich von Südfinnland bis zum russischen Fluss Don für Schneefall bei
Temperaturenwerten, die in der Nacht knapp unter dem Gefrierpunkt lagen. In
Deutschland lag die Luftmassengrenze weiterhin nahezu stationär über der Mitte
des Landes, während sich von Nordwesten bereits das nächste Tiefdruckgebiet
ankündigte.
Das
Tiefdruckgebiet FABIOLA schwächte sich an diesem Tag deutlich ab, sodass es am
04.04. einen Kerndruck von nur noch knapp unter 1000 hPa besaß. Inzwischen
hatte es sich an den östlichen Rand des Analysebereiches der Berliner
Wetterkarte verlagert und befand sich mit seinem Zentrum östlich vom Nordural
über Sibirien. Da die Tendenz der Abschwächung und der Verlagerung nach Osten
weiterhin vorhanden war, war dies der letzte Tag an dem das Tief FABIOLA auf
der Berliner Wetterkarte analysiert werden konnte.
Geschrieben
am 26.04.2012 von Thomas Schubert
Berliner
Wetterkarte: 02.04.2012
Pate:
Fabiola Richter