Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet FABIO
(getauft am 31.12.2019)
Ein Tief über dem Nordosten Kanadas zog
in den letzten Tagen des Jahres 2019 über den Nordatlantik. Unter Verstärkung
zog die Zyklone weiter nach Island und wurde anhand der Prognosekarte für den
Neujahrstag 2020 um 13 Uhr MEZ auf den Namen FABIO getauft.
Am 01.01.20 um 01 Uhr MEZ lag das
Zentrum des Tiefs FABIO nordwestlich von Island auf halber Strecke in Richtung
Grönland. Bei einem Minimaldruck von 975 hPa erstreckte sich die kurze Okklusion
rund 250 km nach Osten, wo sich unmittelbar eine weitere Okklusion (Mischfront
aus Warm- und Kaltfront) anschloss. Dadurch fielen beispielsweise in Blönduós bis
07 Uhr MEZ 3,9 l/m² Niederschlag in den vorangegangenen 24 Stunden. Die
Höchsttemperatur lag im Bereich der Front bei 2,9°C in Reykjavík oder 5,8°C in Vopnafjörður.
Der sich aufbauende Druckunterschied zum Hoch XIA über Mitteleuropa rief
bereits Sturmböen über Island hervor.
Einen Tag später befand sich das Tief
FABIO mit dem Kern über dem Norden Islands. Ungefähr 967 hPa wurden dort
gemessen. Das kleinräumige Tiefdruckgebilde FABIO hatte mit seinen Fronten
Einfluss auf Island. An der Warmfront schloss sich eine Kaltfront einer Welle
bei Jan Mayen an. Aus den Wolken fiel dabei meist Schnee, wie zum Beispiel in
Sata 2,7 l/m² und 4,7 l/m² in Bíldudalur in 12 Stunden bis 07 Uhr MEZ. Mit der
Zufuhr arktischer Luftmassen stieg die Temperatur nur auf -4,3°C in Gufuskálar
und -8,5°C in Bolungarvík. Die höchsten Windspitzen in Sturmstärke wurden dabei
westlich des Zentrums im Südosten Grönlands registriert.
Mit dem Weiterzug nach Nordosten
verstärkte sich der Wirbel FABIO weiter. Etwa 250 km östlich von Jan Mayen
betrug der Luftdruck einen Tag später circa 952 hPa. Die Okklusion verlief vom
Europäischen Nordmeer bei Jan Mayen nach Osten bis in die Nähe des Nordkaps, wo
sie in die Warmfront überging. Die Warmfront der Zyklone FABIO war doppelt
ausgebildet und beide Warmfronten lagen über dem Westen Russlands. Starker
Schneefall herrschte dabei entlang der Mischfront auf Jan Mayen mit einer
24-stündigen Niederschlagsmenge von 21 l/m², die um 07 Uhr MEZ gemessen wurde.
Wesentlich weniger waren es ganz im Norden von Norwegen mit 8,5 l/m² in Honningsvåg.
Im Bereich der Warmfront, wo langsam warme Luft über Kaltluft aufstieg,
schneite es ein wenig, mit einer Niederschlagsmenge von 1,2 l/m² in Ufa oder
sogar 4 l/m² in Nischni Nowgorod innerhalb der selben Zeitspanne. Nur ein paar
Flocken fielen an der zweiten Warmfront über dem Nordwesten Russlands. Dazu
lagen die Höchsttemperaturen um den Gefrierpunkt, wie in Kasan mit 0,5°C, 2,0°C
in Moskau oder -2,0°C in Samara. Im Bereich der Mischfront waren es -3°C auf
Jan Mayen. Weil sich das Sturmtief FABIO weiter verstärkt hatte, traten nun
westlich des Kerns über Jan Mayen schwere Sturmböen auf und zusätzlich
südöstlich davon, wie zum Beispiel im Süden Finnlands. Außerdem reichte zu
Beginn eine Kaltfront entlang der norwegischen Küste, quer über die Nordsee bis
nach Großbritannien. Diese Kaltfront überquerte im Tagesverlauf Deutschland von
Nordwest nach Südost, mit verbreitet zweistelligen Niederschlagssummen.
Am 04.01.20 um 01 Uhr MEZ lag der Kern
der Zyklone FABIO I über der Mitte Skandinaviens mit einem minimalen Druck von
ungefähr 967 hPa. Die Okklusion war im Bereich des Zentrums unterbrochen. Zum
einen verlief sie bei den Lofoten und ging in die Mischfront des Tiefs FABIO II
über und zum anderen erstreckte sie sich vom Zentrum in einem Bogen über dem
Südwesten Finnlands bis nach Südschweden woran sich unmittelbar die Kaltfront
anschloss. Dort schob sich kalte Luft unter eine vorlaufende wärmere Luftmasse.
Diese Zone verlief westwärts bis nach Schottland. An der Kaltfront wiederum
schloss sich eine Warmfront eines anderen Tiefs an. Fronten, die sich an den
Vortagen in der Nähe des Tiefdruckgebietes FABIO befanden, schlossen sich zum
Tief FABIO II zusammen. In der Nähe des Nordkaps erstreckte sich die Okklusion
bis zum Okklusionspunkt rund 200 km nördlich der Halbinsel Kola, wo zudem der
Kern mit einem Druck von circa 954 hPa lag. Die weiterhin doppelt ausgebildete
Warmfront lag über dem Westen Russlands. Die Kaltfront erstreckte sich in einem
weiten Bogen vom Okklusionspunkt über den Nordwesten Russlands, Polen, den Alpenraum
und der Biskaya bis nach Galicien im Bereich des Kerns des Hochs ALMAR. Schnee
und Schneeregen sorgte für 24-stündige Niederschlagsmengen bis 07 Uhr MEZ von 6
l/m² in Perm oder 0,8 l/m² in Tobolsk entlang der Warmfront. Im Bereich der Kaltfronten
der beiden Teiltiefs kamen bis 07 Uhr MEZ 12-stündige Regenmengen von bis zu
16,1 l/m² in Bad Rippoldsau im Schwarzwald, 6,6 l/m² in Braunlage und 5 l/m² im
polnischen Koszalin. Kräftige Schneeschauer gingen im Süden Skandinaviens
nieder mit beispielsweise 20 l/m² in Tingvoll und 11 l/m² in Fossmark. Dort gab
es auch die stärksten Windböen im Einflussgebiet des Sturmkomplexes FABIO I und
II. Vereinzelt wurden an der skandinavischen Küste Orkanböen registriert. Dazu
stieg die Temperatur im Westen Russlands auf -0,3°C in Moskau und -0,1°C in
Nischni Nowgorod. In maritimer Arktikluft erreichte die Temperatur hinter der
Kaltfront 1,6°C in Trondheim oder 3,6°C in Molde.
Das Tiefdruckgebiet FABIO I lag einen
Tag später mit dem Zentrum in der Nähe des Ladogasees. Der minimale Druck von
rund 992 hPa kennzeichnete die Abschwächung der Zyklone. Ausgehend vom Kern
verlief die Okklusion nach Süden bis zu den Nordkarpaten. Dort ging sie in die
Kaltfront über, die in einem Bogen über Ungarn, Slowenien und den Süden Deutschlands
lag. Daran schloss sich in der Nähe des Hochs ALMAR eine Warmfront an. In
Höhenkaltluft bildeten sich wiederholt kräftige Regen-, Graupel- und
Schneeschauer besonders über Österreich. Im 12-stündigen Zeitraum bis 07 Uhr
MEZ fielen zum Beispiel 12,0 l/m² in Mondsee oder 20,0 l/m² am Präbichl. Luft
polaren Ursprungs sorgte für Höchstwerte von 3,6°C in Berlin-Dahlem, 4,0°C in
Prag und 2,7°C in Warschau. Mit der Abschwächung ließ auch der Wind nach.
Einzelne Sturmböen kamen noch im Südwesten Finnlands und auf Gotland vor. Der
Kern des Wirbels FABIO II befand sich zur selben Zeit an der Südostspitze von
Nowaja Semlja mit einem Druck von knapp 960 hPa. Die Mischfront erstreckte sich
von diesem Gebiet über den Obbusen und Tobolsk bis zum südlichen Ural, wo sich
eine Warmfront einer Wellenstörung anschloss. Im Bereich der Okklusion schneite
es länger anhaltend, so dass eine Niederschlagsmenge von 3 l/m² in Workuta, 2
l/m² auf Nowaja Semlja und 0,6 l/m² in Tobolsk in 24 Stunden bis 07 Uhr MEZ
gemessen wurden. Wegen des immer noch sehr niedrigen Kerndruckes fegten im
Nordwesten Russlands weiterhin Sturmböen durch die Landschaft. Dabei betrugen
die Höchstwerte -0,5°C in Workuta, -0,3°C in Pechora und -3,3°C in Tobolsk.
Da das Hoch ALMAR langsam den Einfluss
auf den Westen Russlands erhöhte, löste sich das Teiltief FABIO I auf. Das noch
bestehende Tief FABIO befand sich mit dem Zentrum ungefähr 350 km östlich von
Nowaja Semlja am Rand des Erfassungsgebietes der Berliner Wetterkarte, wo ein
Luftdruck von rund 973 hPa herrschte. In den vorangegangenen 24 Stunden bis 07
Uhr MEZ fielen in Workuta im Einflussbereich des Tiefs 3,4 l/m² und 2 l/m² auf
Nowaja Semlja bei Höchstwerten von -8,5°C bzw. -4°C. Wie an den Vortagen wurden
immer noch im äußersten Nordwesten Russlands Sturmböen gemessen.
Bis zum nächsten Tag hatte sich das
Tief FABIO deutlich abgeschwächt. Es blieb stationär, war jedoch nicht mehr als
benanntes Tiefdruckgebiet auf der Berliner Wetterkarte vermerkt.