Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet FALK

(getauft am 19.03.2017)

 

Am 19.03.2017 wurde das Wetter in Nordwesteuropa vom Frontensystem des Tiefs DIETER und des Tiefs ECKHART bestimmt. An einer dieser Fronten, die bis auf den Atlantik reichte, kam es bei einem Wechsel von Warm- zu Kaltfront zu einer Deformation. An ebendieser sogenannten Wellenstörung sollte ein Tiefdruckgebiet entstehen, was mit einer ostwärts gerichteten Bewegung in Richtung des europäischen Festlands ziehen sollte. Dieses Gebiet tiefen Drucks wurde in der Prognose für den 20.03. von den Meteorologen der Berliner Wetterkarte auf den Namen FALK getauft.

 Wie prognostiziert befand sich die Zyklone FALK um 01 Uhr MEZ am 20.03. vor den Britischen Inseln und hatte bereits eine Okklusionsfront ausgebildet. In der Meteorologie ist Okklusion der Begriff für eine Mischfront, die Eigenschaften einer Warm- und Kaltfront vereint und auftritt, wenn die schneller ziehende Kaltfront die Warmfront einholt. Im Kern der Zyklone nordwestlich von Irland herrschte ein Druck von unter 990 hPa. Die Kaltfront des Wirbels verlief westlich der irischen Westküste hinaus über den Atlantik, um schließlich in eine Warmfront überzugehen. Die Warmfront des Tiefs FALK erstreckte sich über Irland, England bis über die Nordsee, wo sich diese der Kaltfront des Tiefs DIETER westlich von Norwegen anschloss. Bis um 19 Uhr MEZ fielen in England bis zu 10 l/m² in Leek Thorncliffe, in Wales bis zu 20 l/m² in Sennybridge oder 13 l/m² am Lake Vyrnwy. Im Tagesverlauf zog das Tiefdruckgebiet FALK unter Verstärkung zur nördlichen Nordsee. Dabei lag Deutschland im Warmluftsektor des Tiefs, also im Gebiet zwischen Warm- und Kaltfront, sodass subtropische Meeresluft von Süden einfließen konnte. Im südlichen Bayern wurden bis zu 17°C gemessen, in Berlin und Brandenburg bis zu 14°C und im nördlichen Schleswig-Holstein 8 bis 10°C. Am längsten schien die Sonne mit 11 Stunden auf der Zugspitze, ansonsten wurde in Deutschland meist nicht mehr als eine Stunde Sonne verzeichnet. In der Nacht zum 21.03. griff die Kaltfront des Wirbels FALK auf Norddeutschland über. An dieser Front, welche kalte maritime Polarluft und warme maritime Subtropikluft trennte und deshalb auch als Luftmassengrenze bezeichnet wird, bildete sich lang anhaltender Regen. Bis zum Morgentermin des Folgetages fielen 15 l/m² in Schleswig, sowie 12 l/m² am Kap Arkona auf Rügen. Im Mittelgebirgsraum blieb es meist trocken, nur Braunlage verzeichnete noch 4 l/m² und auf dem Brocken konnten 6 l/m² gemessen werden.

Um 01 Uhr MEZ des 21.03. lag der Kern der Zyklone westlich von Südnorwegen mit einem Druck, der auf 975 hPa gesunken war. Vom Kern der Zyklone FALK verlief die Okklusion in einem Bogen über Südskandinavien bis zum Okklusionspunkt über Südschweden. Als Okklusionspunkt wird dabei der Punkt bezeichnet, an dem Kalt- und Warmfront gerade aufeinandertreffen. Die Warmfront verlief über die Ostsee über Polen bis zum Schwarzen Meer, während die Kaltfront Deutschland nach Südosten überquerte und über Frankreich, den Norden Portugals bis hinaus über den Atlantik verlief. Entlang dieser Kaltfront kam es zu Gewittern mit schauerartig verstärkten Niederschlägen am Nachmittag im Harz und abends dann auch in Berlin. Innerhalb von 12 Stunden bis 19 Uhr MEZ fielen dabei jeweils 3 l/m² in Berlin-Dahlem und Berlin-Tegel sowie 9 l/m² auf dem Brocken.

Tiefdruckgebiet FALK zog bis zum folgenden Tag weiter nach Nordosten in Richtung Finnland und befand sich zu Beginn des Tages mit einem Druck von unter 990 hPa über dem Bottnischen Meerbusen. Von dort verlief die Okklusion in einem Bogen gen Moskau, die Warmfront erstreckte sich weiter bis über Kiew. Die Kaltfront der Zyklone verlagerte sich langsam in Richtung der Alpen. Dabei waren die Temperaturgegensätze im Bereich der Front nur noch schwach ausgeprägt. Meist wurden in Deutschland vor allem in der Nordhälfte noch über 10°C gemessen, wie in Neuruppin 11°C, Münster 12°C, Kassel 10°C und in Leinefelde 9°C. Im Südosten Deutschlands hielt sich der Regen, so fielen bis zum Abend in München 12-stündig 3 l/m² und in Regensburg 4 l/m².

Der Kern des Tiefs FALK lag am 23.03. über der Halbinsel Kola mit einem Kerndruck von unter 995 hPa. Die Okklusionsfront führte bogenförmig über Russland bis nahe Moskau. Eine kurze Warmfront verlief etwas weiter südlich und die Kaltfront mit ihrem Ende über dem äußersten Osten Frankreichs verlagerte sich ostwärts. Entlang der Front fielen 14 l/m² in Rivne in der Ukraine, 7 l/m² im weißrussischen Masyr und 4 l/m² im russischen Klein in 12 Stunden bis zum Morgen. Die Niederschläge schwächten sich im weiteren Tagesverlauf aber immer weiter ab.

Am 24.03. wurde das Tief FALK das letzte Mal namentlich auf der Berliner Wetterkarte erwähnt. Im Vergleich zum Vortag nur wenig weiter abgeschwächt befand sich der Kern über der Barentssee bei Nowaja Semlja. Sein Frontensystem erstreckte sich in einem Bogen über weite Regionen Russlands, endete über Ostpolen und brachte nur noch sehr geringe Niederschlagssummen. Bis zum Folgetag hatte sich Zyklone FALK aufgelöst und konnte somit nicht weiter auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden.

 


Geschrieben am 12.05.2017 von Natja Bublitz

Berliner Wetterkarte: 21.03.2017

Pate: Falk Hohnekamp