Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet FARIDEH

(getauft am 03.08.2020)

 

Direkt vor der Kaltfront des Tiefs ELLEN II bildete sich über dem Golf von Genua in den ersten Augusttagen 2020 ein Tiefdruckgeiet, das anhand der Analysekarte vom 03.08.2020 um 02 Uhr MESZ auf den Namen FARIDEH getauft wurde.

Unmittelbar vor der erwähnten Kaltfront befand sich der Kern des Tiefdruckgebietes FARIDEH zu diesem Zeitpunkt mit einem Druck von knapp 1008 hPa. Einen Tag später, am 04.08., geriet die Kaltfront mehr in den Einfluss des Tiefs und fing an den typischen Wirbel auszubilden. Im Anschluss der Kaltfront einer kleinen Welle über dem östlichen Alpenraum schloss sich die Warmfront des Wirbels FARIDEH an, die sich über der Poebene befand und bis zum Ligurischen Meer reichte. Vom dortigen Kern, wo ein Luftdruck von rund 1004 hPa herrschte, verlief die Kaltfront zunächst vor der toskanischen Küste und anschließend im Bogen zum Süden Sardiniens und schließlich nach Westen bis nach Ibiza. Auf der Südseite der Alpen regnete es verbreitet an der Warmfront mit 12-stündigen Regenmengen zwischen 15,2 l/m² in Tione di Trento, 26,4 l/m² an der Station Pergine Valsugana und 44,2 l/m² in Bassano del Grappa. Weniger Niederschlag bildete sich an der Kaltfront, wo sich kalte Luft plötzlich unter Warmluft schob. Vereinzelt gingen dort Schauer nieder, weshalb in Katalonien in einer Stunde 17 l/m² in Gurb zusammenkamen. Im Tiefland waren es im Regen nur beispielsweise 21,5°C in Trient. Mit dem Zustrom tropischer Luft wurden im restlichen Italien bis zu 34,0°C in Termoli oder 34,6°C in Vieste gemessen. Hinter der Kaltfront waren es ähnlich hohe 30,3°C in Girona und 30,3°C in Cagliari in einer erwärmten Subpolarluftmasse.

Mit der Ansammlung kalter Luft in der Höhe und des damit entstandenen Höhentiefs, welches einem Kaltluftvorstoß nach Süden entspricht, entwickelte sich auch im Bodenniveau der Wirbel FARIDEH weiter. Am 05.08.20 um 02 Uhr MESZ lag der Tiefdruckkern mit einem dortigen Druck von circa 1007 hPa über der südöstlichen Adria. Der Bereich der sogenannten Okklusion, wo die Kaltluft die wärmere Luft eingeholt hatte und vom Boden anhob, verlief in einem kleinen Bogen vom Latium bis nach Bosnien-Herzegowina, wo sich zudem ausgehend vom Okklusionspunkt die sehr kurze Warmfront befand. Im Anschluss ging diese Warmfront, wo sich langsam warme Luft über eine kühlere Luftmasse schob, in eine Kaltfront eines Tiefs bei St. Petersburg über. Die bogenförmige Kaltfront erstreckte sich vom Okklusionspunkt entlang der Adriaküste bis nach Albanien und anschließend über dem Ionischen Meer bis nach Tunesien. Infolge der Labilität der Luft im Bereich von Tief FARIDEH bildeten sich Schauer und Gewitter vor allem entlang der Kaltfront in der Nähe der Adriaküste des Balkans mit enormen Regenmengen bis zu 69 l/m² in 6 Stunden bis 02 Uhr MESZ in Podgorica oder weitaus weniger, aber dennoch erwähnenswerte 14 l/m² auf der Insel Ponza im Tyrrhenischen Meer. Dabei stieg die Temperatur auf Werte zwischen 23,5°C in Loznica, 28,3°C in Amendola und 32,6°C in Catania.

Die Labilität in der Höhe nahm langsam ab, weshalb sich auch die Zyklone FARIDEH mit dem Weiterzug nach Süden bis zum nächsten Tag insgesamt abschwächte. Bei einem Kerndruck am Boden von knapp 1008 hPa hatten sich alle Bodenfronten aufgelöst. Der Kern befand sich nun über dem Ionischen Meer vor der Küste Apuliens und Kalabriens. Zum Teil gewittrige Regenfälle oder Gewitterschauer gingen dabei besonders über Makedonien und gebietsweise über den südlichen Teil des italienischen Stiefels nieder. Während es in Campobasso 20 l/m² in 12 Stunden bis 08 Uhr MESZ waren, betrug die Regenmenge in Skopje 38 l/m² und 24 l/m² in Bitola im gleichen Zeitraum. Unter den Regenwolken waren die Höchsttemperaturen deutlich gedämpft. Zum Beispiel wurden in Tetovo nur 17,6°C oder 18,0°C in Skopje gemessen. Wo neben den Wolken auch die Sonne herauskam, stieg die Temperatur auf 29,6°C in Tirana, 30,0°C in Reggio di Calabria und 30,2°C in Neapel.

Bis zum darauffolgenden Tag verharrte der Kern des Tiefdruckgebietes FARIDEH über der Meerenge zwischen Apulien und Albanien. In diesem Gebiet wurde ein Luftdruck von rund 1011 hPa am Boden gemessen. Die Höhenkaltluft sorgte weiterhin für Schauer und Gewitter im Süden Italiens und vor allem im südwestlichen Balkan. Mit bis zu 62 l/m² bis 08 Uhr MESZ in 12 Stunden in Strumica im Südosten Makedoniens fiel in dieser Zeitspanne mehr Regen als im ganzen Monat August üblich ist. Auch mit 14 l/m² in Tuzla im Norden Bosnien-Herzegowinas war es in diesem Zeitraum ziemlich nass. In Richtung Italien wurden die Schauer seltener und es kamen nur noch beispielsweise in Messina 8 l/m² in derselben Zeit zusammen. In einer subtropischen Luftmasse wurden dabei je nach Sonnenschein zwischen 23,7°C in Bitola, 29,2°C in Kérkyra auf Korfu und 34,7°C in Split erreicht.

Mit der Erwärmung der Luft in 5,5 km Höhe nahm die Labilität weiter ab und das Bodentief FARIDEH löste sich bis zum nächsten Tag auf.