Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
FEE
(getauft
am 05.09.2012)
Anfang
September zog ein Tiefdruckgebiet von der Baffininsel
kommend Richtung Südgrönland. Am 05.09. wurde dieses Tief schließlich auf den
Namen FEE getauft. Zum Zeitpunkt der Taufe besaß das Tief einen Kerndruck von ca.
1000 hPa und lag mit seinem Zentrum nahe der
grönländischen Stadt Angmagssalik. Vom Kern zog sich
eine kurze Okklusion, eine Mischfont mit Eigenschaften von Warm- und Kaltfront,
wenige Hundert Kilometer ostwärts, bevor sie sich auf halber Strecke zwischen
Grönland und Island in Warm- und Kaltfront aufteilte. Die Warmfront zog sich
von dort bis Island und noch ein wenig weiter, bis knapp südlich von Reykjavik.
Die Kaltfront beschrieb einen scharfen Bogen nach Südwesten und reichte bis
weit über die Labrador-Halbinsel. Tief FEE folgte der Zugrichtung eines
Höhentiefs in ca. 5,5 km, dessen Zentrum fast genau über dem des Bodentiefs
lag. In dieser Höhe wurde eine Temperatur von -28°C gemessen, was gleichzeitig
der tiefsten Temperatur auf der gesamten Höhenwetterkarte der Berliner
Wetterkarte vom 05.09. um 01 Uhr MEZ entsprach.
Beide
Zentren verlagerten sich entlang des Polarkreises nach Osten und erreichten bis
zum 06.09. die Nordküste von Island. Die Warmfront im Bodenniveau von Tiefdruckwirbel
FEE erstrecke sich vom Kern, in dem der Druck auf knapp unter 995 hPa gesunken
war, über das Europäische Nordmeer bis zu den Shetlandinseln. Die Kaltfront
verlief hingegen vom Zentrum aus über Island in Richtung Südwesten bis über den
Nordatlantik. Die Fronten von Tief FEE überquerten aufgrund der Nähe zum
Tiefzentrum dicht aufeinander folgend Island. Dabei wurde z.B. an der Station Bolungarvik, im äußersten Nordwesten der Insel, bei einem Temperaturrückgang
von 12°C auf 4°C innerhalb von 24 Stunden 18 l/m² Regen gemessen. Im Laufe des Tages
teilte sich das Höhentief zwischen Island und der Westküste Norwegens in zwei
Zentren. Das östliche Teiltief gliederte sich einem großräumigen Höhentief über
Nordskandinavien an, während sich das westliche Teiltief auflöste.
Am
07.09. wies das Zentrum von Zyklone FEE mit einem Kerndruck von knapp 995 hPa
eine schmale Nord-Süd-Ausdehnung auf, dafür aber eine große West-Ost-Ausdehnung,
die von Island bis zur Westküste Norwegens reichte. Da die Okklusionsfront
deutlich schneller in Richtung Osten zog als das Zentrum von Tief FEE, bildete
sich ein langgezogenes Frontensystem aus, welches in seinem südöstlichsten
Bereich die Ostsee erreicht hatte. Von Großbritannien aus kamen die Warm- und
Kaltfront nur langsam in Richtung Benelux-Staaten und Deutschland voran, da das
kräftige Hoch DENNIS über Mitteleuropa ein Weiterkommen blockierte. Die
Ausläufer von Tief FEE hatten den Norden Deutschlands bereits in der
vorangegangenen Nacht erreicht und brachten dabei verbreitet bis zu 1 l/m²
Niederschlag. Nur direkt an der Nordseeküste wurde mehr Regen gemessen, z.B. in
Sankt Peter Ording mit 6 l/m² innerhalb von 12
Stunden. Aufgrund der teils dichten Wolkendecke sank die Temperatur nicht unter
10°C, direkt an der Nordseeküste wurden vereinzelt sogar Tiefstwerte von 16°C
gemeldet. Am Tag schien im Norden Deutschlands die Sonne unter den weiterhin
vorherrschenden dichten Wolken verbreitet gar nicht oder nur bis zu einer
Stunde. Lediglich auf Sylt, Rügen und Usedom, sowie südlich der dichten Wolken
wurden 2 oder mehr Stunden Sonnenschein registriert.
Am
08.09. erfolgte auch im Bodenniveau eine Teilung des Systems FEE, wie zwei Tage
zuvor bereits in der Höhe. Tief FEE I wurde mit einem Kerndruck von etwa 995
hPa an der Westküste Norwegens analysiert und Tief FEE II an der Grenze von
Finnland zu Russland mit einem Kerndruck von etwa 993 hPa. Die Teiltiefs FEE I
und FEE II waren durch eine gemeinsame und sehr lang gezogenen Okklusionsfront
miteinander verbunden. Diese erstreckte sich insgesamt von Island über Skandinavien
bis zum Weißen Meer und von dort über Moskau und Weißrussland bis zum
Erzgebirge. Erneuter Niederschlag fiel entlang dieser Linie z.B. in Trondheim
mit 17 l/m² und St. Petersburg mit 16 l/m².
Bereits
am 09.09. hatte sich Teiltief FEE I wieder aufgelöst, sodass nur noch das Teiltief
FEE II, nun wieder als Tief FEE auf den Karten geführt, mit Zentrum über
Nordwestrussland und einem Kerndruck von knapp 992 hPa auf der Bodenwetterkarte
erschien. Ab diesem Tag war Tiefdruckwirbel FEE nur noch über Westrussland
wetterwirksam. Aufgrund der fortgeschrittenen Entwicklung fielen die
Niederschlagsmengen mittlerweile geringer aus, z.B. in Murmansk und Moskau mit
je 2 l/m².
Mit
dem Erreichen des Urals am 10.09. gelangte auf der Vorderseite von Tief FEE
warme Luft von Kasachstan nach Westsibirien. Anhand der Station Tobolsk lässt sich der Wetterverlauf in den von Tief FEE
beeinflussten Gebieten gut nachvollziehen. An diesem Tag wurde dort eine
Höchsttemperatur von 24,9°C erreicht. In den folgenden Tagen fielen dort immer
wieder kurze Schauer mit geringen Regenmengen. Die Höchsttemperatur ging dabei täglich
zurück und erreichte am 11.09. noch 20,5°C, am 12.09. sank sie auf 15,1°C und
am 13.09. betrug die Höchsttemperatur nur noch 12,4°C. An diesen Tagen hielt
sich der Kerndruck stabil und schwankte nur leicht zwischen 995 hPa und 998
hPa.
Am
14.09. wurde das Zentrum von Tief FEE über Tobolsk
analysiert, besaß allerdings keine zugehörigen Fronten mehr. Im weiteren
Verlauf zog der Wirbel FEE weiter ostwärts außerhalb des Darstellungsbereiches
und konnte daher nicht weiter auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden.
Geschrieben am 03.11.2012 von Matthias Treinzen
Berliner Wetterkarte: 07.09.2012
Pate: Fee Ungar