Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet FELIX

(getauft am 08.01.2015)

 

Am 08.01.2015 wurde über der Nordostküste Nordamerikas ein Tiefdruckgebiet in der Prognose für den Folgetag auf den Namen FELIX getauft. Der Tiefdruckkomplex vor Neufundland war in ein deutlich ausgeprägtes Höhenströmungsband im 500 hPa-Niveau, was etwa einer Höhe von 5,5 km entspricht, eingebettet. Somit war eine zügige Verlagerung der Zyklone bis nach Europa begünstigt.

Bis zum 09.01. hatte die Zyklone FELIX schließlich den zentralen Nordatlantik erreicht und wurde mit einem Kerndruck von etwas unter 995 hPa verzeichnet. Vom Kern führte eine Okklusionsfront sowohl nach Westen, als auch nach Osten. Darunter wird eine Mischform der Warm- und Kaltfront verstanden, die Eigenschaften beider in sich vereint und durch die Vereinigung beider im Okklusionspunkt entsteht. Diese insgesamt mehrere Tausend Kilometer lange Front spaltete sich vom rund 1500 km weiter westlich gelegenen Kern Osten in eine Warmfront, die südsüdwestlich von Irland in die Kaltfront des Tiefs ELON überging, und eine Kaltfront auf. Diese erstreckte sich zunächst nach Süden und führte bogenförmig in südwestliche Richtung. Des Weiteren ging vom Kern eine kurze Kaltfront in südlicher Richtung aus, die aber schon nach wenigen Hundert Kilometern endete.

Am 10.01. um 00 UTC, also 01 Uhr MEZ, hatte der Wirbel FELIX die Färöer-Inseln erreicht. Sein Kern befand sich nördlich von Schottland. Während seiner Ostverlagerung hatte er sich zudem verstärkt und wies einen Druck von rund 970 hPa auf. Das zum Tief FELIX gehörende Frontensystem bestand aus einer vom Kern ausgehenden Okklusionsfront, die sich etwa an der Nordküste Schottland in eine Warm- und Kaltfront teilte. Die Warmfront reichte über die Nordsee, die Benelux-Länder, das Rheingebiet und über Baden-Württemberg bis fast an die Alpen. Die Kaltfront, die die westlichen Küstengebiete Schottlands und Irlands streifte und in südwestlicher Richtung, wie tags zuvor, den Atlantik. Hinter dieser Front folgte eine zweite Kaltfront, die maritime Luftmassen arktischen Ursprungs nach Süden transportierte. Das Tief FELIX sorgte für ungewöhnliches Winterwetter. Zum einen brachte die Warmfront durch die Zufuhr von Luftmassen tropischen Ursprungs verhältnismäßig hohe Temperaturen für den Januar. Dies ist insbesondere für den Januar sehr ungewöhnlich, daher wurden an einigen Stationen neue Temperaturrekorde beobachtet. In Salzburg beispielsweise wurde 20,8°C und in Graz 21,4°C als Höchsttemperatur registriert. Der bisherige Höchstwert im Januar der 30-jährigen Klimareihe 1961-1990 lag bei 14,4°C in Salzburg und 16,1°C in Graz. In Norddeutschland erreichte die Tageshöchsttemperatur vielerorts 12°C, wie in Hamburg mit 12,3°C, im Süden Deutschlands sogar Temperaturen über 15°C, wie in Freiburg mit 15,1°C oder in Chieming mit 16,8°C. Dazu kamen zudem noch Sturm und Orkanböen über ganz Deutschland. Am Flughafen Tempelhof in Berlin wurden Böen von 100 km/h, auf Sylt mit 123,5 km/h, am Kap Arkona auf Rügen mit 136,4 km/h und auf dem Brocken sogar 155,2 km/h gemessen. Diese traten in Kombination mit zum Teil kräftigen Niederschlägen auf. Vor allem in den Mittelgebirgen meldeten Stationen wie Feldberg im Schwarzwald 16,5 l/m², der Große Arber 29,1 l/m² und die Station auf dem Brocken gar 36,6 l/m² in jeweils 24 Stunden bis zum 06 Uhr UTC -Termin des Folgetages.

Unter Ausbildung eines zweiten Kerns verlagerte sich die Zyklone FELIX bis zum 11.01. nach Skandinavien. Der westlichere der beiden Kerne befand sich südwestlich von Trondheim über den norwegischen Fjorden mit einem Kerndruck von 975 hPa, während der weiter östlich gelegene Kern über Stockholm mit einem Druck von etwa 965 hPa analysiert wurde. Die beiden Zentren waren über eine Okklusionsfront verbunden, eine weitere führte in einem Bogen weiter über Tallinn bis zum Okklusionspunkt bei Minsk. Dort spaltete diese sich in eine Warmfront, die an Kiew und Bukarest vorbei bis über die Ägäis reichte, und eine Kaltfront auf, die zwischen Wien und Budapest entlang verlief, Genf passierte und nördlich von Bordeaux hinaus bis über die Biskaya führte. Trotz Intensivierung des Druckes schwächte sich das Windfeld spürbar ab, wodurch nun nur noch Werte wie 72 km/h in Warschau, 54 km/h in Minsk und 28 km/h in Kiew als Spitzenböe gemeldet werden konnten.

Am 12.01. hatte das Tiefdrucksystem FELIX St. Petersburg erreicht und wies nur noch einen auf 980 hPa abgeschwächten Kerndruck auf. Während eine Bodenwarmfront, die in der Höhe Okklusionscharakter annahm, nach Osten führte, beschrieb die zum Wirbel FELIX gehörige Kaltfront einen Halbkreis zwischen Wilna und Minsk, über die Danziger Bucht bis nahe Kopenhagen. Trotz starker Bewölkung wurden im Einflussbereich von Tief FELIX kaum Niederschläge beobachtet, wobei die relativ geringen Mengen häufig in Form von Schnee oder Griesel fielen. Moskau meldete bei Tagestiefsttemperaturen von
-5,3°C bis zum 06 Uhr UTC-Termin des Folgetages 2,6 l/m² und Wilna bei 0,2°C 5 l/m².

Am 13.01. befand sich der Kern der Zyklone FELIX etwa mittig über Perm und Archangelsk, der Druck im Kern war weiter gestiegen und betrug nunmehr rund 995 hPa. Auf der Berliner Wetterkarte konnten bei dem Wirbel FELIX um 00 Uhr UTC keine Fronten analysiert werden. Wie schon tags zuvor meldeten die Stationen in dessen Einflussbereich starke Bewölkung, wie am Morgen in Moskau mit Nebelbänken und Schneefall. Die Temperatur stieg dabei auf Höchstwerte von 2,3°C in Perm und -17,3°C in Onega westlich von Archangelsk und -10,3°C in Vorkuta.

Der 14.01. war schließlich der letzte Tag, an dem das Tiefdrucksystem FELIX auf der Berliner Wetterkarte analysiert wurde. Die Zyklone FELIX hatte sich im Laufe des Vortages weiter nach Norden verlagert und befand sich nun nördlich von Tobolsk östlich des Uralgebirges. Der Wirbel FELIX wies wieder eine Okklusionsfront auf, die in südlicher Richtung den Analysebereich der Berliner Wetterkarte verließ. Den stark windigen Charakter, den die Zyklone FELIX noch über Zentraleuropa aufgewiesen hatte, legte das Tief FELIX nun vollkommen ab. In Tobolsk wurden Spitzenböen von unter 47 km/h gemessen und bei einer Tagestiefsttemperatur von -11,8°C fielen dort auch nur 0,2 l/m² Neuschnee innerhalb von 24 Stunden.

Da die Zyklone FELIX im weiteren Verlauf in die Zirkulation eines unbenannten Tiefs über Nordrussland aufgenommen wurde, konnte diese am Folgetag nicht mehr auf der Berliner Wetterkarte namentlich verzeichnet werden.

 


Geschrieben am 10.03.2015 von Patrick Ilmer

Berliner Wetterkarte: 10.01.2015

Pate: Felix Schmoll