Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
FELIX
(getauft am
28.12.2017)
Die
Analysekarte des 28.12.2017 für das 500hPa-Niveau, welches einer Höhe von ca.
5,5 km entspricht, zeigte einen ausgeprägten Trog über Mitteleuropa. Die Strömungen
in dieser Höhe bestimmen, wie die Druckgebilde am Boden ziehen, da sich diese
mit der Höhenströmung bewegen. Ein Trog bezeichnet dabei einen Kaltluftvorstoß
nach Süden. An der Spitze dieses Troges konnte sich über dem Golf von Genua das
Tief FELIX als sogenannte Genua-Zyklone bilden, welches in den folgenden Tagen
das Wetter in Europa mitbestimmen sollte.
Die
Analysekarte der Berliner Wetterkarte verzeichnete den Wirbel FELIX mit einem
Kerndruck von rund 985 hPa, wobei eine Warmfront in nordöstlicher Richtung
vorbei an Venedig bis kurz vor Prag verlief, wo sie in das Frontensystem des
Tiefs EDILBERT überging. Die Kaltfront erstreckte sich entlang der Südwestküste
Italiens, führte über Sizilien, Tunesien, Algerien bis zum Atlasgebirge, wo sie
in die von Spanien kommende Warmfront eines unbenannten Tiefs bei Neufundland
überging. Während seiner Entstehung kam es zu starken Niederschlägen, wie es
typisch für Genua-Zyklonen ist. So
fielen zum Beispiel in Bergamo innerhalb von 24 Stunden bis 06 Uhr UTC, was 07
Uhr MEZ entspricht, des 28.12. 33,2 l/m² Regen oder in Mailand, wo im gleichen
Zeitraum 66 l/m² registriert wurden. Während sich der Wirbel FELIX ostwärts
verlagerte, erreichten seine Niederschlagsfelder zunächst die östliche
Adriaküste. In Verbindung mit den durch das Balkangebirge erzwungenen Hebungen
kam es hier nochmals zu starken Niederschlägen. In Kroatien meldete die Station
Rijekas innerhalb von 24 Stunden bis 06 Uhr UTC des folgenden Tages 28,5 l/m²,
die Station Pazin im gleichen Zeitraum 52,6 l/m² und
in Prag 61,4 l/m², im montenegrinischen Niksic
nochmals 55 l/m² während im albanischen Vlore 24 l/m²
gefallen waren. Die Niederschlagsmengen nahmen entlang der Adria in südlicher
Richtung langsam ab.
Während sich
die Zyklone FELIX über den Balkan verlagerte, bildete sie einen zweiten Kern
aus. Dieser hatte bis zum 29.12.2017 die nordwestlichen Karpaten erreicht,
während sich der ursprüngliche Kern über der Adria an der bosnischen Küste
befand. Beide Kerne wiesen voneinander getrennte Kerngebiete mit einem Druck
von jeweils unter 1000 hPa auf. Zwischen den beiden Kernen lag eine leicht im
Bogen laufende Okklusionsfront, welche bis nördlich von Budapest im Zentrum von
FELIX I reichte. Unter einer Okklusion wird die Mischform der Warm- und Kaltfront
verstanden, die durch die Vermischung der beiden Frontentypen entsteht. Diese
Vermischung kommt aufgrund unterschiedlicher Verlagerungsgeschwindigkeiten von
vorlaufender Warmfront und der schneller ziehenden nachfolgenden Kaltfront
zustande, welche die Warmfront im Okklusionspunkt einholt und vom Boden anhebt.
Von diesem Punkt aus verlief die kurze Warmfront in nördlicher Richtung und
ging östlich von Warschau in die Kaltfront des Tiefs EDILBERT über. Die
Kaltfront, welche sich erst in südöstlicher und anschließend in südlicher
Richtung fortsetzte, erstreckte sich über Bulgarien und Griechenland, westlich
vorbei an Kreta über das Mittelmeer bis nach Libyen, wo sie über der Sahara in
südlicher Richtung den Analysebereich der Berliner Wetterkarte verließ. Die so
verlagerten Niederschläge bescherten Griechenland nun starke Regenfälle. Das
Ombrometer der Station des Flughafens Mytilini
registrierte 41,0 l/m² in 24 Stunden bis um 06 Uhr UTC des folgenden Tages, im
gleichen Zeitraum sanken die Tagestiefsttemperaturen nach Durchzug der
Kaltfront von 13,2°C auf nun nur noch 11,4 °C. Die albanische Station von Vlore meldete ähnlich wie am vorigen Tag 20 l/m² an
Niederschlag in diesem Zeitraum.
Sich weiter
ostwärts verlagernd erreichte das Tief FELIX am 30.12.2017 die Region des
Schwarzen Meeres. Während sich der nördlichere Kern bis zum nordwestlichen
Schwarzen Meer verlagerte, hatte der südlichere der zwei Kerne die Region der
Ägäis erreicht und wies ebenso wie der nördlichere Kern knapp unter 1010 hPa
als Kerndruck auf. Beide Kerne besaßen eine Warm- sowie Kaltfront, die sich in
einer Nord- Südausrichtung miteinander verbanden. Ausgehend vom nördlichen Kern
FELIX II erstreckte sich die Warmfront bis nach Kiew, wo sie erneut in die
Kaltfront des Tiefs EDILBERT überging. Die Kaltfront verlief in südlicher
Richtung und ging über dem Schwarzen Meer in die Warmfront des südlichen Kerns
FELIX I über. Währenddessen zog sich die Kaltfront von des Kerns FELIX I
mäandrierend in südliche Richtung über das Mittelmeer und endete über der
Sahara im Grenzgebiet von Libyen und Ägypten. Dies führte in Kiew zu einem
Temperatursturz. Innerhalb von 24 Stunden sanken die Tagestiefsttemperaturen
von 4,6 auf -2,2°C, während sich der Wind von Südsüdost auf westnordwestliche
Richtungen änderte. Ähnliches zeichnete sich in Odessa ab. Dort sanken die
Tiefstwerte innerhalb von 24 Stunden von 6,5 auf 3,3°C ab. Im türkischen Tekirdag kam es hingegen zu ergiebigen Regenschauern, die
in Summe innerhalb von 12 Stunden bis 18 Uhr UTC 24,0 l/m² ergaben, während das
ebenfalls türkische Kirklareli 23 l/m² im gleichen
Zeitraum feststellte.
Sich weiter
abschwächend verlagerte sich der Kern FELIX I bis zum Morgen des 31.12.2018
über das Schwarze Meer bis vor die türkische Küste zwischen Amsara
und Sinop, während sich der nördliche der zwei Kerne
im Laufe des Vortages bereits aufgelöst hat. Der Kerndruck betrug nun fast
schon 1015 hPa, während das Frontensystem nunmehr lediglich aus einer nach
Norden führenden Warmfront bestand, die in der Nähe des ukrainischen Charkiw in
die Kaltfront eines unbenannten Tiefs bei St. Petersburg überging. Im
türkischen Sinop sanken so die Höchsttemperaturen von
17,5°C auf 11°C, während in der Nacht leichter Regen und Sprühregen einsetzte,
der sich auf bis zu 1,5 l/m² akkumulieren konnte.
Am letzten
Tag, an dem das Tief FELIX auf der Berliner Wetterkarte verzeichnet werden
konnte, dem 01.01.2018, hatte es die Grenzregion südlich von Krasnodar im Süden
Russlands erreicht. Wie am Vortag bestand sein Frontensystem einzig aus einer
Warmfront, die sich aber abermals verkürzt hatte und kaum bis Rostow am Don
reichte.
Am 02.02.2018
wurde das Tief FELIX schließlich nicht mehr auf der Analysekarte der Berliner
Wetterkarte verzeichnet.
Geschrieben
am 17.03. von Patrick Ilmer
Wetterkarte:
28.12.2017
Pate: Michael Felix Günther Ascher