Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet FEODOR

(getauft am 13.01.2013)

 

Am 12.01.2013 entstand aus einem Randtrog, also einem Kaltluftvorstoß nach Süden in einer Höhe etwa 5,5 km, ein zugehöriges Bodentief nordwestlich von Island, das am 13.01. auf den Namen FEODOR getauft wurde. Am Tauftag besaß das Tief einen Kerndruck von etwa 1000 hPa und war bereits teilweise okkludiert, d.h. dass die schnellere Kaltfront die Warmfront einholt und sich eine Mischfront mit Eigenschaften von Warm- und Kaltfront bildet, die sogenannte Okklusion. Diese reichte vom Kern nur wenige Hundert Kilometer nach Nordosten, bevor sie sich in Warm- und Kaltfront teilte. Die Warmfront zog sich nördlich der isländischen Nordküste nordostwärts, bis sie ebenfalls nach wenigen Hundert Kilometern in ein unbenanntes Frontensystem überging. Die Kaltfront verlief bogenförmig von der isländischen Westküste in südliche Richtungen über den Nordatlantik.

In der Nacht zum 14.01. lag das zu Tief FEODOR zugehörige Höhentief über dem Seegebiet zwischen Island und Schottland und hatte sich dabei deutlich verstärkt und ein eigenständiges Zentrum ausgebildet. Das Bodentief FEODOR hatte sich dadurch über die nördliche Nordsee, östlich von Island verlagert. Seine lang ausgestreckte Okklusion reichte dabei am Morgen vom Kern südwärts über Edinburgh und Cornwall bis zum Golf von Biskaya.

In der Folgenacht wurde das Zentrum von Tief FEODOR schon über dem Ärmelkanal analysiert, es besaß weiterhin einen Kerndruck von etwa
1000 hPa. Das dazugehörige Höhentief schloss sich dabei mit einem weiteren Trog, in den das Tief ECKHARD eingelagert war, zusammen. Da über Russland das auch in der Höhe deutlich ausgeprägte Hoch ANNEGRET ein Vorankommen nach Osten blockierte, gestaltete sich das Wetter in Mitteleuropa sehr wechselhaft. Der starke Kaltluftvorstoß in der Höhe sorgte auch am Boden in Deutschland für einen verbreiteten Eistag, bei dem die Höchsttemperatur nicht über 0°C steigt. Vom Kern des Tiefs FEODOR, welcher über der schmalsten Stelle des Ärmelkanals lag, zog sich eine Okklusionsfront bogenförmig nach Süden über Paris und teilte sich wenig südwestlich davon in Warm- und Kaltfront. Die Warmfront verlief westlich an Bordeaux vorbei bis nahe Santander. Hingegen beschrieb die Kaltfront einen scharfen Bogen über den Golf von Biskaya und reichte weiter nach Nordwesten über den Nordatlantik. Das Frontensystem sorgte im Westen von Deutschland sowie in den Benelux-Ländern für verbreitete Schneefälle. So wurden im Westen Nordrhein-Westfalens bis zu 10 cm Neuschnee gemessen, so auch am Morgen des 16.01. am Flughafen Düsseldorf. Über der frisch gefallenen Schneedecke kühlte es in den Niederlanden durch klaren Himmel besonders stark aus und es wurden dort Werte bis zu -18°C registriert.

In der Folge spaltete sich der Wirbel in zwei Teiltiefs, wobei der Tiefdruckwirbel FEODOR II um 01 Uhr MEZ des 16.01. bei Sardinien lag. Das Tief FEODOR I befand sich hingegen noch über dem Westen Deutschlands und löste dabei meist leichte Schneefälle aus. Die Kaltfront des Teiltiefs FEODOR II reichte zu diesem Zeitpunkt vom Kern in einem Bogen über den Norden Tunesiens und die Balearen zu den Pyrenäen. Die Warmfront verlief nordwärts über die Alpen, bevor sie nahe München in die Okklusion des Wirbels FEOFOR I überging. Im Tagesverlauf erreichten die Niederschläge den Adria-Raum, Florenz verzeichnete durch den Kaltfronteinfluss bis 07 Uhr MEZ des Folgetages 21 mm Niederschlag, auch die Tageshöchsttemperatur war mit 5°C für dortige Verhältnisse kühl, nachts näherte sich die Temperatur dem Gefrierpunkt. In Zagreb schneite es bei etwa 1°C auch zeitweise.

Bis zum 17.01. löste sich das Tief FEODOR I durch den zunehmenden Einfluss des Hochs BIANCA von Norden her auf und Tief FEODOR II verharrte mit einem Kerndruck von knapp unter 1000 hPa über Sardinien. Vom Zentrum zog sich eine Okklusionsfront, die am Boden Kaltfrontcharakter hatte, in einem weiten Bogen über das spanisch-französische Grenzgebiet und den Golf von Biskaya bis Irland.

Am 18.01. lag der Wirbel FEODOR mit etwa 995 hPa zentral über Italien. Eine Okklusion reichte vom Zentrum bis zum Okklusionspunkt, also dem Ort, wo sich Warm- und Kaltfront zusammenschließen, welcher sich vor der Küste Montenegros befand. Die Warmfront zog sich von dort nach Osten über Sofia und die südlichen Teile des Schwarzen Meeres, die Kaltfront verlief dagegen in einem weitern Bogen über die griechische Mittelmeerküste, weiter südwärts über Tripolis, Tunesien und Algier nordwestwärts bis zur spanischen Mittelmeerküste. Das Niederschlagsgebiet hatte sich dabei ebenfalls nach Osten verlagert, weite Teile der Balkan-Halbinsel sowie Griechenland und die Türkei lagen unter dichten Wolken, die für viel Regen oder Schneefall sorgten.  Die 24-stündige Niederschlagssumme von Dubrovnik in Kroatien lag bei 26 mm.

In der Folge verlagerte sich Tief FEODOR zunehmend nordostwärts und lag am 19.01. mit einem Luftdruck von etwa 994 hPa über Bulgarien. Die Warmfront der Zyklone zog sich nordwärts bis Bukarest, die Kaltfront hatte ihre Bogenform beibehalten, sich jedoch ebenfalls weiter ostwärts verlagert, wodurch sie nun bis kurz vor Tunis reichte. Dabei sorgte insbesondere die Warmfront für viel Niederschlag in fester Form in Westrumänien. Teilweise fiel auch gefrierender Regen, der entsteht, wenn Schneeflocken auf ihrem Weg zum Boden durch eine Schicht positiver Temperatur fallen, dabei schmelzen und in der kalten Bodenschicht sofort wieder gefrieren. So wurden am 19.01. bis 07 Uhr MEZ in Bukarest in Rumänien 16 mm Niederschlag registriert, am Morgen schneite es sogar.

In der Nacht zum 20.01. erhöhte sich der Kerndruck der Zyklone FEODOR auf etwas unter 1000 hPa und das Zentrum lag über der mittleren Ukraine. Da sich die Luft hinter der Kaltfront bereits größtenteils erwärmt hatte, führte diese nicht mehr zu einer deutlichen Abkühlung  und so fielen die Niederschläge vermehrt in flüssiger Form, was zu Tauwetter in dieser Region führte. Wolgograd in Russland meldete Nebel und positive Temperaturen im Warmsektor des Tiefs, also dem Bereich zwischen Warm- und Kaltfront. Dabei wies die Temperatur nahezu keinen Tagesgang auf, die Werte verharrten den ganzen Tag bei etwa 1°C.

Der Wirbel FEODOR zog weiter nach Nordosten und lag am 21.01. um 01 MEZ mit seinem Zentrum nahe der russischen Hauptstadt Moskau und löste dort am Morgen mäßigen Schneefall aus. Im Zusammenspiel mit dem Hoch CAMELIA über Skandinavien herrschte westlich des Tiefs FEODOR kalte Luft vor, während östlich des Wirbels die Temperaturwerte im positiven Bereich lagen. Der Kontrast wurde auf wenigen Hundert Kilometern deutlich, im Baltikum schneite es leicht bei -17°C und östlich  des Tiefs FEODOR, in dessen Warmsektor, regnete es leicht bei 1°C.

Innerhalb der nächsten zwei Tage zog das Tief FEODOR weiter nordostwärts und verließ schließlich den Analysebereich der Berliner Wetterkarte.

 


Geschrieben am 09. April 2013 von Dustin Böttcher

Berliner Wetterkarte: 15.01.2013

Pate: Feodor Hiller