Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet FERNANDA

(getauft am 18. Dezember 2020)

 

Am 18. Dezember 2020 wurde ein Tiefdruckgebiet über dem Atlantik auf den Namen FERNANDA getauft. Es entwickelte sich als Wellentief an einer zum Tiefdruckgebiet EVA südlich von Island gehörenden Kaltfront. Das Zentrum des Wirbels FERNANDA befand sich mit einem Kerndruck von unter 1000 hPa etwa 500 km südwestlich der Südspitze Irlands. Nach Nordosten verlief eine Warmfront, die über dem Südosten Irlands in eine Kaltfront überging, die zum Teiltief EVA II zwischen Irland und Island gehörte. Tagsüber und in der Nacht zum Folgetag brachte das Tiefdruckgebiet FERNANDA auf den Britischen Inseln und im Verlauf im Westen Frankreichs und im Norden der Iberischen Halbinsel Regen, wobei die Zuordnung der Niederschlagsmengen zum Tief FERNANDA schwierig ist, da die Teiltiefs EVA I und EVA II mit ihren Fronten ebenfalls zeitweiligen Niederschlag brachten.

 

Am Morgen des 19. Dezember lag das Zentrum des Wirbels FERNANDA mit einem Kerndruck von unter 980 hPa bei den Färöer-Inseln. Von dort ging eine bogenförmige, im Uhrzeigersinn erst nach Nordosten, dann nach Osten bis Südosten verlaufende Okklusionsfront, also eine Mischfront mit Warm- und Kaltfronteigenschaften, bis zum Okklusionspunkt ab, der zwischen den zu Schottland gehörenden Shetland-Inseln und Südnorwegen lag. Am Okklusionspunkt liefen eine Warmfront und eine Kaltfront wie bei einem Reißverschluss zusammen. Die Warmfront führte über den äußersten Süden Norwegens, um an der Küste des Skagerrak in eine Höhenwarmfront überzugehen, die nicht wie die Warmfront von Westen bis Südwesten angeströmt wurde, sondern von Osten bis Nordosten und somit nicht direkt zum Tiefdruckgebiet FERNANDA gehörte und bis ins zentrale Dänemark reichte. Die Kaltfront reichte in südlicher bis südwestlicher Richtung bis vor die Ostküste von Schottland, wo sie in eine Höhenwarmfront überging, die Teil einer verwellten Luftmassengrenze war, die nach Süden bis Westen bis südlich der portugiesischen Inselgruppe der Azoren analysiert wurde und ebenfalls nur indirekt mit dem Tief FERNANDA in Verbindung zu bringen war. Wiederum ist es durch die Nähe zum Tief EVA südlich von Island und westlich von Irland und dessen Fronten sowie dem Tiefdruckgebiet DUGLORE über dem Finnischen Meerbusen schwierig, den zeitweiligen, teils schauerartigen, meist als Regen fallenden Niederschlag im Nordwesten Europas mengenmäßig eindeutig dem Tiefdruckgebiet FERNANDA zuzuordnen.

 

Am Morgen des Folgetages lag das Tief FERNANDA mit seinem Zentrum ungefähr 150 km ostnordöstlich der Ostküste Islands in Höhe des nördlichen Polarkreises. Der Kerndruck betrug unter 980 hPa. Von dort zog sich nach Nordosten bis Osten eine Okklusionsfront bis zum Okklusionspunkt etwa auf halbem Wege zwischen der zu Norwegen gehörenden Insel Jan Mayen und dem nordnorwegischen Festland. Vom Okklusionspunkt ging eine Warmfront in östlicher Richtung über, die ungefähr 150 km südlich der ebenfalls norwegischen Bäreninsel in eine nach Nordosten bis Norden verlaufende Höhenokklusionsfront überging und außerdem Kontakt zu einer Warmfront hatte, die über den Norden Fennoskandiens verlief und im äußersten Nordwesten Russlands in eine Kaltfront überging, die zu einem unbenannten Tiefdruckgebiet an der russischen Küste des Nordpolarmeeres im Autonomen Kreis der Nenzen gehörte. Eine weitere Warmfront ging vom Okklusionspunkt aus und erstreckte sich über den Norden Skandinaviens und Finnland bis ins nordöstliche Baltikum. Vom Okklusionspunkt führte außerdem eine Okklusionsfront in südöstlicher bis südlicher Richtung über Norwegen bis knapp östlich der Hauptstadt Oslo, wo sie in eine Höhenkaltfront überging, die über die Ostsee, Dänemark, Nord- und Westdeutschland bis etwa ins östliche Belgien reichte, wo sie in eine Höhenwarmfront überging, die Teil einer verwellten Luftmassengrenze war, die bis ins Seegebiet zwischen der zu Portugal gehörenden Inselgruppe Madeira und den Kanarischen Inseln zu verfolgen war. Im Einflussbereich der Fronten des Tiefs FERNANDA war es in Nordeuropa, besonders in Skandinavien, wechselhaft mit gelegentlichem Regen, in Hochlagen sowie im Norden Schnee. Niederschlagsschwerpunkt im Bezug auf die 24-stündigen Mengen bis zum Morgen des 21. Dezember waren die vor der nordnorwegischen Westküste gelegenen Lofoten, wo an der Wetterstation Røst 13,7 l/m² zusammenkamen. Weiter nordöstlich verzeichneten auf der Inselgruppe der Ort Leknes 11,2 l/m² und die im äußersten Nordosten gelegene Insel Andøya 10,1 l/m². Nachdem auf den Lofoten am 20. Dezember eine Tageshöchsttemperatur von 4 bis 8°C gemessen wurde, war es auch in der Nacht zum 21. Dezember dank des Golfstromes und der damit verbundenen relativ milden maritimen Luftmassen frostfrei, so dass bei einer Tiefsttemperatur von 6 bis 2°C hauptsächlich Regen fiel, dies teils in schauerartiger Form. Bemerkenswert ist dieses verhältnismäßig hohe Temperaturniveau auch deshalb, weil einen Tag später der astronomische Winteranfang war, so dass auf den nördlich des nördlichen Polarkreises gelegenen Lofoten Polarnacht herrschte und selbst bei wolkenlosem Himmel die Sonne nicht zu sehen gewesen wäre. Wenige Kilometer landeinwärts auf dem nordnorwegischen Festland in Höhe der Lofoten gab es Frost, der in der Nähe der Grenze zu Schweden und Finnland mancherorts bei -10°C lag, im nordschwedischen Jokkmokk sogar bei -14°C. Somit war der Niederschlag im nordskandinavischen Binnenland überwiegend in fester Form, also als Schnee, zu finden, wobei die gemessene Niederschlagsmenge mit zunehmender Distanz zur Küste abnahm und in Schweden selten über 1 l/m² lag. Dabei ist allerdings zu beachten, dass gerade bei leichtem Schneefall und schon schwachem Wind längst nicht alles, was an Schneeflocken fällt, in den Niederschlagsmessgeräten ankommt und registriert werden kann. Außerdem haben Messungen und Beobachtungen Anfang Februar 2021 an der Wetterstation Berlin-Dahlem exemplarisch gezeigt, dass Schnee, der innerhalb von sechs Stunden zu einer Niederschlagsmenge von 0,7 l/m² führt, durchaus 3 cm Neuschnee bedeuten kann.

 

Am Morgen des 21. Dezember hatte sich das Tiefdruckgebiet FERNANDA in zwei Teiltiefs aufgeteilt. Das Teiltief FERNANDA I lag mit einem Kerndruck von unter 990 hPa vor der Südküste von Island, während das Teiltief FERNANDA II etwa 300 km östlich von Jan Mayen zu finden war. Von dort ging eine Okklusionsfront aus, die einen Bogen in nordöstlicher bis südöstlicher Richtung bis zum Okklusionspunkt in der Nähe des Nordkaps beschrieb. Dort trafen eine Warmfront, die über die Kola-Halbinsel bis etwa 150 km nordnordöstlich der russischen Hauptstadt Moskau verlief, und eine Kaltfront zusammen, die über das Weiße Meer bis ins finnisch-russische Grenzgebiet in Karelien reichte, wo sie in eine Warmfront als Teil einer bis ungefähr zum Bodensee führenden verwellten Luftmassengrenze überging. Das Teiltief FERNANDA I brachte auf Island und Jan Mayen gelegentlichen, teils schauerartigen Schneefall, mancherorts mit Regen durchsetzt. An den isländischen Wetterstationen Kárahnjúkar im östlichen Binnenland und Raufarhöfn an der Nordküste der Insel fielen bis zum Morgen des Folgetages jeweils 1,3 l/m² Niederschlag in 24 Stunden. Von Jan Mayen wurde mit 10,5 l/m² eine deutlich höhere Niederschlagssumme gemeldet. Im Einflussbereich des Teiltiefs FERNANDA II kamen im norwegischen i Vesterålen 15,2 l/m² zusammen und auf der Bäreninsel gab es an der dortigen Wetterstation 11,2 l/m², wobei oft Regen, hauptsächlich auf der Bäreninsel zeitweise Schnee, fiel.

 

Mittlerweile lag das Zentrum des Teiltiefs FERNANDA I mit unter 990 hPa ungefähr in der Mitte zwischen Jan Mayen und den Lofoten. Das Teiltief FERNANDA II befand sich mit einem Kerndruck von unter 995 hPa etwa 250 km westsüdwestlich der Bäreninsel. Von dort verlief eine Warmfront in östlicher bis südöstlicher Richtung knapp nördlich am Nordkap vorbei und über die Barentssee bis an die nordrussische Küste östlich der Halbinsel Kanin, um über dem Festland mehr nach Süden zu schwenken und bis ins westliche Vorland des Ural in die Gegend der Stadt Perm zu führen. Die Warmfront des Teiltiefs FERNANDA II brachte im Nordwesten Russlands lang anhaltende, teils bis nach Lappland reichende Schneefälle, wobei bis zum Morgen des Folgetages gebietsweise rund 10 l/m² zusammenkamen. Weiter südlich fiel eher leichter Regen, und selbst in Orten wie Onega in Russland am Weißen Meer mit einer Tiefsttemperatur von 1°C oder Oulu in Finnland in der Nähe der Nordspitze des Bottnischen Meerbusens mit einem Temperaturminimum von 2°C war es hinter der Warmfront frostfrei.

 

Am Morgen des 23. Dezember lag das Zentrum des Tiefdruckgebietes FERNANDA ungefähr zwischen den Positionen der beiden Teiltiefs vom Vortag, also zwischen Jan Mayen und dem äußersten Norden Norwegens. Der Kerndruck lag unter 995 hPa. Von dort führte zum einen eine Warmfront erst nach Norden und südlich der Bäreninsel nach Osten bis Südosten, etwas nördlich des Nordkaps und an der Nordküste der Kola-Halbinsel entlang bis zum Ausgang des Weißen Meeres zur Barentssee, der sogenannten Waronka, was auf Deutsch „Trichter“ bedeutet. Dort ging die Warmfront in eine Kaltfront über, die zu einem unbenannten Tiefdruckgebiet vor dem Ural gehörte. Zum anderen ging vom Kern der Zyklone FERNANDA eine Kaltfront in südlicher Richtung aus, die etwa 200 km westlich der Lofoten in eine Höhenwarmfront überging, die zum Tiefdruckgebiet GRETA II vor der mittelnorwegischen Küste gehörte. Auf Spitzbergen kam es in der Folge zu Schneefall und Schneeregen, während von der Bäreninsel gelegentlicher, teils schauerartiger Regen gemeldet wurde. Die Wetterstation auf der Bäreninsel kam auf 0,7 l/m² Niederschlag in 24 Stunden, während aus Hornsund im Süden von Spitzbergen 1,8 l/m² gemeldet wurden.

 

Am 24. Dezember, Heiligabend, war das Tiefdruckgebiet FERNANDA zum letzten Mal als eigenes Druckgebilde auf der Berliner Wetterkarte zu erkennen. Es befand sich mit einem Kerndruck von unter 1005 hPa zwischen Spitzbergen und dem Nordosten Grönlands. Von dort führte eine Warmfront in südöstlicher Richtung südwestlich an Spitzbergen vorbei und entlang der Bäreninsel bis etwa 200 km vor die Küste Norwegens am Nordkap, um in eine Kaltfront als Teil einer verwellten Luftmassengrenze überzugehen, die zu einem unbenannten Tief über Nordwestsibirien gehörte.

 

In den nächsten Tagen etablierte sich über der russischen Doppelinsel Nowaja Semlja ein unbenanntes Hochdruckgebiet, während sich von Grönland der Einfluss des Tiefdruckgebietes HERMINE verstärkte.