Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet FILIZ

(getauft am 14.03.2014)

 

Am 14.03. befand sich die bestimmende westliche Strömung im 500 hPa-Niveau, also einer Höhe von ca. 5,5 km, im nördlichen Bereich der Berliner Wetterkarte und verlief von der Ostküste Kanadas, zwischen Island und Schottland bis nach Westrussland. Darin eingelagert waren einige Tiefdruckgebiete, die mit dieser Höhenströmung von West nach Ost zogen. Westlich von Tief EV mit Zentrum südlich von Island erschien am 14.03. über Neufundland ein neues kräftiges Tiefdruckgebiet auf der Bodenkarte, welches bereits einen Kerndruck von etwa 984 hPa hatte und noch am gleichen Tag in der Prognose für den Folgetag auf den Namen FILIZ getauft wurde.

Das Tief FILIZ wurde am 15.03. mit seinem Zentrum über der Südostküste Grönlands analysiert. Die Warmfront verlief vom Zentrum aus südostwärts bis zur Nordküste Irlands und die Kaltfront reichte südwärts hinaus auf den Nordatlantik bis zu einem neuen, noch namenlosen Tiefdruckgebiet. Im Laufe des Tages überquerte die Warmfront von Tief FILIZ Irland und Großbritannien südostwärts und brachte Regenmengen von z.B. 0,6 l/m² in Stornoway, in Valentia waren es 0,5 l/m², Glasgow und Plymouth meldeten je 0,2 l/m². Am 16.03. etablierte sich zwischen Finnland und Nordwestrussland ein Höhentief, welches in Verbindung mit dem Höhenhoch südlich von Irland die dazwischen befindliche Hauptströmungsrichtung von West auf Nordwest veränderte. Mit Windgeschwindigkeiten im 500 hPa-Niveau von teilweise 120 Knoten, was etwa 220 km/h entspricht, war diese Strömung sehr kräftig ausgeprägt. Im Bodenniveau bildeten sich kurzzeitig zwei Zentren des Tiefdrucksystems FILIZ. Der Wirbel FILIZ I befand sich mit einem Kerndruck von etwa 994 hPa über dem Osten von Island, der Kern FILIZ II lag mit einem Kerndruck von etwa 997 hPa über der Südwestküste Norwegens. Die höchsten 24-stündigen Niederschlagsmengen im Bereich der beiden Teiltiefs wurden aus Trondheim mit 9 l/m², aus Thorshavn auf den Färöer-Inseln mit 7 l/m² und aus Kopenhagen mit 6 l/m² gemeldet. In Deutschland beeinflusste das Tief FILIZ II den Bereich östlich einer Linie Emsland-Bayerischer Wald. Bis zum Morgen fielen im südlichen und östlichen Sachsen 24-stündige Regenmengen um 5 l/m². Im Stau des Erzgebirges wurden teilweise zweistellige Mengen registriert, z.B. in Zinnwald-Georgenfeld mit 15 l/m². Die Werte der Höchsttemperatur lagen im Bereich von 8°C an der Nord- und Ostseeküste bis 14°C im westlichen Sachsen.

Am folgenden Tag hatte sich das Teiltief FILIZ II weitgehend aufgelöst. Daher erschien das Zentrum FILIZ I wieder als Tiefdruckgebiet FILIZ über der Westküste Norwegens auf der Berliner Wetterkarte. Das Zentrum hatte sich aufgrund der kräftigen Frontalzone im Bereich des Höhentiefs auf 980 hPa verstärken können. Gleichzeitig bildete sich eine umfangreiche Okklusionsfront aus, die sich vom Zentrum aus einmal nordwestlich bis zur Ostküste Grönlands und zum anderen bis nach Südschweden erstreckte. Eine Okklusionsfront ist eine Mischfront mit Eigenschaften von Warm- und Kaltfront. Über Südschweden teilte sich diese Front in eine Warmfront, die südöstlich bis zu den Karpaten verlief, die Kaltfront zog sich dagegen über den Norden Dänemarks und Schottlands auf den Nordatlantik hinaus. Aus Trondheim wurde erneut eine Niederschlagsmenge von 7 l/m² innerhalb von 24 Stunden gemeldet. Die weiteren Meldungen von Wetterstationen im Bereich von Tief FILIZ lagen bei maximal 2 l/m². Auf der Rückseite der Zyklone wurde über Island arktische Meeresluft bis in den Westen Norwegens geführt, sodass die Tageshöchsttemperatur beispielsweise in Trondheim nur 2°C betrug, in Bergen gab es bei dichten Wolken und Sprühregen ein Maximum von 4°C.

Am 18.03. wurden erneut kurzzeitig zwei Zentren des Tiefs FILIZ analysiert. Tief FILIZ I befand sich mit einem Kerndruck von 955 hPa über dem zentralen skandinavischen Gebirge und Tief FILIZ II mit einem Kerndruck von 991 hPa südlich von Moskau. Beide Zentren waren mit einer langgezogenen Okklusionsfront verbunden, in deren Bereich bei Höchstwerten um 5°C etwas Regen fiel, z.B. in Königsberg mit 5 l/m², in Vilnius mit 4 l/m² und in Riga mit 3 l/m² innerhalb von 24 Stunden.

Im Laufe des Tages verlagerten sich beide Teiltiefs mit der starken Höhenströmung beschleunigt nach Osten bzw. Südosten, wobei der Wirbel FILIZ II den Bereich der Bodenwetterkarte über den Kaukasus nach Osten verließ und am nächsten Tag nicht mehr auf der Berliner Wetterkarte erschien. Dadurch wurde das Teiltief FILIZ I wieder in FILIZ umbenannt und befand sich mit dem Zentrum und einem Kerndruck von 996 hPa in der Nacht zum 19.03. über Estland. Tallinn meldete innerhalb der vergangenen 24 Stunden keine Niederschlagsmenge, in Riga, Vilnius und Moskau wurden hingegen je 5 l/m² registriert.

Am 20.03. erschien das Tief FILIZ südwestlich des Urals mit einem Kerndruck von weiterhin 996 hPa letztmalig auf der Berliner Wetterkarte. Im Bereich des Zentrums wurde bei leichtem Frost geringer Schneefall bzw. leichte Schneeschauer registriert, bevor der Wirbel den Bereich der Bodenkarte nach einer Lebensdauer von 7 Tagen nach Osten verließ.

 


Geschrieben am 23.06.2014 von Matthias Treinzen

Berliner Wetterkarte: 17.03.2014

Pate: Juliane Chaplar