Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet  FILOMENA

(getauft am 18.07.2004)

 

 

Gegen Mitte Juli hatte sich über Europa eine interessante Höhenströmung etablieren können. So trennte eine kräftige Südwestströmung Luftmassen polaren Ursprungs über dem Nordostatlantik von Luftmassen subtropischen Ursprungs über Mittel- und Osteuropa. Folglich bildete sich eine scharfe Luftmassengrenze aus, die von Skandinavien über die Beneluxstaaten bis hin nach Nordspanien reichte und beide Luftmassen voneinander trennte.

An solch einer intensiven - als Front bezeichneten - Grenze können sich rasch intensive Tiefdruckgebiete entwickeln. So auch am 18.7., als sich an dieser Front über Zentralfrankreich ein zunächst nur sehr kleines Wellentief bilden konnte und in der Berliner Wetterkarte auf den Namen FILOMENA getauft wurde.

Mit der kräftigen Südwestströmung und unter rascher Verstärkung zog FILOMENA am Folgetag von Westen her über Deutschland. Dabei gab es zwischen Saarland, Mitteldeutschland und Mecklenburg Vorpommern verbreitet Gewitter und Sturmböen bis Windstärke 10 (ca. 100 km/h) und Niederschlagsmengen bis zu 20 Liter pro Quadratmeter. An einer ebenfalls zum Wellentief FILOMENA gehörenden nachfolgenden Gewitterlinie wurden gegen Abend die Gebiete zwischen Niederrhein und Ruhrgebiet von einer besonders heftigen Gewitterfront getroffen. So entwickelte sich nach mehreren Augenzeugenberichten gegen 21:00 Uhr ein Tornado, der über Stadteile von Krefeld, Duisburg, Oberhausen und Bottrop hinweg zog und erhebliche Verwüstungen anrichtete. Mit der weiterhin straffen Südwestströmung überquerte FILOMENA am 20. Juli Polen und im Tagesverlauf dann Südschweden. Im Gegensatz zum Vortag wurden zwar keine Tornados oder extreme Windböen mehr erreicht, dafür aber Niederschlagswerte teilweise über 50 Liter pro Quadratmeter registriert.

Am 21.7. lag FILOMENA mit ihrem Zentrum über Nordschweden. Allerdings fehlte nun die unterstützende Wirkung der Höhenströmung, so dass sie am 22.7. letztmalig auf der Berliner Wetterkarte, mit Zentrum über der Halbinsel Kola liegend, analysiert wurde. Allerdings verlor FILOMENA in den letzten beiden Tagen ihrer Existenz bereits ihre Wetterwirksamkeit und war nur noch durch ein dichtes Wolkenfeld auf dem Satellitenbild zu erkennen.

 


Geschrieben am 03.08.2004 von Marcus Boljahn
Wetterkarte: 19.07.2004

Pate: Christian Klug