Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet FINJAS

(getauft am 15.01.2017)

 

Auf der Rückseite eines Langwellentroges, d.h. eines Kaltluftvorstoßes nach Süden in der mittleren Troposphäre, floss subpolare Kaltluft über die warme Oberfläche des Thyrrenischen Meeres. Dadurch kam es zur Zyklogenese, also zur Bildung eines neuen Tiefdruckwirbels, welcher am 15.01.2017 in der Analyse der Berliner Wetterkarte auf den Namen FINJAS getauft wurde.

Am 15.01. befand sich der Kern von Tief FINJAS mit einem Druck von 1010 hPa über Korsika. Eine Okklusionsfront, eine Luftmassengrenze mit Kalt- und Warmfrontcharakter, erstreckte sich entlang der italienischen Südwestküste und über Sizilien. Durch das Heranführen kalter Luft traten an vielen Küstenorten im Einzugsgebiet des Tiefs FINJAS teils kräftige Gewitter auf, welche große Niederschlagsmengen hervorbrachten. Auf der italienischen Insel Capri wurde im Laufe des Tages eine 24-stündige Niederschlagssumme von 67,6 mm registriert. Dabei meldete die Station von 09 bis 12 Uhr UTC, also 11 bis 14 Uhr MESZ, Gewitter. In Solenzara, einem kleinen Küstenort auf Korsika, gab es im Tagesverlauf eine Niederschlagsmenge von 52,2 mm. Zwischen 03 Uhr UTC und 08 Uhr UTC wurde zeitweise Schneeregen oder gefrierender Regen beobachtet, während Temperaturen zwischen 1,9°C und 4,6°C gemessen wurden. Auch entlang der algerischen und tunesischen Mittelmeerküste traten, meist um die Mittagszeit, Gewitter auf. Dabei gab es hier Niederschlagsmengen bis zu 36 mm als Tagessumme. Die Wetterstation in der algerischen Hafenstadt Jijel meldete um 09 Uhr UTC einen Hagelschauer. Rund um das Thyrrenische Meer lagen die Höchsttemperaturen in den küstennahen Wetterstationen bei 5°C bis 12°C.

Am 16.01. bildete das Tief FINJAS zwei Kerne aus. Ein Kern lag über dem Thyrrenischen Meer mit einem Druck von 1005 hPa. Der zweite, etwas schwächer ausgeprägte Kern, befand sich mit einem Druck von 1010 hPa über dem Capo Colonna. Die Okklusionsfront erstreckte sich nördlich der Kerne bis über den Peloponnes, wo sie sich aufspaltete. Die Warmfront führte von dort nach Osten über die Ägäis bis zur türkischen Südküste. Die Kaltfront erstreckte sich nach Süden über das Mittelmeer bis zur Libyschen Küste. Rund um das Thyrrenische Meer wurden an diesem Tag Höchsttemperaturen von 6°C bis 12°C erreicht. Um das Ionische Meer stiegen die Temperaturen auf 9°C bis 15°C, hier meldeten die Flughäfen in Kerkyra und Aktion Niederschlagsmengen von 32 mm bzw. 30 mm. In Kerkyra wurden diese ab 09 Uhr UTC von Gewittern begleitet, um 00 Uhr UTC wurde außerdem noch eine Sturmböe von 85,2 km/h gemeldet. An der türkischen Ägäisküste wurden Höchsttemperaturen bis zu 17°C erreicht, während das Wetter hier verbreitet von Gewittern bestimmt wurde. Diese brachten Tagessummen von 15 mm Regen in Ayvalik und bis zu 44 mm Regen in Bodrum.

Am 17.01. befand sich der Kern des Tiefs FINJAS weiterhin über dem Thyrrenischen Meer. Eine Okklusionsfront erstreckte sich über die Apenninen-Halbinsel bis zu ihrem östlichsten Punkt über Otranto, wo sie sich aufspaltete. Die Warmfront führte nach Nordosten über die Balkanhalbinsel bis zum Schwarzen Meer. Die Kaltfront erstreckte sich nach Südosten über den Peloponnes und Kreta. In fast allen Küstengebieten des Einzugsgebiets wurden im Laufe des Tages Regenfälle registriert, Gewitter traten lokal auf. So zum Beispiel in Izmir, wo Gewitter eine Tagesmenge an Regen von 41,8 mm brachten. Etwa 100 km weiter südlich in Mugla wurden sogar 58 mm gemeldet. Rund um das Thyrrenische Meer wurden Höchsttemperaturen von 6°C auf Korsika bis 11,5°C an der Wetterstation des Flughafens Rom-Fiumicino gemeldet. Die höchste Temperatur im Einzugsgebiet des Tiefs FINJAS wurde auf der Ägäis-Insel Naxos mit 17,4°C verzeichnet, da hier rund um die Mittagszeit 3,2 Stunden Sonne auftraten.

Am 18.01. befand sich der Kern von Tief FINJAS über der Straße von Sizilien. Die Okklusionsfront führte nach Nordosten bis zur Straße von Otranto. Die Warmfront führte weiter über die nördliche Ägäis bis zum Bosporus. Die Kaltfront erstreckte sich nach Süden bis zur Libyschen Küste. An der türkischen Ägäisküste blieb es überwiegend trocken, der meiste Niederschlag fiel um das nördliche Ionische Meer und die südliche Adria. In Santa Maria di Leuca in Apulien wurde eine Tagesmenge von 33,4 mm Regen verzeichnet, nahezu dieselbe Menge meldete der Flughafen von Korfu. Rund um die Straße von Otranto stiegen die Temperaturen auf Werte um 10°C bis 11°C, in Bari sogar auf 12,7°C. Um die Ägäis wurden höhere Maximaltemperaturen verzeichnet, in Bodrum stieg die Temperatur auf 18,8°C. Sehr kühl blieb es dagegen im nordöstlichen Griechenland. In Thessaloniki stieg die Temperatur nur auf 7,5°C, in Larisa sogar nur auf 5°C, wo auch noch eine Schneedecke von 1 cm lag.

Am 19.01. lag der Kern von Tief FINJAS stark abgeschwächt mit ca. 1015 hPa über dem nördlichen Ionischen Meer. Die Okklusion führte bis über den Peloponnes, wo sie sich aufspaltete. Die Warmfront erstreckte sich über das nördliche Ägäische Meer. Die Kaltfront führte entlang des östlichen und südlichen Ionischen Meeres. Dabei fielen nur noch geringe Niederschläge entlang der türkischen und nordgriechischen Küste der Ägäis, welche kaum 11 mm in der Tagessumme überschritten. Auch in Bulgarien und Mazedonien kam es zu leichten Niederschlägen, die, wie in Skopje, als Schnee fielen, da sich hier seit Wochen der winterliche Frost hielt. Die Tageshöchsttemperatur betrug 1,7°C, nachts waren es -2,1°C. Die Schneedecke wuchs so von 20 cm am Vortag auf 37 cm an.  

Zum 20.01. löste sich das Tief FINJAS auf und konnte daher nicht mehr auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden.

 


Geschrieben am 30.03.2017 von Sebastian Kugel

Berliner Wetterkarte: 17.01.2017

Pate: Benjamin Hildebrandt