Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
FINNI
(getauft
am 10.08.2016)
Zum Ende der ersten Augustdekade 2016
verlagerte sich ein Tiefdruckgebiet vom Nordosten des nordamerikanischen
Kontinents über den Atlantik nach Osten. Aufgrund des vorhergesagten Einflusses
des Tiefs auf Mitteleuropa, wurde der Wirbel am 10.08. in der Prognose für den
Folgetag auf den Namen FINNI getauft.
Unterstützt wurde das Tief FINNI durch ein
Tiefdruckgebiet in der mittleren Troposphäre, was etwa einer Höhe von 5,5 km
entspricht, und welches in einem Trog eingelagert war, d.h. im Bereich eines
Kaltluftvorstoßes nach Süden. Um
01 Uhr MEZ konnte der Wirbel FINNI mit einem Kerndruck von 995 hPa über der
Dänemarkstraße zwischen dem Süden Grönlands und Island analysiert werden. Vom
Kern verlief eine Okklusionsfront, also eine Mischfront aus Warm- und
Kaltfront, die Eigenschaften beider Frontenarten aufweist, nach Nordosten. Nach
kurzem Verlauf ging von dieser Okklusion südwestlich Islands eine Warmfront aus,
welche sich über Island und den Osten Schottlands bis zur Südküste Englands
erstreckte. Etwa südlich von Reykjavik befand sich der Okklusionspunkt, an
welchem eine Warm- und eine Kaltfront aufeinandertrafen und die Okklusion
bildeten. Die Warmfront folgte der anderen, vorlaufenden Warmfront und reichte
bis zum Norden Irlands. Die Kaltfront führte hingegen nach Süden und verband
sich etwa auf Breite von Kopenhagen über dem Nordatlantik mit der Warmfront
eines kleinräumigen und unbenannten Tiefs. Die mit dem Frontendurchgang zusammenhängenden
Niederschläge konzentrierten sich hauptsächlich auf den Norden Großbritanniens.
Bis 07 Uhr MEZ wurden dabei innerhalb von 12 Stunden in Aultbea
17 l/m², in Keswick 20 l/m², in Spadeadam 22 l/m² und
an der Station Warcop Range 24 l/m² gemessen. In den
darauf folgenden 12 Stunden konnten außerdem nochmals jeweils 12 l/m² am Loch Glascarnoch und in Aultbea sowie
15 l/m² auf der schottischen Insel Skye registriert werden. Mit den Warmfronten
wurden die über den Britischen Inseln vorherrschenden arktischen Luftmassen
durch wärmere Subtropikluft verdrängt, worauf Anstiege in den Temperaturmaxima
folgten. Die Erwärmung lag dabei meist im Bereich von
2 bis 5 Grad, wie zum Beispiel am Flughafen London/Heathrow mit einer Erhöhung
um 4,1 Grad oder im schottischen Aviemore, wo im
Vergleich zum Vortag mit 17,1°C insgesamt 5 Grad mehr verzeichnet wurden.
Die Warmfronten verlagerten sich bis zum Abend weiter in Richtung Mitteleuropa
und überquerten hierbei die Benelux-Staaten und erreichten ebenfalls den Westen
Deutschlands. So regnete es bis 19 Uhr MEZ 12-stündig im belgischen Beitem 7 l/m², in den niederländischen De Kooy und Berkhout jeweils 8 l/m²
und am Amsterdamer Flughafen Schiphol sowie in Vlissingen
10 l/m². Aus St. Peter-Ording und Bremerhaven wurden derweil je 6 l/m²
gemeldet.
Bis zum Folgetag verlagerte sich das
Zentrum des Tiefs FINNI nur wenig nach Osten. Die Okklusion zog sich über
Island und das Nordmeer nach Südosten bis zu ihrem Okklusionspunkt östlich der
Shetland-Inseln. Von dort reichte einerseits eine Warmfront nach Süden über die
Niederlande bis nach Belgien und andererseits eine Kaltfront nach Südwesten,
die jedoch über der Ostküste Schottlands in die Warmfront einer wellenförmigen
Deformation überging. Bereits östlich von Island spaltete sich von der Okklusion
eine weitere Warmfront ab, die sich über den Südwesten Norwegens, Dänemark und
Westdeutschlands erstreckte, bevor sie über dem Saarland endete. Der anhaltende
Regen entlang der Warmfronten führte 12-stündig in Deutschland zu
Niederschlagsmengen über der 10-l/m²-Marke, wie am Kahler Asten mit 14 l/m² bis
07 Uhr MEZ, 11 l/m² fielen derweil in Lüdenscheid, 12 l/m² in Lügde-Paenbruch und 13 l/m² an der Station Hoherodskopf/Vogelsberg. Im Laufe des Tages gelangte auch
Deutschland in den Warmsektor des Tiefs FINNI und somit in den Bereich
subtropischer Luftmassen. Die Höchsttemperaturen erhöhten sich dadurch im
Vergleich zum Vortag vor allem im Westen teils deutlich. Während im Osten die
Temperaturen auf einem ähnlichen Niveau blieben wie tags zuvor und in Bayern
gar mitunter leicht niedrigere Werte gemessen wurden, da hier weiterhin
subpolare Luftmassen vorherrschten, konnten im Westen, Norden und in der Mitte
Deutschlands Temperaturanstiege von über 6 Grad verzeichnet werden. So
stieg das Tagesmaximum in Soltau von 13,8°C am Vortag auf 20,5°C an. Bis zum
Abend entwickelte sich östlich von Island ein weiterer Tiefdruckkern aus,
welcher einen Großteil des Frontensystems übernahm. Gleichzeitig verlagerten
sich die Fronten mit dem neu entstandenen Tiefdruckkern weiter nach Osten. In
Deutschland schwächten sich dabei die Niederschläge etwas ab und bis 19 Uhr MEZ
konnten nur noch in den Mittelgebirgen Regensummen von 10 l/m² auf der
Wasserkuppe und jeweils 7 l/m² auf dem Brocken und dem Kahler Asten gemeldet
werden. Der Niederschlagsschwerpunkt befand sich zu diesem Zeitpunkt in der
Nähe des neu entstandenen Tiefdruckkerns sowie des unweit von diesem gelegenen
Okklusionspunktes über Südnorwegen. Innerhalb von 12 Stunden wurden dort 31
l/m² in Takle, 32 l/m² in Fossmark, 36 l/m² an der
Station Bergen/Florida und 44 l/m² in Furuneset nahe
Trondheim gemessen.
Am 13.08. konnte das Tiefdrucksystem FINNI
mit zwei Kernen analysiert werden. Das Tief FINNI I befand sich um 01 Uhr MEZ
dieses Tages über der Südküste Islands mit einem Kerndruck von etwa 1005 hPa.
Der Kern des Tiefs FINNI I war dabei über eine Okklusion mit dem Tief FINNI II
verbunden, welches nordwestlich der schwedischen Stadt Falun
lag. Vom Kern des Tiefs FINNI II mit einem Druck von knapp unter 1000 hPa verlief
eine weitere Okklusion nach Südosten bis über die Ostsee nördlich von Gotland.
Dort spaltete sie sich in eine bis nach Osttschechien reichende Warmfront und
eine über Südschweden bis Dänemark führende Kaltfront auf, die nahe Aarhus den
Anschluss an die Warmfront eines Randtiefs des Systems FINNI fand. Die Zyklone
FINNI I löste sich jedoch im weiteren Verlauf rasch auf, womit die
Wetterwirksamkeit vom Wirbel FINNI II ausging. In Südschweden verdrängten an
diesem Tag wärmere polare Luftmassen die zuvor eingeflossene Arktikluft,
wodurch sich die Tagesmaxima um 2 bis 4 Grad erhöhten und nun auch Höchstwerte
von 20°C verzeichnet wurden, wie in Malilla mit
23,3°C oder in Gladhammar mit 24,8°C. Aufgrund der
nach Nordosten weisenden Zugbahn des Wirbels FINNI II verblieb der
Niederschlagsschwerpunkt auch an diesem Tag über der Skandinavischen Halbinsel
und Finnland. Die höchsten 12-stündigen Regensummen konnten dabei mit 22 l/m²
in Innerdalen, 23 l/m² in Liarvatn,
26 l/m² in Vardo und 27 l/m² in Vaala
Pelso verzeichnet werden. Im norwegischen Fister-Sigmundstad wurden sogar in nur 6 Stunden 28 l/m²
registriert.
Das Tief FINNI wurde um 01 Uhr MEZ am
14.08. mit zwei Kernen über dem nördlichen und dem südlichen Teil des
Bottnischen Meerbusens analysiert. Das nördlichere und steuernde Tief des
Systems nahe der finnischen Stadt Oulu wies dabei einen Kerndruck von etwa 1004
hPa auf, der Druck des südlicheren Wirbels bei Stockholm betrug ca. 1006 hPa.
Beide Kerne des Systems FINNI wurden durch eine Okklusion miteinander verbunden.
Vom südlicheren Kern ging eine weitere Okklusion nach Südosten aus, die jedoch
nach kurzem Verlauf über dem Kurischen Haff den Charakter einer Kaltfront
annahm und nach Südwesten über Polen, Deutschland und Frankreich bis weit
hinaus über den Nordatlantik führte. In der Nacht hielt der Regen im Bereich
des Tiefs FINNI weiter an und sorgte vor allem im Norden Schwedens für hohe
Niederschlagssummen von beispielsweise 15 l/m² in Mala-Brannan,
20 l/m² in Buresjon und 29 l/m² in Arjeplog in 12 Stunden bis 07 Uhr MEZ. Auch das Baltikum
stellte einen weiteren Niederschlagsschwertpunkt dar, wobei im gleichen
Zeitraum 20 l/m² im estnischen Viljandi und 26
l/m² im lettischen Kolka zusammen kamen. Das Tief
FINNI verlagerte sich bis zum Abend weiter nach Osten, wodurch auch der Regen
nun verstärkt auf Finnland übergriff. Dabei wurden 12-stündig bis 19 Uhr MEZ in
Ylistaro Pelma 29 l/m², in
Vaasa Klemettilä 32 l/m², in Niinisalo
33 l/m² und am Flughafen Helsinki-Vantaa 39 l/m² gemessen.
Am 15.08. lag die Zyklone FINNI um 01 Uhr
MEZ mit ihrem Kern und einem Druck von rund 1010 hPa knapp westlich von
Helsinki. Vom Kern verlief eine Okklusion zunächst nach Südosten über den Osten
Lettlands und anschließend nach Westen bis zur Danziger Bucht. Eine weitere
Okklusion erstreckte sich bogenförmig nördlich um den Kern herum über Finnland und
Karelien bis östlich von Sankt Petersburg, wo sie Kaltfrontcharakter annahm und
folgend bis zur südlichen Ukraine und von dort über die Karpaten und die Alpen
bis Bordeaux reichte. Über Zentralfinnland fand die Okklusion außerdem
Anschluss an ein weiteres Frontensystem, welches in Bodennähe vorwiegend
Kaltfrontcharakter aufwies. Abermals konnten im Laufe des Tages in Finnland
nennenswerte 12-stündige Regensummen von 18 l/m² in Uto
und jeweils 23 l/m² in Ylistaro Pelma
und Kauhava registriert werden. Im Nordwesten
Russlands lagen die Werte währenddessen bei 17 l/m² in Monchegorsk
oder 14 l/m² in Apatity. Auch in Estland wurden noch
je 20 l/m² in Vilsandi und Kuusiku
gemessen. Entlang der langgestreckten Kaltfront kam es im Tagesverlauf aufgrund
des Aufeinandertreffens von warmer Subtropikluft und feuchten subpolaren
Luftmassen zur Entstehung von Schauern, die mitunter recht kräftig und teils
auch gewittrig auftraten. Dadurch fielen im ungarischen Sarmellek
in nur 3 Stunden 33 l/m² Niederschlag. Auch in Siofok
wurden seit den Mittagsstunden Gewitter gemeldet mit einer 12-stündigen
Niederschlagssumme von 25 l/m² bis 19 Uhr MEZ. In Österreich wurden ebenso kräftige
Schauer und Gewitter beobachtet. So konnten 3-stündig eine Regenmenge von 46
l/m² in Eisenkappel und innerhalb von 6 Stunden
48 l/m² in Aflenz verzeichnet werden. Am
Flughafen in Klagenfurt fielen in nur einer Stunde 19 l/m², in Köflach sogar 31 l/m² Niederschlag.
Das Tief FINNI verlagerte sich in der Folge
weiter nach Süden und befand sich am 16.08. über Riga. Der Kerndruck blieb
dabei unverändert. Das Frontensystem bestand um 01 Uhr MEZ aus einer Okklusion,
die sich spiralförmig um das Tief erstreckte und westlich von Tallinn ihren Okklusionspunkt
besaß. Von dort führten eine Warmfront nach Nordosten bis Murmansk und eine
Kaltfront bogenförmig über Moskau, die südliche Ukraine, die Karpaten und
Süddeutschland bis Nantes in Frankreich. In Tallinn und Kuusiku
konnten in 12 Stunden bis 07 Uhr MEZ nochmals je 12 l/m², in Narva gar 14 l/m² gemessen werden. Im lettischen Liepaja lag die 12-stündige Regensumme bei 16 l/m².
In der Folge wurde das Tief FINNI vom
Wirbel GRETA in dessen Zirkulation aufgenommen und konnte somit am Folgetag
nicht mehr auf der Berliner Wetterkarte namentlich verzeichnet werden.
Geschrieben
am 23.10.2016 von Sebastian Wölk
Berliner
Wetterkarte: 13.08.2016
Pate:
Rosalia Bär