Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet FLORENTINE
(getauft am
26.10.2016)
Am 26. Oktober wurde ein Tiefdruckgebiet in der Analyse
der Berliner Wetterkarte auf den Namen FLORENTINE getauft. Der Wirbel befand
sich um 00 Uhr UTC, also 01 Uhr MEZ, dieses Tages über Westisland und wurde
durch einen Höhentrog angetrieben, welcher einen Vorstoß kalter Luftmassen nach
Süden im 500 hPa-Niveau, was einer Höhe von etwa 5,5 km entspricht, darstellt.
In den folgenden 24 Stunden verlagerte sich der
Tiefdruckwirbel FLORENTINE mit seiner wellenförmigen und rückläufigen Okklusionsfront
weiter nach Nordosten. Sein Zentrum lag mit einem Kerndruck von knapp unter 980
hPa ungefähr 500 km nordöstlich von Island. Bei einer Okklusion handelt es sich
um eine Mischfront, die Kalt- und Warmfronteigenschaften aufweist. Bei diesem Prozess
holt die schneller ziehende Kaltfront die Warmfront ein, wodurch sich eine
Mischfront, also eine Okklusion bildet. Die Okklusion reichte dabei etwa bis
zum an der Südküste Englands gelegenen Brighton. Auf der Höhe von Trondheim
spaltete sich von der Okklusion eine Warmfront ab, welche über Schweden bis
nach Hamburg verlief. Im Bereich zwischen diesen beiden Fronten wurden
zweistellige Temperaturwerte erreicht, so zum Beispiel in Göteburg
mit 12,1°C oder in Karlsborg mit 11,8°C. Im Bereich
der Okklusion waren dagegen die Temperaturwerte einstellig, wie in Oslo mit
maximalen 9,4°C.
In der Nacht zum 28. Oktober veränderte das
Tiefdruckgebiet FLORENTINE seine Position kaum und befand sich immer noch im
Bereich des nördlichen 70. Breitenkreis über dem Norwegischen
Meer. Die Okklusion reichte in nördlicher Richtung bis zum 85. Breitenkreis und
verlief anschließend südöstlich über Finnland sowie in südwestlicher Richtung
über das Baltikum bis nach Warschau. Die Front sorgte für regnerisches Wetter
und so meldete St. Petersburg innerhalb von 24 Stunden 9 mm bis 18 Uhr UTC. Im
lettischen Daugavpils wurden 8 mm und im polnischen
Bialystok noch 3 mm registriert. Vom Kern des Tiefs FLORENTINE ging in
östlicher Richtung noch eine zweite Okklusionsfront aus, die sich in den
letzten 24 Stunden ausgebildet hatte. Das ausgedehnte Frontensystem erstreckte
sich entlang der norwegisch-schwedischen Grenze bis zur Südspitze Norwegens.
Von dort spaltete sich die Okklusion im Okklusionspunkt in eine Warm- und eine
Kaltfront auf. Die nach Süden verlaufende Warmfront war nur etwa 500 km lang
und führte über die Nordsee bis zur Ostküste Englands. Die Kaltfront erstreckte
sich entlang der englisch-schottischen Grenze und ging an der Westküste Irlands
in die Warmfront des sich über dem Atlantik befindlichen Tiefs GISI über. Auf
der Rückseite des Wirbels FLORENTINE strömte arktische Kaltluft ein, in der es
zu häufigen Schauern kam. In den vorangegangenen 24 Stunden bis
06 Uhr UTC fielen dabei in Bergen 37 mm schauerartiger Niederschlag und im
ebenfalls norwegischen Takle sogar 52,5 mm. Zusätzlich wurden Orkanstärke
erreichende Böen gemeldet, wie z.B. in Roldalsfjellet
mit 144,1 km/h.
Bis zum folgenden Tag zog das Tief FLORENTINE mit seinen
Ausläufern weiter Richtung Nordmeer. Unter dem Höhentief entstand im Gebiet des
stärksten Druckfalls ein zweiter Kern, Tief FLORENTINE II, das sich am 29.
Oktober um
00 Uhr UTC über Karelien befand. Der Wirbel FLORENTINE I lag dagegen vor der
nordnorwegischen Küste. Die Okklusion verlief ostwärts bis nach Murmansk und
von dort weiter in südlicher Richtung bis zum Zentrum von Tief FLORENTINE II.
Anschließend reichte die Luftmassengrenze bis zum russischen Smolensk, wo sie
in eine Kaltfront überging. Diese führte in westlicher Richtung über Krakau,
Prag und Brüssel und schloss etwa bei Calais, wie bereits am Vortag, an die
Warmfront von Tief GISI an. Dank dieser Struktur stellte sich in Skandinavien
recht mildes Wetter ein. An diesem Tag wurde an den Wetterstationen Stockholm-Arlanda und Uppsala 8,7°C bzw. 8,2°C als
Höchsttemperatur gemessen. Dabei regnete es vor allem in den baltischen
Ländern. Zum Beispiel gab es in Tallinn bis 18 Uhr UTC 16 mm Regen, aber bereits
bis 06 Uhr UTC meldete auch die Wetterstation Trondheim 19 mm als 24-stündige
Niederschlagsmenge. Weiterhin traten über Südskandinavien verstärkt hohe
Windgeschwindigkeiten auf, welche Sturm- und Orkanstärke erreichten. Im
norwegischen Gaustatoppen wurden dadurch Böen
beobachtet, deren Windgeschwindigkeiten mit 133,4 km/h gemessen wurden.
Mit einem Druck von etwas unter 1005 hPa lag der Wirbel
FLORENTINE, nun wieder mit nur einem Kern, am 30. Oktober über Russland mit
seinem Zentrum zwischen St. Petersburg und Wolgograd. Die Okklusionsfront, welche
sich vom Kern in östlicher Richtung etwa 500 km lang erstreckte, verursachte in
Russland verbreitet Schneefall. So meldete Moskau bis 15 Uhr UTC 4 cm Neuschnee
und das sich etwas südlicher befindende Kaluga 7 cm.
Unter den Wolken blieb es recht kühl, so dass die Wetterstation Moskau mit
maximalen -0,1°C den ersten Eistag vermeldete. Ein Tag wird als Eistag
bezeichnet, wenn der Höchstwert der Lufttemperatur ganztägig unterhalb von 0°C
liegt. Etwa 150 km nordwestlich von Wolgograd befand sich der Okklusionspunkt. Die
von diesem Punkt ausgehende kurze Warmfront erstreckte sich über die russische
Republik Kalmückien bis zum Kaukasus. Die Kaltfront befand sich weiter westlich
und bestimmte das Wetter von der Ukraine über Rumänien, Ungarn und die Slowakei
bis nach Ostdeutschland. Die Windgeschwindigkeiten erreichten nicht mehr die
Sturmstärken der Vortage, in Torsvag Fyr wurden Böen der Stärke 11 auf der Beaufort-Skala mit
108,1 km/h beobachtet, wobei ansonsten Geschwindigkeiten von 50 bis 70 km/h als
Maximalwerte den Standard darstellten.
Bis zum Morgen des letzten Oktobertages verlagerte sich
das Tiefdruckgebiet FLORENTINE weiter nach Nordosten und befand sich ca. 200 km
nordöstlich von Wolgograd. Die nur noch recht kurze Okklusion verlief Richtung
Westen und ging nach etwa 200 km in eine Kaltfront über. Diese zog sich
nordwestlich bis nach Tallinn. In Moskau gab es erneut einen Eistag mit einer
Maximaltemperatur von -1,1°C. Zusätzlich meldete Moskau um 06 UTC eine 6 cm
hohe Schneedecke.
Am 01. November befand sich der Wirbel FLORENTINE mit
seinem Zentrum, in dem der Kerndruck etwas unter 1005 hPa betrug, über Russland,
ungefähr 450 km südlich der Stadt Perm. Dies war auch der letzte Tag, an dem
die Zyklone als eigenes Druckgebilde auf der Berliner Wetterkarte zu erkennen
war, da das Tief FLORENTINE im weiteren Tagesverlauf aus dem Analysebereich der
Berliner Wetterkarte verschwand.
Geschrieben am 19. Dezember 2016 von Adrienn Hegedüs
Berliner Wetterkarte: 29.10.2016
Pate: Florentine Olbort