Lebensgeschichte

 

     Tiefdruckgebiet  FLORIAN

(getauft am 11.05.2005)

 

 

Bereits fünf Tage vor dem eigentlichen Taufdatum war das Tief FLORIAN weit draußen auf dem Atlantik vor der Küste von Neufundland aus einer Frontenwelle entstanden. Zu diesem Zeitpunkt waren weder das eigentliche Potential von Tief FLORIAN noch die späteren Auswirkungen für das europäische Festland absehbar. Dies sollte sich auch erst nach einigen Tagen ändern, als das Tief bereits bis zur spanischen Atlantikküste vorankam.

Unterwegs hatte das Tief FLORIAN schon, begünstigt durch den warmen Golfstrom und einen kräftigen Westwind in der Höhe, einen Kerndruck von 985 hPa aufbauen können. Nun allerdings ließ der Westwind nach und das Tief begann sich leicht abzuschwächen. Es wurde nur noch durch das warme Wasser des östlichen Atlantiks am Leben gehalten.

Es war bereits der 11.05.2005 als der Höhenwind wieder auffrischte und so das Tief FLORIAN wieder belebte. Von nun an hegte man auch sehr großes Interesse an das Tief, da bereits jetzt eine Zugbahn quer über Mitteleuropa vorhergesagt wurde. Das Tief FLORIAN wanderte zunächst allmählich an der Atlantikküste nach Norden und erreichte am 13.05.2005 den Golf von Biskaya. Hier entwickelte sich der Höhenwind zu einem kräftigen Westwind und pustete das Tief FLORIAN nun über Frankreich nach Osten.

Von nun an legte sich das Tief FLORIAN auch so richtig ins Zeug. Die Tiefausläufer lagen bereits quer über Mitteleuropa und trennten die trockene Subtropikluft über Südeuropa von der sehr kühlen Meeresluft über Nordeuropa. Über Südfrankreich wurden an der Kaltfront kräftige Gewitter ausgelöst. Durch sinnflutartigen Regen fielen hier innerhalb weniger Stunden bis zu 39 Liter pro Quadratmeter.

Ein weiteres ausgedehntes Regengebiet im Zentrum von Tief FLORIAN zog nun rasch über Mitteldeutschland hinweg und sorgte hier ebenfalls für stundenlange Regenfälle. In weiten Teilen von Niedersachsen und Sachsen-Anhalt kamen am 14.05.2005 in 24 Stunden etwa 50 Liter Regen pro Quadratmeter zusammen. Das ist für viele Regionen bereits die durchschnittliche Monatsniederschlagsmenge. Das Tiefzentrum verlagerte sich am 15.05.2005 weiter nach Polen und brachte vorher noch viel Regen in Sachsen, Brandenburg und Berlin. In Berlin-Dahlem fiel innerhalb von 18 Stunden mit 26 Litern pro Quadratmeter rund die Hälfte des monatlichen Niederschlags.

Nachdem das Tief FLORIAN Deutschland verlassen hatte, steuerte es über Polen auf die Ostsee hinaus und erreichte am 18.05.2005 den Norden von Norwegen. Es war zu diesem Zeitpunkt aber nicht mehr wirklich wetteraktiv, da hier sowohl das Wasser wie auch das Land noch sehr kalt waren. Am 19.05.2005 hatte das Tief FLORIAN bedingt durch das kalte Wasser der Barentssee nun keine Kraft mehr und löste sich anschließend auf, somit verschwand es von der Wetterkarte.

Geschrieben am 29.05.2005 von Sebastian Unger

Wetterkarte: 15.05.2005

Pate: Florian Besinger