Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet FLORIAN

 (getauft am 15.08.2015)

 

Im Verlauf des 15.08.2015 bildete sich unter einem Langwellentrog über Mitteleuropa, d.h. einem ausgedehnten Gebilde geringen Luftdrucks in etwa 5,5 km Höhe, eine Wellenstörung aus, die in der Prognose für den Folgetag auf den Namen FLORIAN getauft wurde. Am 16.08. besaß das Tiefdruckgebiet FLORIAN einen Kerndruck von etwa 1010 hPa und befand sich um 00 Uhr UTC, das heißt 01 Uhr MEZ, nördlich von Budapest.

Bis zum Folgetag verlagerte sich die Zyklone FLORIAN innerhalb eines Zeitraumes von 24 Stunden nur geringfügig nach Süden und befand sich um 00 Uhr UTC mit gleichgebliebenem Kerndruck über der kroatischen Stadt Split. Die Kaltfront erstreckte sich bogenförmig nach Süden über Albanien bis zur Küste Tunesiens. In dieser Nacht meldete die Wetterstation in Dubrovnik mehrmals Gewitter, dabei wurde eine 24-stündige Niederschlagssumme von 29 mm registriert. Bei einer Kaltfront schiebt sich kalte Luft unter die wärmere Luftmasse, dabei kommt es im Bereich der Kaltfront zu verstärkten vertikalen Luftbewegungen. Die dadurch auftretende starke Quellbewölkung, die kräftigen Niederschläge mit Gewittern und die teilweise auffrischenden Windböen weisen auf einen Kaltfrontdurchgang hin. Rückseitig der Kaltfront steigt der Luftdruck deutlich an und die Temperatur geht zurück. So wurde in Dubrovnik nach dem Durchgang der Kaltfront eine Höchsttemperatur von 25°C gemessen, während diese am Vortag noch 31°C betrug.

Am 18.08. lag der Kern des Tiefs FLORIAN erneut über dem Norden Ungarns, wobei der Druck unverändert 1010 hPa aufwies. Die Okklusionsfront, d.h. eine aus Warm- und Kaltfront zusammengesetzte Front, verlief nach Südosten bis zur bulgarischen Küste am Schwarzen Meer sowie nach Nordwesten bis zur deutschen Nordsee-Küste, wo die Okklusionsfront in die eines anderen Tiefdruckgebietes überging. Eine Okklusion entsteht, wenn die etwas langsamere Warmfront von der schnelleren Kaltfront eingeholt wird. Die Station in der rumänischen Hafenstadt Konstanza meldete von 00 Uhr UTC bis 04 Uhr UTC zu jeder Stunde Gewitter, wobei sie um 01 Uhr UTC sogar ein starkes Gewitter in den Wettermeldungen verschlüsseln konnte. Dort fielen innerhalb von 24 Stunden 38 mm Niederschlag in Form von Regenschauern. In Budapest wurde um 06 Uhr UTC eine 24-stündige Niederschlagsmenge von insgesamt 66 mm registriert, welche sich durch schon am Vortag angefangene, länger anhaltende Regenfälle aufsummierte. Die Höchsttemperatur von 26°C am vorigen Tag sank auf 19°C. Auch in Prag brachte das Tiefdruckgebiet FLORIAN Niederschlag, dort wurden im gleichen Zeitraum 29 mm Regen gemessen.

Bis zum Folgetag spaltete sich die Zyklone FLORIAN in zwei Tiefdruckkerne, mit den Namen FLORIAN I und FLORIAN II, auf, wobei der Kerndruck beider Tiefdrucksysteme im Vergleich zum Vortag gleich bei ca. 1010 hPa blieb. Das Zentrum des Tiefdruckwirbels FLORIAN I befand sich über der Nordsee vor der Ostküste Nordenglands. Vom Kern aus verliefen zwei Okklusionsfronten. Die eine erstreckte sich in einem großen Bogen nach Norden über Schottland bis über Nordskandinavien, wo die Front in die eines unbenannten Tiefdruckgebietes überging. Die andere Okklusionsfront des Tiefdruckwirbels FLORIAN I verlief bogenförmig nach Südosten über Deutschland und ging über Brandenburg in die Okklusionsfront des Tiefs FLORIAN II über. Dessen Warmfront erstreckte sich nach Osten über das Schwarze Meer und endete in der Kaltfront einer anderen Zyklone. Entlang der Okklusionsfront des Wirbels FLORIAN I regnete es in Hamburg durchgehend, so meldete eine Station um 06 Uhr UTC eine 24-stündige Niederschlagssumme von 16 mm. Auch an anderen norddeutschen Stationen wurde um die gleiche Uhrzeit Niederschlag registriert. In Braunschweig fielen im gleichen Zeitraum 11 mm sowie in Magdeburg 21 mm Regen und in Gardelegen wurden sogar 33 mm Niederschlag gemessen. Durch den Einfluss vom Tiefdruckgebiet FLORIAN II nahm die höchste Temperatur in Bukarest innerhalb dieses Tages um 12 Grad ab. Das Maximum betrug am vorigen Tag noch 30°C, aber am 19.08. erreichte sie nur noch 18°C.

Bis zum 20.08. löste sich das Tief FLORIAN I auf, so hatte das Tiefdruckgebiet FLORIAN nur noch ein Zentrum, welches sich erneut über dem Raum Budapest befand. Der Kerndruck nahm zu, so dass dieser nun nur noch 1020 hPa betrug. Die Okklusionsfront erstreckte sich vom Schwarzen Meer über Rumänien, Deutschland sowie Dänemark und endete über dem Nordmeer. Eine Station in Bukarest meldete um 06 Uhr UTC Gewitter und eine Niederschlagssumme von 11 mm, welche in nur einer Stunde gemessen wurde. In Varna konnten um die gleiche Uhrzeit Regen und eine 24-stündige Niederschlagssumme von 11 mm registriert werden. Das Tiefdruckgebiet FLORIAN löste sich im Verlauf des 20.08. weitgehend auf und war somit nach 5 Tagen Wetteraktivität über Europa an diesem Tag das letzte Mal auf der Berliner Wetterkarte verzeichnet.

 

Geschrieben am 14.09.2015 von Barbara Szénási

Berliner Wetterkarte: 19.08.2015

Pate: Florian Kleemann