Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet FLORIAN
(getauft am 30.03.2011)
Am 29. März lag das ausgeprägte
Tief ENGELBERT zentral über dem Nordatlantik. Auf dessen Vorderseite
entwickelte sich eine Wellenstörung, die sich bis zum Folgetag weiter
intensivierte. Das entstandene Tief schien für Mitteleuropa wetterwirksam zu
werden und wurde in der Prognosekarte des
30. März auf den Namen FLORIAN getauft.
An diesem Tag lag das kräftige
Hoch NICOLE über Mittel- und Osteuropa und verhinderte vorerst ein Weiterziehen
des Wirbels. So blieb das Tief im Tagesverlauf relativ stationär über dem
Westen Europas. Dabei intensivierte es sich und bildete ein eigenes Zentrum
aus.
Bis zum nächsten Morgen (01 Uhr
MEZ) lag der Wirbel FLORIAN mit einem Kerndruck (Luftdruck im Zentrum) von ca.
990 hPa vor der Westküste Irlands. Vom Kern verlief eine Warmfront nach
Südosten über Irland, die Irische See, Cornwall und die Kanalinseln bis nach
Nordfrankreich, wo sie an das voranlaufendes System von Tief ENGELBERT
anschloss. Die Kaltfront des Tiefs FLORIAN erstreckte sich nach Südwesten
hinaus über den zentralen Nordatlantik und wechselte dabei zwischen Warm- und
Kaltfrontcharakter. Entlang der Kaltfront kam es zu Temperaturgegensätzen von
bis zu 4°C pro 100 km. Im Laufe des Tages kam es beim Durchgang beider Fronten
vor allem in Frankreich und Irland zu Regen oder Sprühregen, der innerhalb von
24 Stunden bis zu 7 l/m² ergab.
Am 01. April zog das Hoch NICOLE
nach Osten ab und das Tiefdruckgebiet FLORIAN gewann an Einfluss auf
Mitteleuropa. Der Wirbel hatte während der letzten 24 Stunden einen Doppelkern
ausgebildet, der nördliche Kern lag südlich von Bergen an der Norwegischen
Küste, während der zweite Kern nahe Oslo lag. Die beiden Zentren verband eine
Okklusion, eine Mischform aus Warm- und Kaltfront. Südlich des Systems war der
Luftdruckgegensatz aufgrund der Nähe zu Hoch PEGGY über Frankreich recht stark,
sodass die Windgeschwindigkeiten im Nordseeraum zunahmen. Auf der Insel
Bornholm wurden Windspitzen von 50 km/h gemessen. Vom zweiten Kern ausgehend
hatte sich auf der Vorderseite ebenfalls eine Okklusion ausgebildet, die über
Südschweden bis zur Ostseeküste reichte. Dort spaltete sie sich in eine Warm-
und eine Kaltfront auf. Erstere verlief nach Südosten über die Ostsee und das
südliche Baltikum, sowie Weißrussland bis zur Ukraine und schloss dort an ein
voranlaufendes Tief an. Der über Polen liegende Warmluftsektor des Systems
sorgte für größere Temperaturgegensätze, so wurden zum Beispiel im Norden
Polens etwa 10°C gemessen, während nördlich der Warmfront in Südschweden kühle
3°C registriert wurden. Die Kaltfront erstreckte sich dagegen in einem Bogen
über die südliche Ostsee und Deutschland bis nach Belgien, wo sie an ein
nachfolgendes Tief anschloss. Dabei wurde in Deutschland und Belgien verbreitet
Niederschlag in Form von Regen gemeldet, am Großen Arber fielen z.B. 22 l/m²
innerhalb von 24 Stunden.
Bis zum Folgetag (01 Uhr MEZ)
wurde Tief FLORIAN von Hoch PEGGY über Südeuropa weiter nach Nordosten
verdrängt. Das Tiefdruckgebiet lag nun mit einem Kerndruck von ca. 1015 hPa am
Finnischen Meerbusen. Von dort reichte eine Höhenokklusion, d.h. eine
Okklusion, die als solche nicht am Boden analysierbar ist, nach Süden über das
Baltikum bis in die Ukraine, wechselte den Charakter in den einer
Bodenkaltfront und erstreckte sich dann in einem Bogen nach Norden bis nach
Ungarn, wo sie an die Warmfront eines nachfolgenden Tiefs anschloss. Dabei ließ
die Wetteraktivität des Wirbels langsam nach. Im Bereich der Bodenkaltfront
wurde in Ungarn leichter Regen registriert, während südlich des Kerns im
Baltikum mehrfach Nebel oder Dunst gemeldet wurde.
Im Laufe des Tages schwächte sich
der Wirbel Florian weiter ab und konnte am Morgen des 03. April nicht mehr als
eigenständiges Tief auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden.
Geschrieben am 15.05.2011 von Benjamin Siebert
Wetterkarte: 01.04.2011
Wetterpate: Florian Besinger