Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet FRANK
(getauft am 07.09.2011)
Am 06. September reichte eine ausgedehnte Westwindzone vom Osten Kanadas über
den Nordatlantik bis nach Westeuropa. In einer Wellenstörung nahe Neuschottland
entstand ein neues Tiefdruckgebiet, das sich mit der Höhenströmung nach Osten
bewegte und für das Wetter in Mitteleuropa wirksam zu werden schien. Daher
wurde es am Folgetag auf den Namen FRANK getauft.
Bis zum Morgen des 08. Septembers gegen 00 Uhr UTC, d.h. 02 MESZ, war das
Tief nach Neufundland gezogen. Die Zyklone hatte einen Kerndruck (Luftdruck im
Zentrum) von ca. 1005 hPa. Auf der Vorderseite erstreckte sich eine Warmfront
nach Osten über den Atlantik und verband sich mit einem voranlaufenden Tief.
Eine Kaltfront zog sich nach Südwesten entlang der Küste Neuschottlands bis
über das amerikanische Festland.
Mit der Höhenströmung bewegte sich Tief FRANK schnell nach Osten und befand
sich am Folgetag zentral über dem Nordatlantik. Dabei verstärkte sich der
Wirbel und der Kerndruck sank auf etwa 995 hPa. Nahe des Kerns holte die
Kaltfront bereits die Warmfront ein, sodass eine Okklusion, eine Front mit
Warm- und Kaltfrontcharakter, entstand. Auf der Rückseite reichte diese vom
Zentrum einige hundert Kilometer nach Südwesten, auf der Vorderseite dagegen
nur knapp einhundert Kilometer nach Osten und spaltete sich dort in Warm- und
Kaltfront auf. Die Warmfront zog sich nach Osten und schloss an eine
voranlaufende Wellenstörung vor der irischen Küste an. Dagegen erstreckte sich
die Kaltfront in einem Bogen nach Südwesten bis zu den Bermudas, dann wieder
nach Nordwesten und schloss an ein nachfolgendes Tief über Nordamerika an.
Am 09. September wurde die Zyklone dann erstmals für Europa wetterwirksam.
Das Zentrum des Tiefdruckgebietes lag weiterhin zentral über dem Atlantik auf
der Breite von Neufundland. Von dort verlief die Okklusion weiterhin nach Osten
und spaltete sich nahe des Kerns auf. Die Warmfront reichte nach Osten bis zur
westirischen Küste und erstreckte sich von dort weiter nach Südosten über
Irland, die südliche Irische See, Cornwall und den Ärmelkanal bis nach
Zentralfrankreich. Zusätzlich bildete sich eine vorgelagerte Warmfront, die von
der nördlichen Irischen See über England und Nordfrankreich bis nach Vogesen
reichte. Entlang dieses Frontensystems kam es verbreitet zu vielen dichten
Wolken und Sprühregen oder Regen. Die Kaltfront des Tiefs FRANK erstreckte sich
weiterhin in einem Bogen nach Südwesten über die Azoren bis über den
Zentralatlantik und verband sich mit einem nachfolgenden Tief. Auf der
Azoreninsel Pico wurden bereits erste Gewitter gemeldet. Das Tiefdruckgebiet
verstärkte sich weiterhin und dehnte sich nun horizontal und vertikal immer
weiter aus. In der Wetterkarte von 500
hPa (ca. 5,5 km Höhe) hatte sich der Wirbel auch als Höhentief durchgesetzt und
lag auf der Vorderseite eines Troges, einem Vorstoß der kalten Luftmasse nach
Süden. Bis zum Morgen des 10. Septembers um 00 Uhr UTC verblieb es relativ
konstant vor der irischen Küste. Der Kerndruck lag nun bei unter 975 hPa. Die
Okklusion zog sich in einem Bogen um das Zentrum des Tiefs bis auf die Breite
von Schottland. Von dort verlief die Warmfront nach Osten über Schottland, dann
nach Südosten über die Nordsee und Deutschland bis an die österreichische
Grenze. Erneut wurde verbreitet Regen oder Sprühregen und immer wieder Nebel
registriert. Die Kaltfront zog sich dagegen nach Süden entlang der irischen
Westküste bis vor die Küste Nordspaniens und dann in einem Bogen nach Südwesten
und Westen hinaus auf den Atlantik. Im Tagesverlauf überquerte die Front jedoch
Westeuropa und sorgte erneut für einzelne Gewitter. In Bournemouth im Süden
Großbritanniens fielen innerhalb von 24 Stunden 11 Liter Regen pro
Quadratmeter.
Am 11. September verlagerte sich das Druckgebilde nur leicht. Sowohl der
Kern, als auch die Okklusion und die Warmfront lagen etwa 300 km nördlicher als
am Vortag. Jedoch verlief die Kaltfront nun über die Nordsee vorbei an der
Südwestspitze Norwegens nach Süden über das Emsland und die Eifel, von dort
nach Südwesten über Frankreich bis zum Golf von Biscaya. Dabei kam es schon in
der Nacht an der deutschen Nordseeküste, nahe der dänischen Grenze, zu ersten
Gewittern. Im Tagesverlauf überquerte die Front dann Mitteleuropa von West nach
Ost und sorgte vor allem in den Mittelgebirgen für viele Gewitter. Örtlich
bildete sich Hagel, der bis zu 8 cm Durchmesser erreichte. Außerdem sorgte
Starkregen in kurzer Zeit Niederschlagsmengen von örtlich 30 bis 40 l/m². Auch
der Wind erreichte Spitzen von 112 km/h in Eschwege in Nordhessen. Bis in die
Nacht gab es in Deutschland nach Osten abziehende Gewitter.
Der ehemalige Tropensturm KATIA rückte nun langsam von Westen nach und
drängte Tief FRANK nach Norden ab. So lag das Zentrum am 12. September gegen 00
Uhr UTC mit einem Druck von 980 hPa nordwestlich von Irland. Das Frontensystem
okkludierte jedoch zunehmend. Eine rückläufige Okklusion reichte etwa 100 km
vom Kern nach Nordosten, während die voranlaufende Okklusion nun in einem Bogen
nach Westen, dann nach Norden verlief, um südlich von Island nach Osten zu
drehen. Nahe der Faröer Inseln schwenkte diese dann nach Nordosten bis zu der
Inselgruppe der Lofoten an der norwegischen Küste. Dann überquerte sie nördlich
die Skanden und spaltete sich über dem Bottnischen Meerbusen in Warm- und
Kaltfront auf. Die Warmfront verlief nach Südosten entlang der Westküste
Finnlands und den Rigaischen Meerbusen bis nach Litauen. Das System aus
Okklusion und Warmfront ließ jedoch an Wetteraktivität nach und sorgte für
dichte Wolken und vereinzelten Regen. Die Kaltfront verlief vom Bottnischen
Meerbusen nach Süden über die Ostsee bis nahe der schwedischen Insel Gotland.
Der zunehmende Okklusionsprozess und die kräftigen Tiefs KATIA im Westen
und ERICH im Osten verdrängten das Tiefdruckgebiet FRANK zunehmend. Am Morgen
des 13. Septembers wurde der Wirbel nicht mehr als eigenständiges Tief auf der
Berliner Wetterkarte geführt.
Geschrieben am 28.10.2011 von Benjamin Siebert
Berliner Wetterkarte: 11.09.2011
Pate: Degopa.de