Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet FRANZ

(getauft am 06.08.2013)

 

In der Nacht zum 06.08. entstand im Bodenniveau entlang einer Wellenstörung des über der Nordsee liegenden Tiefdrucksystems ERNST ein Wellentief, welches auf der Analysekarte für 00 Uhr UTC, also 02 Uhr MESZ, auf den Namen FRANZ getauft wurde. Das Tief FRANZ lag mit einem Kerndruck von etwas unter 1015 hPa zum Zeitpunkt der Analyse mit über Westspanien. Der Wirbel war durch eine Warmfront, welche über die Pyrenäen und den Süden Frankreichs verlief, mit der Kaltfront der nordöstlich gelegenen Zyklone ERNST verbunden. Des Weiteren ging vom Kern des Tiefs FRANZ in südwestlicher Richtung eine Kaltfront aus, die über den Atlantik bis zu den Kanaren reichte. Am späten Abend und in der Nacht zum 07.08. setzten über Frankreich in einem Streifen von den Pyrenäen bis zum Elsass erste, teils ergiebig ausfallende Schauer und Gewitter ein. In 12 Stunden bis 06 Uhr UTC fielen in Vichy 30 Liter, in Aurillac 43 Liter und bei Clermont-Ferrand 52 Liter auf einen Quadratmeter.

Am 07.08 um 00 Uhr UTC lag das Zentrum von Tief FRANZ mit einem auf unter 1010 hPa gefallen Druck nahe Valencia über der spanischen Mittelmeerküste. Nach Nordosten verlief eine Warmfront über Zentralfrankreich bis nach Mitteldeutschland, wo sie über dem Harz in die zum Tiefdruckwirbel ERNST gehörende Kaltfront überging. Die zum Wirbel FRANZ gehörende kurze Kaltfront beschrieb einen Bogen über Ibiza nach Südwesten und endete östlich von Rabat über dem Atlasgebirge. Der Großteil der Niederschläge konzentrierte sich weiterhin auf weite Gebiete Frankreichs, sowie Teile der Schweiz. Innerhalb von 24 Stunden fielen bis 06 Uhr UTC des Folgetages auf einen Quadratmeter in Clermont-Ferrand etwas über 41 Liter, bei Biarritz 47 Liter und im schweizerischen Comprovasco 58 Liter Regen. Auch in Deutschland führte das Voranschreiten der Ausläufer der Zyklone FRANZ in der zweiten Nachthälfte zu Gewittern, die besonders im Osten lokal recht stark ausfielen. Während dieser Gewitter, welche von Spitzenböen über 100 km/h begleitet wurden und damit Stärke 10 bis 11 auf der Beaufort-Skala erreichten, wurden in Neuruppin in nur 6 Stunden bis 06 Uhr UTC des Folgetages 35 Liter je Quadratmeter registriert.

Bis zum 08.08. zog das Zentrum der Zyklone FRANZ nach Deutschland und lag mit einem Druck von weiterhin 1010 hPa um 00 Uhr UTC nur wenig nördlich von Hamburg. Vom Kern ging in östlicher Richtung eine Kaltfront aus, die über Berlin nach Süden in Richtung Italien schwenkte und sich bei Genua mit der Warmfront eines anderen, unbenannten Tiefdruckwirbels verband. Die vom Kern ausgehende und nach Nordosten reichende Warmfront des Tiefs FRANZ überquerte bei Kopenhagen die Ostsee in Richtung Schweden und verband sich dort erneut mit dem Frontensystem des Tiefs ERNST. Zusätzlich hatte sich eine dritte Frontenart ausgebildet, die sowohl Kalt- als auch Warmfronteigenschaften in sich vereint und als Okklusionsfront bezeichnet wird. Eine solche reichte vom Kern bei Hamburg aus bis etwa nach Köln. Die mit dem Tief FRANZ verbundenen Niederschläge verlagerten sich unter Abschwächung nach Dänemark und im Tagesverlauf über Schweden und Norwegen bis nach Finnland. Größere Regenmengen wie in den Tagen zuvor in Frankreich kamen jedoch nicht mehr zusammen. Bis 06 Uhr UTC des nächsten Tages registrierte eine Messstation bei Kopenhagen eine Niederschlagssumme von 4 Litern, in Foulum von 9 Litern und in Helsinki waren es 13 Liter pro Quadratmeter. Etwas stärker fiel der Regen in Schweden und Norwegen aus. Innerhalb von 24 Stunden wurden in Oslo 29 Liter und im schwedischen Tullingo bis zu 34 Liter pro Quadratmeter registriert.

Mit einem Druck von 1010 hPa lag das Zentrum vom Tief FRANZ gegen 00 Uhr UTC am 09.08. unweit von Stockholm. Vom Kern zog sich eine Warmfront nach Nordosten und verband sich über Ostfinnland mit der Kaltfront des Tiefs ERNST. In Richtung Südosten zog sich eine Kaltfront, die über Riga und Warschau verlief und sich im Verlauf über Ungarn mit der Warmfront eines anderen Wirbels verband. Außerdem erstreckte sich eine bis östlich von Oslo reichende Okklusionsfront. Bereits in der Nacht zog das Niederschlagsgebiet von Skandinavien über Finnland hinweg nach Nordosten und konnte sich im Laufe des Tages über Nordrussland lokal begrenzt noch einmal etwas intensivieren. Die Niederschlagssummen waren dabei sehr unterschiedlich ausgeprägt. In Mudjug beispielsweise fielen durch Schauer und Gewitter innerhalb von 24 Stunden bis 06 Uhr UTC des Folgetages 63 Liter pro Quadratmeter Niederschlag, während aus dem weniger als 50 Kilometer entfernten Archangelsk im selben Zeitraum lediglich 6 Liter pro Quadratmeter gemeldet wurden. Im etwas weiter östlich gelegenen Moseyevo fielen auf einen Quadratmeter bis zu 67 Liter Regen. Am 10.08. um 00 Uhr UTC lag das Tiefdruckgebiet FRANZ mit einem auf 1005 hPa gefallenen Druck bei Archangelsk über Nordrussland. Nach Süden verlief vom Kern ausgehend eine Okklusionsfront, die schon bei Plessezk ihren Okklusionspunkt hatte, welcher den Ort beschreibt, an dem sich die Okklusion in Warm- und Kaltfront aufspaltet. Die Warmfront erstreckte sich von diesem Punkt aus nach Süden bis über Kiew. Die Kaltfront verlief zunächst nach Süden bis Moskau. Dort beschrieb sie einen engen Bogen nach Westen und ging bei Minsk in die Warmfront eines über dem Balkan liegenden unbenannten Tiefs über. Nach Osten reichte eine weitere Warmfront vom Kern aus bis nahe Workuta. Das Niederschlagsband, das sich um 00 Uhr UTC von der Region um Archangelsk bis nach Moskau erstreckte, verlagerte sich unter Abschwächung bis zum 11.08. mit dem Wirbel FRANZ weiter nach Osten. Die höchsten Intensitäten wurden dabei noch aus den Regionen entlang des Weißen Meeres sowie entlang der nördlichen Ausläufer des Uralgebirges gemeldet. Bis 06 Uhr UTC wurden innerhalb von 24 Stunden in Petschora und Ussinsk Mengen von je 14 Liter und in Workuta 17 Liter pro Quadratmeter gemessen.

Der 11.08 war der letzte Tag an dem das Tiefdruckgebiet FRANZ auf der Berliner Wetterkarte verzeichnet werden konnte. Mit einem um 10 hPa gefallenen Druck hatte sein Zentrum das Uralgebirge überquert und lag um 00 Uhr UTC östlich von Workuta über der westsibirischen Siedlung Jamburg, nördlich von Nowy Urengoi. Nach Südwesten überquerte vom Kern des Tiefs FRANZ ausgehend eine Kaltfront das Uralgebirge, welche südlich von Moskau in die Warmfront eines weiteren über Lettland liegenden Wirbels überging. Im Laufe des Vormittags verließ das Tief FRANZ auf seiner Zugbahn nach Osten den von der Berliner Wetterkarte erfassten Bereich, sodass es am 12.08. nicht mehr auf dieser analysiert werden konnte.

 


Geschrieben am 20.09.2013 von Christian Ulmer

 Berliner Wetterkarte: 07.08.2013

Pate: Franz Sütsch