Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet FREDERIKE

(getauft am 15.06.2014)

 

Gegen Mitte Juni entstand unterhalb eines Troges, d.h. eines Vorstoßes kalter Luft nach Süden in einer Höhe von ca. 5,5 km, über Finnland im Bodenniveau ein Tiefdruckwirbel. Dieser wurde am 15.06. in der Prognose für den Folgetag auf den Namen FREDERIKE getauft. Am 16.06. um 00 Uhr UTC, d.h. 02 Uhr MESZ, lag das Tief FRIEDERIKE mit einem Druck von knapp unter 1010 hPa wie prognostiziert mit seinem Zentrum über Finnland, unweit der Stadt Oulo. Vom Kern zog sich in südwestlicher Richtung eine Kaltfront über die Ostsee und Schweden hinweg bis nach Bergen. Nach Nordosten verband zudem eine Okklusionsfront das Tief FREDERIKE mit einem Randkern über der Barentssee. Als Okklusionsfront wird dabei eine Mischfront verstanden, die Eigenschaften von sowohl Kalt- als auch Warmfront in sich vereint. Im Laufe des Tages entwickelte sich entlang der sich verstärkenden Zyklone FREDERIKE ein ausgedehntes Niederschlagsgebiet, das binnen 24 Stunden bis 06 Uhr UTC des nächsten Tages in St. Petersburg 7 Liter, bei Lahti in Finnland 10 Liter und im russischen Kalewala bis zu 19 Liter Regen pro Quadratmeter brachte.

Sich nach Osten verlagernd befand sich das Zentrum des Tiefs FREDERIKE am 17.06. um 00 Uhr UTC nahe der der russischen Stadt Belomorsk am Rande des Weißen Meeres, knapp 350 Kilometer östlich der Position 24 Stunden zuvor. Westlich des Kerns, dessen Druck auf etwas unter 1000 hPa gefallen war, reichte eine Okklusionsfront nach Norden, die sich über dem Weißen Meer in eine Warm- und eine Kaltfront teilte. Die Stelle, an der Warm- und Kaltfront ineinander übergehen und eine Okklusionsfront bilden, wird als Okklusionspunkt bezeichnet. Vom Okklusionspunkt zog sich die Warmfront über Archangelsk nach Südosten, die Kaltfront hingegen beschrieb einen Bogen über Minsk und Kaliningrad bis nach Kopenhagen. Während an der Rückseite des Tiefdruckwirbels FREDERIKE kalte Luftmassen arktischen Ursprungs nach Nordeuropa geführt wurden, gelangte Warmluft an dessen Vorderseite bis weit in den Norden Russlands. In Archangelsk erreichte die Temperatur einen Tageshöchstwert von 20,4°C, wohingegen weiter südwestlich im hinter der Kaltfront gelegenen St. Petersburg maximal 10,7°C und nördlich des Kerns in Murmansk 6,9°C gemessen wurden. In Finnland kam es bei nächtlichen Tiefstwerten von –0,5°C bei Kuusamo und –2,2°C in Pyhäjärvi lokal sogar zu leichtem Bodenfrost. Das Niederschlagsgebiet verlagerte sich mit dem Tief und unter leichter Abschwächung ebenfalls nach Osten. Bis 06 Uhr UTC fielen in St. Petersburg 4,8 Liter, in Kasin 9 Liter und in Krestetsky bis 14 Liter pro Quadratmeter in 24 Stunden.

Zum 18.06. verblieb die Zyklone FREDERIKE nahezu stationär über der Region und lag um 00 Uhr UTC mit annähernd gleich gebliebenen Kerndruck zentral über dem Weißen Meer, nördlich von Belomorsk. Westlich des Kerns ausgehend erstreckte sich eine Kaltfront in einem Bogen um das Zentrum herum über Archangelsk nach Süden und endete nahe dem Schwarzen Meer über der südlichen Ukraine. Ausläufer der Zyklone erreichten ab Mittag das Uralgebirge, an dessen Flanken durch erzwungene Hebungsvorgänge die Niederschlagsintensitäten mitunter noch etwas verstärkt wurden. Die Messstation in Perm meldete in den 24 Stunden bis 06 Uhr UTC 9 Liter, die Station in Wereschtschagino 18 Liter und in Yusta 20,1 Liter Regen pro Quadratmeter.

Sich weiterhin nur langsam verlagernd befand sich das Zentrum des Tiefdruckwirbels FREDERIKE am 19.06. um 00 Uhr UTC mit einem Druck von knapp unter 990 hPa über Archangelsk. Eine Okklusionsfront reichte vom Kern nach Süden bis zu ihrem Okklusionspunkt nahe der Stadt Perm. Während die Warmfront von dort nach Südosten reichte und das Uralgebirge überquerte, zog sich die Kaltfront über Samara und Wolgograd nach Südwesten und ging im Verlauf westlich der Krim in das Frontensystem eines über der Ägäis liegenden Tiefs über. Die dem Tief FREDERIKE direkt zuzuordnenden Niederschläge konzentrierten sich im Wesentlichen auf den Nordwesten Russlands und die Kola-Halbinsel. In Murmansk, das noch immer im Zustrom kalter Luftmassen lag, fielen bei einen Tageshöchstwert von 6,1°C binnen 24 Stunden 6,4 Liter je Quadratmeter, in St. Petersburg und Volosova, beide im Warmluftsektor, also im Bereich zwischen Warm- und Kaltfront gelegen, wurden bei einer Temperatur um 17°C 13 bzw. 19 Liter je Quadratmeter registriert. In Archangelsk, welches die Tage zuvor ebenso im Warmluftsektor lag, erreichte die Temperatur nun aufgrund der arktischen Luftmassen, die über das Weiße Meer heranströmen konnten, nur noch maximal 11,5°C.

Das Tief FREDERIKE war zum 20.06. nach Norden gezogen und lag um 00 Uhr UTC mit seinem Zentrum und einem Druck von 990 hPa nördlich des Weißen Meeres über der Meerenge zwischen der Halbinsel Kola und dem russischen Festland. Vom Kern verlief eine Okklusionsfront über Murmansk nach Nordwesten und der Okklusionspunkt lag nördlich der Nordküste Norwegens. Von dort erstreckte sich die Warmfront weiter nordwärts Richtung Pol und die Kaltfront in östlicher Richtung bis Nowaja Semlja, wo sie sich mit der Warmfront eines anderen, östlich des Uralgebirges liegenden Wirbels verband. Die Niederschläge verblieben somit in der Region um den Norden Lapplands und Nordnorwegen: In Murmansk fielen bis 06 Uhr UTC des nächsten Tages innerhalb von 24 Stunden 10 Liter, in der finnischen Gemeinde Sodankylä 14 Liter und Nivankyul 17 Liter auf einen Quadratmeter. Im norwegischen Hammerfest fielen im gleichen Zeitrum bis zu 30,3 Liter Regen je Quadratmeter.

Sich abschwächend und mit einem um 5 hPa leicht angestiegenen Kerndruck war der Tiefdruckwirbel FREDERIKE zum 21.06. nach Westen gezogen und lag um 00 Uhr UTC mit seinem Zentrum unweit von Murmansk. Ein direkt zugehöriges Frontensystem konnte jedoch nicht mehr analysiert werden. Mit nachlassendem Zustrom arktischer Luftmassen stieg die Temperatur im Nordwesten Russlands wieder an: In Archangelsk wurde wieder ein Tageshöchstwert von über 17°C gemessen. Die Niederschlagsintensitäten schwächten sich mit Ausnahme einer Region nahe Trondheim im Westen Norwegens im Tagesverlauf weitestgehend ab. Dort fielen in einem begrenzten Raum innerhalb von 24 Stunden über 30 Liter je Quadratmeter, wie beispielsweise an der Station Afjord Ii, wo sogar bis zu 41,2 Liter je Quadratmeter registriert wurden.

Unter allmählicher Auflösung hatte sich das Tief FREDERIKE nochmals nach Süden verlagert. Das Zentrum lag um 00 Uhr UTC des 22.06. mit einem auf 1005 hPa gestiegenen Druck über dem Kvarken-Archipel zwischen Schweden und Finnland. Im Laufe des Vormittages schwächte sich das Tief FREDERIKE weiter ab, sodass es bis 12 Uhr UTC nahezu vollständig in die Zirkulation des Wirbels HILDEGUNDE aufgegangen war. Dieser Tag war somit zugleich der letzte Tag an dem das Tiefdruckgebiet FREDERIKE analysiert und namentlich auf der Berliner Wetterkarte verzeichnet werden konnte.

 


Geschrieben am 17.07.2014 von Christian Ulmer

Berliner Wetterkarte: 19.06.14

Pate: Thomas Schulz (www.kredite.org)