Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet FREDERIK

(getauft am 29.05.2013)

 

Ende Mai lag über Mitteleuropa ein ausgeprägter Trog, ein sogenannter Kaltluftvorstoß nach Süden in einer Höhe von ca. 5,5 km, an dessen Vorderseite sich im Bodenniveau ein Tiefdruckwirbel bildete. Dieser wurde am 29.05. in der Prognose für den Folgetag auf den Namen FREDERIK getauft. Am Tauftag lag das Tief schließlich mit einem Kerndruck von knapp 1005 hPa über Budapest. Nach Norden erstreckte sich eine Okklusionsfront, eine Mischfront mit Warm- und Kaltfronteigenschaften, die sich nach wenigen Hundert Kilometern über den Alpen in eine Warm- und Kaltfront spaltete. Die Warmfront war ebenfalls sehr kurz, da sie direkt in die Kaltfront des über Nordwestdeutschland gelegenen Tiefs DOMINIK überging. Die Kaltfront des Tiefs FREDERIK beschrieb dagegen vom Kern ausgehend einen Bogen bis Bulgarien, wo sie in ein Tiefdrucksystem über dem Schwarzen Meer überging.

Das Tief transportierte aufgrund des zyklonalen Drehsinns, d.h. gegen den Uhrzeigersinn, warme und feuchte Luft vom Balkan und dem Mittelmeerraum nach Mitteleuropa, die sich über kalte Höhenluft schob. Durch das Aufgleiten der warmen und feuchten Luft auf die Kaltluft entstanden ausgedehnte Niederschlagsgebiete. Vor allem die Bundesländer Sachsen, Thüringen und Bayern registrierten Niederschlagsmengen bis knapp 50 l/m² bis zum nächsten Morgen um 06 Uhr UTC, also 08 Uhr MESZ. In Fürstenzelle in Bayern fielen zum Beispiel 34 l/m² und in Nürnberg 40 l/m² im selben Zeitraum. Die höchste 24-stündige Niederschlagsmenge meldete mit 49 l/m² Neuhaus am Rennweg in Thüringen, aber auch Chemnitz registrierte mit 42 l/m² eine beachtliche Menge. Aber nicht nur diese drei Bundesländer erfassten hohe Niederschlagsmengen, im brandenburgischen Cottbus fielen 32 l/m², das ca. 100 km weiter nördlich gelegene Berlin meldete nur 9 l/m² in diesem Zeitraum.

Bis zur Nacht zum 31.05. hatte sich das Tief FREDERIK auf einen Luftdruck von 1000 hPa verstärkt und lag über Tschechien. Westlich des Kerns ging die Okklusionsfront aus, die sich jedoch bereits bei Prag in eine Warm- und Kaltfront spaltete. Die Warmfront verlief in einem Bogen weiter nach Nordosten bis über die Ostsee und die Kaltfront zog sich bis zum Balkan. Durch die Verstärkung der Zyklone nahmen auch die Luftdruckgegensätze zu, was zu einem kräftigeren Wind führte. Am Vortag lag die durchschnittliche Windgeschwindigkeit am Morgen bei etwa 7 bis 11 km/h, was einem schwachen Wind mit der Windstärke 2 nach Beaufort entspricht. Am Morgen dieses Tages meldeten die Station weitaus höhere Windgeschwindigkeiten mit 4 bis sogar 7 auf der Beaufortskala. Die Stationen München Flughafen, Greifswald und Artern meldeten 32 km/h, d.h. Windstärke 5 und auf der Wasserkuppe wurde 47 km/h, also Windstärke 6 gemessen. Vom Brocken und der Zugspitze wurde Windstärke 7 gemeldet, am Tag zuvor waren es jeweils nur Windstärke 2 bis 3. Vereinfacht lässt sich dieser Effekt auch auf den Wetterkarten erkennen, je dichter die Isobaren, also die Linien gleichen Drucks beisammen liegen, desto höher ist die Windgeschwindigkeit. Aber nicht nur die Windstärke lässt sich mit einem Blick auf die Isobarenkarte grob abschätzen, auch die Windrichtung lässt sich durch sie bestimmen. Die Natur ist immer bemüht um einen Druckausgleich, so weht der Wind vom hohen zum niedrigeren Druck, in diesem Fall aus nördlichen bis westlichen Richtungen.

Weiterhin bestimmte in vielen Regionen Dauerregen das Wettergeschehen, wobei bis zum nächsten Morgen örtlich Mengen von über 80 l/m² innerhalb der 24 Stunden gemessen wurde. Diesmal waren vor allem der Süden und der Osten in einem Streifen von Bayern bis nach Mecklenburg-Vorpommern betroffen. So meldeten diesmal auch die Harz-Stationen Braunlage und Brocken beachtliche Niederschlagsmengen von 28 l/m² und sogar 49 l/m². Die Spitzenreiter in Sachen Niederschlagsmenge waren die bayerische Station Stötten mit 63 l/m², die baden-württembergischen Stationen Feldberg im Schwarzwald mit 70 l/m² und Klippeneck mit 81 l/m². In Magdeburg wurden 25 l/m² und in Chemnitz 24 l/m² gemessen. Der Dauerregen und die hohen Niederschlagsmengen ließen die Pegelstände einiger Städte, wie der Dreiflüssestadt Passau in Niederbayern, deutlich ansteigen. Zu dem Dauerregen traten vereinzelt auch Gewitter auf, besonders im nördlichen Deutschland, wo die Temperaturen deutlich höher lagen als im Süden. Ursache dafür war, dass Tief FREDERIK wärmere Luft subtropischen Ursprungs mit sich brachte, während der Süden weiterhin im Bereich kälterer Höhenluft lag. So wurden zum Beispiel in Manschnow in Brandenburg 23,1°C gemessen, während in Kempten und Obersdorf nur 7,2°C maximal gemeldet wurden.

Die Zyklone FREDERICK verlagerte sich bis zur Nacht zum 01.06. leicht nach Südwesten und lag schließlich mit seinem Zentrum über den Alpen. Die nun weiter fortgeschrittene Okklusion zeigte sich daran, dass diese nun vom Kern des Tiefs nach Nordosten bis nach Berlin reichte, wo sie sich abermals in ein sehr kurze Kaltfront und eine Warmfront spaltete. Die Warmfont verlief dagegen bis weit über den Norden Norwegens. Der Regen ließ auch an diesem Tag nicht nach, sodass vor allem im Süden und Südosten Deutschlands wieder ergiebige Regenmengen zusammen kamen. Die höchste Niederschlagssumme die bis zum nächsten Morgen gemessen wurde meldete Carlsfeld im Erzgebirge mit 96 l/m². Des Weiteren meldeten die Stationen Zugspitze mit 71 l/m², Fichtelberg 68 l/m² und Kempten mit 61 l/m² ebenso beachtliche Niederschlagsmengen. Die Temperaturen stiegen im Süden etwas an, während nur noch der Nordosten Temperaturwerte um 20°C erreichte. Am Nachmittag bildeten sich mit Durchzug der Warmfront einige Schauer und Gewitter in Nordosten Deutschlands, die lokal auch kräftiger ausfielen. Der Schwerpunkt der Niederschläge befand sich weiterhin an den Alpen und Sachsen im Erzgebirge, jedoch ließen sie allmählich nach.

Im Verlauf schwächte sich Tief FREDERIK deutlich ab und lag in der Nacht zum 02.06. mit seinem Kern weiter südlich, etwa über Korsika. Der Druck betrug zu diesem Zeitpunkt 1010 hPa und der Wirbel war mittlerweile frontenlos. Bis zum nächsten Tag schritt der Abschwächungsprozess soweit fort, dass das Tief FREDERIK nicht weiter auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden konnte.

 

 


Geschrieben von Maria Frädrich

Berliner Wetterkarte: 31.05.2013

Pate: Frederik Mey