Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet FREIA

(getauft am 19.12.2014)

 

Am 19.12. verlagerte sich von Nordamerika ein Tiefdruckgebiet über den Nordatlantik zur Südspitze Grönlands, wo es auf polare Kaltluft stieß, welche die Zyklogenese begünstigte und der Wirbel verstärkte. Da das Tief Einfluss auf Mitteleuropa nehmen sollte, wurde es am 19.12. in der Prognose für den Folgetag auf den Namen FREIA getauft.

Am 20.12. um 00 Uhr UTC, also 01 Uhr MEZ, befand sich Tief FREIA über dem Nordatlantik ca. 200 km südlich von Grönland bei einem Kerndruck von 990 hPa. Die Warmfront erstreckte sich in südöstlicher Richtung über den Nordatlantik, während die Kaltfront nach Süden verlief. Die Okklusionsfront, d.h. eine Mischfront mit Warm- und Kaltfronteigenschaften, reichte nach Südwesten bis über Neufundland. Die GFS-Analysedaten zeigten im Seegebiet um Island Windgeschwindigkeiten in 10 m über der Oberfläche von bis zu 50 Knoten, was den Wirbel FREIA damit offiziell als Sturmtief auswies.

Am 21.12. befand sich der Kern von Sturmtief FREIA vor der Südostküste Grönlands mit einem Kerndruck von 960 hPa. Die Okklusionsfront erstreckte sich nach Osten über Island und von dort weiter nach Süden. Der Okklusionspunkt, an dem sich die Okklusion in Warm- und Kaltfront aufspaltete, befand sich ca. 300 km nordwestlich von Irland. Von dort führte die Warmfront weiter nach Süden und die Kaltfront nach Südwesten über den Atlantik. Im weiteren Tagesverlauf erzeugte das Sturmtief FREIA zusammen mit dem Hoch THUE über Frankreich einen kräftigen Luftdruckgegensatz, was zu einer ausgeprägten Ostströmung durch alle troposphärischen Luftschichten führte. Dadurch wurden im Norden und in der Mitte Deutschlands immer wieder Windstärke 7 und 8 auf der Beaufortskala registriert, in vereinzelten Böen auch Stärke 9, wie in Berlin-Dahlem und Potsdam, was Sturmstärke entspricht. Der Niederschlag fiel in Berlin gering aus. Innerhalb von 12 Stunden bis 06 Uhr UTC des Folgetages wurden 1 bis 2 mm gemessen. Dagegen fielen im selben Zeitraum im Binnenland von Mecklenburg-Vorpommern 3 bis 7 mm und an der Küste 8 bis 14 mm. An der Wetterstation Schleswig wurden sogar 24 mm in diesem Zeitraum registriert.

Am 22.12. wurde der Kern des Tiefs FREIA über dem Westen Islands mit einem Druck von 970 hPa analysiert. Die um den Kern führende Okklusionsfront verlief nach Südosten bis zum Okklusionspunkt über dem Skagerrak. Die Warmfront wies von dort weiter über die Nordsee und den Ärmelkanal bis vor die Küste der Bretagne. Die Kaltfront erstreckte sich weiter westlich über Schottland und Nordirland bis über den Atlantik. Da die Fronten im Tagesverlauf über das deutsche Küstengebiet zogen und stationär blieben, kam es dort zu großen Niederschlagsmengen. An der schon am Vortag erwähnten Station Schleswig fielen ab 06 Uhr UTC innerhalb von 24 Stunden 27,3 mm Niederschlag, in waren es Lübeck sogar 45,3 mm. Im Raum Hamburg gab es im selben Zeitraum 36 bis 46 mm und in den Staulagen des Harz bis zu 40 mm. Nach Osten nahmen die Niederschlagsmengen ab. Im Norden und der Mitte Deutschlands wurden weiterhin gebietsweise Sturmböen registriert, so wurden in Potsdam und Hannover bis zu 80 km/h gemessen. Auf den Bergen erreichte der Wind sogar Orkanböen, die Station auf dem Brocken verzeichnete 140 km/h.

Bis zum 23.12. spaltete sich das Tief FREIA in drei Teiltiefs auf, die für Tiefdruckeinfluss über den Norden Europas von Island bis zur Wolga sorgten. Das Tief FREIA I befand sich mit einem Kerndruck von 980 hPa über dem Europäischen Nordmeer zwischen Island und den Färöer, während sich die Zyklone FREIA II vor die mittelnorwegische Küste verlagerte. Das Tief FREIA III befand sich hingegen mit einem Kerndruck von 985 hPa über Estland. Die drei Kerne der Tiefs waren durch Okklusionsfronten miteinander verbunden. Von Tief FREIA III erstreckte sich die Okklusion weiter nach Südosten zum Okklusionspunkt über dem Osten Weißrussland. Die Warmfront reichte von dort weiter nach Süden bis zur bulgarischen Schwarzmeerküste. Die Kaltfront verlief nach Westen bis zu den Karpaten. Daran anschließend reichten Wellenstörungen über Norddeutschland, die Britischen Inseln bis über den Atlantik. Über der Nordsee entstand im Laufe des Tages an einer dieser Wellenstörungen das Tief GERLINDE. Dadurch kam es erneut zu hohen Niederschlagsmengen im Norden Deutschlands. Ab 06 Uhr UTC fielen in den folgenden 24 Stunden 29,4 mm in Schleswig, 34,7 mm in Barth, 38,6 mm in Putbus und 47,7 mm an der Station Greifswalder Oje. Südlich des Mains blieb es jedoch niederschlagsfrei und meist sonnig, zum Teil mit bis zu 7 Sonnenstunden im Süden von Bayern und Baden-Württemberg. Dies ließ dort auch die Temperaturen auf zweistellige Werte steigen, wie z.B. in Altenstadt in Oberbayern mit einer Höchsttemperatur von 14,1°C.

Am 24.12. befand sich das Tief FREIA I beinahe unverändert über dem Europäischen Nordmeer zwischen Schottland und Island. Die Zyklone FREIA II lag über der Ostsee zwischen Schweden und Finnland, während sich das Tief FREIA III über das Gebiet wenige Kilometer nordöstlich von Moskau verlagert hatte. Weiterhin waren alle Tiefdruckkerne durch Frontensysteme verbunden, welche teilweise schon okkludiert waren. Das Tief FREIA II sorgte durch Einfluss arktischer Luftmassen beispielsweise in Schweden für sehr strengen Frost. In Nikkaluokta in Nordschweden wurde eine Höchsttemperatur von -33°C erreicht und im Ort Wilhelmina in Lappland fiel die Temperatur in der folgenden Nacht auf -35°C. Der Dauerfrost reichte weiter bis Südschweden. In Norddeutschland setzten sich dagegen die Niederschläge an der Kaltfront von Tief GERLINDE fort und sorgten teilweise für Überschwemmungen, da innerhalb der letzten sieben Tage teilweise über 100 mm Regen fielen. Beispielsweise sammelten sich in Stralsund bis 06 Uhr UTC in den vergangen sieben Tagen 111 mm an. In Deutschland war der Heilige Abend mit 7°C bis 11°C sehr mild, die höchsten Temperaturen wurden dabei entlang des Rheins erreicht. Nur im oberen Bergland fiel Schnee, da die Kaltluft in der Höhe vor der Front schon weiter voran reichte.

Bis zum 25.12. um 00 Uhr UTC verlagerte sich das Tief FREIA I nach Süden über die Nordsee und zog im weiteren Verlauf des Tages über Norddeutschland hinweg. Dabei hatte der Druck im Zentrum  zugenommen und betrug etwa 1005 hPa. Die Zyklone FREIA II konnte nicht mehr auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden, während sich das Tief FREIA III unter leichter Abschwächung weiter bis zum Ural verlagert hatte. Der Durchzug von Tief FREIA I sorgte für weitere Niederschläge. In Mecklenburg-Vorpommern fielen flächendeckend erneut bis 18 Uhr UTC 12-stündige Niederschlagsmengen von 5 bis 10 mm. Teilweise fiel der Niederschlag hier auch schon als Schnee, da die Luftmassen polaren Ursprungs weiter nach Süden voran kamen. Im Laufe der folgenden Nacht bildete sich z.B. in Waren an der Müritz eine geschlossene Schneedecke von 5 cm. Dies wurde begleitet von stürmischen Böen, in Potsdam wurden 71 km/h registriert. Im Nordwesten klarte es nachts auch zeitweise auf, sodass hier die Temperaturen flächendeckend unter den Gefrierpunkt fielen, in Teilen Schleswig-Holsteins sogar bis auf -5°C. Die Tiefdruckgebiete FREIA III und GERLINDE brachten im Raum Moskau erhebliche Neuschneemengen, da dort Luftmassen subtropischen und arktischen Ursprungs aufeinander trafen. Diese lagen zwischen 17 cm und 25 cm im Hauptstadtgebiet. Dabei erreichte die Temperatur Höchstwerte von -7°C und die Tiefsttemperatur betrug -12,2°C. In Pudoz am Weißen Meer sank die Temperatur bei klarem Himmel sogar auf -25,4°C.

Bis zum Folgetag verließ das Tief FREIA III den Darstellungsbereich der Berliner Wetterkarte und konnte dadurch nicht weiter analysiert werden. Das Tief FREIA I befand sich währenddessen mit einem schwach ausgeprägten Kern, in dem ein Druck von etwa 1018 hPa herrschte, über dem Osten Polens. Die Kaltfront erstreckte sich von Norddeutschland bis Russland und auf deren Rückseite beeinflusste die einfließende arktische Meeresluft das Wetter in Deutschland. In weiten Teilen von Mecklenburg-Vorpommern herrschte Dauerfrost, wie z.B. in Teterow mit einer Höchsttemperatur von -1°C. Meistens wurden in Deutschland jedoch Höchsttemperaturen zwischen 0°C und 3°C erreicht, in Karlsruhe sogar 6°C. Über Ostdeutschland fielen teils kräftige Schneeschauer und brachten dort eine geschlossene Schneedecke. Beispielsweise meldete eine Wetterstation in Berlin-Kladow eine Schneedecke von 8 cm, Berlin-Kaniswall sogar 9 cm. In der folgenden Nacht klarte es teilweise auf, was zu mäßigem Frost von ‑9°C in Müncheberg bei Berlin führte. Noch markanter war der Wintereinbruch im Allgäu, wo in kurzer Zeit 20 cm Neuschnee fielen.

Am 27.12. befand sich die Zyklone FREIA I über dem östlichen Balkan, die Kaltfront erstreckte sich nach Südwesten bis nach Kroatien und die Warmfront bis zur Wolga. Die Kaltfront des Wirbels brachte Schnee in einigen Hochlagen von Slowenien, so meldete z.B. Celje in 244 m über dem Meeresspiegel eine Schneedecke von 27 cm.

Bis zum Folgetag wurde das Tief FREIA I in die Zirkulation eines unbenannten Wirbels über dem Schwarzen Meer aufgenommen und konnte somit nicht mehr als eigenständiges Druckgebilde auf der Berliner Wetterkarte namentlich verzeichnet werden.

 

 

Geschrieben am 16.02.2015 von Sebastian Kugel

Berliner Wetterkarte: 25.12.2014

Pate: Freia Then