Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet  FRIDTJOF

(getauft am 01.12.2007)

 

 

Am Samstag, den 01.12.2007 entwickelte sich über dem mittleren Nordatlantik ein kräftiges Tiefdruckgebiet, welches auf den Namen FRIDTJOF getauft wurde. Der Wirbel bildete sich in der „Nordatlantischen Tiefdruckrinne“ aus. Dies ist die Zone, in der die meisten für unser Wetter so wichtigen Tiefdruckgebiete entstehen. Die Luftmassen „wandern“ von der nordostamerikanischen Küste nach Osten und treffen dann über dem Nordatlantik auf ein natürliches Hindernis, welches um- und überströmt werden muss. An der Südspitze Grönlands verwirbelt die Luft dann in riesigen atmosphärischen Ausmaßen [Größenskalen von über 1000 Kilometer sind keine Seltenheit] und ein Tiefdruckgebiet entsteht. Natürlich spielen Wärmeaustauschprozesse eine weitere wichtige Rolle bei der Entwicklung.

Bis zum nächsten Tag entwickelte sich das Sturmtief FRIDTJOF rasch weiter, verlagerte sich nach Osten und überquerte im Tagesverlauf Irland sowie Großbritannien. Es waren jedoch auch die Benelux-Länder und Deutschland von den Frontensystemen betroffen. In Holland fielen innerhalb von 24 Stunden verbreitet über 14 Liter Regen auf den Quadratmeter, in Belgien sogar über 20 l/m². Die mittlere Windgeschwindigkeit betrug dabei meist über 30 km/h. In Deutschland erreichte das Sturmband von FRIDTJOF als erstes den norddeutschen Küstenraum und verlagerte sich dann zunehmend ins Landesinnere. Erstaunlich war die in Karlsruhe gemessene Windstärke 11, das entspricht über 100 Kilometer pro Stunde. Auf dem Brocken konnten sogar 160 km/h registriert werden.

Der meiste Niederschlag konzentrierte sich auf einen breiten Streifen vom Saarland über den Thüringer Wald bis in den Bayerischen Wald. In dieser Region konnten 24-stündige Niederschlagsmengen von 30 bis 70 Liter pro Quadratmeter gemessen werden. Auf der Rückseite der Okklusion, das ist der Bereich in einem Tief, wo die Kaltluft die Warmluft vom Boden abschnürt, fiel im späteren Tagesverlauf sogar noch Schnee. Die Sonne zeigte sich bei diesem interessanten Wetterereignis aber fast nie, nur im sächsischen Bergland konnten örtlich bis zu 3 Stunden Sonnenschein vermerkt werden. Die höchsten Temperaturen wurden mit 11°C im Südwesten Deutschlands erreicht, am kühlsten war es hingegen mit nur knapp 6°C auf der Ostseeinsel Rügen.

Am Montag, den 03.12.2007 war FRIDTJOF mit seinem Zentrum bereits über der mittleren Ostsee angekommen. Im Bereich des Sturmtiefs blieb es weiterhin relativ mild, so lagen die Temperaturen in der Bundesrepublik meist zwischen 6 und 10°C. Der Wind erreichte in Böen noch immer Sturmstärke, selbst in Berlin wurden um 22 Uhr noch knapp 90 km/h gemessen. Der Niederschlag erreichte nur in einzelnen Regionen Deutschlands bis zu 20 Liter pro Quadratmeter.

Das Sturmtief FRIDTJOF zog in den nächsten 24 Stunden unter Abschwächung rasch nach Nordosten weiter und verlor damit den Einfluss auf das Wetter in Deutschland. Der Kern des Tiefs lag am Mittwoch, den 05.12.2007 in den frühen Morgenstunden bereits über dem nördlichsten Finnland. Am 06.12.2007 verschwand Tief FRIDTJOF aus dem Einzugsgebiet der Berliner Wetterkarte.

 


Geschrieben am 16.01.2008 von Ronny Büttner

Wetterkarte: 03.12.2007

Pate: Wilherlm Fridtjof Peter Diesing