Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
FRIEDHELM
(getauft am
11.03.2015)
Eingebettet in eine stark ausgeprägte
Höhenströmung im 500 hPa-Niveau, was einer Höhe von rund 5500 m entspricht,
verlagerte sich ein Tiefdruckgebiet von Neufundland zum Zentralatlantik. Dort wurde
es schließlich am 11.03.2015 getauft und erhielt den Namen FRIEDHELM. Über dem zentralen
Atlantik befindlich wies das Tiefdruckgebiet FRIEDHELM einen Kerndruck von
etwas unter 1005 hPa auf. Vom Kern ausgehend verliefen eine kurze Warmfront in
südöstlicher Richtung und eine Kaltfront in einem Bogen in südwestlicher
Richtung.
Sich mit der Höhenströmung rasch verlagernd,
hatte die Zyklone FRIEDHELM den östlichen Nordatlantik am 12.03.2015 etwa 1200
Kilometer vor der Küste Irlands erreicht. Unter weiterer Verstärkung wies der
Wirbel FRIEDHELM nun einen Kerndruck von etwas unter 980 hPa auf. Während das
Frontensystem in direkter Kernnähe aus einer Okklusionsfront bestand, die durch
die Vereinigung von Warm- und Kaltfront im sogenannten Okklusionspunkt entsteht
und die Eigenschaften beider Fronten aufweist, reichte die Warmfront vom
südöstlich des Kerns gelegenen Okklusionspunkt vorbei an der Südspitze Irlands
über die Keltische See und ging über Mittelengland in die Kaltfront eines zum
Tief ERICH II gehörenden Randtiefs über. Die Kaltfront führte bogenförmig in
südwestlicher Richtung und ging über dem Zentralatlantik in die Warmfront eines
nachfolgenden Tiefs bei Neufundland über. Auf der Westseite der schottischen
Highlands führte die im Laufe des Tages erfolgende Überquerung des zum Tief
FRIEDHELM gehörenden Niederschlaggebietes in Verbindung mit den orographisch
bedingten Hebungsprozessen zu ergiebigen Niederschlägen. So wurden an der
Station in St. Bees Head
35,4 l/m² und am Militärflughafen auf der vorgelagerten
walisischen Insel Angsley 25,8 l/m² innerhalb von 24
Stunden bis 06 Uhr UTC, also 07 Uhr MEZ, des Folgetages gemessen. Das stark
ausgeprägte Druckgefälle zum Kern des Tiefs, veranschaulicht durch die Isobarendrängung
auf der Analysekarte, sorgte zudem für starke Winde in den Highlands. In Bealach Na Ba No2, einer von zwei Gebirgspassstationen,
wurden Winde, die im Mittel 76 km/h erreichten, gemessen, was der Windstärke 9
auf der Beaufortskala entspricht. In Böen registrierte man sogar Stärke 12 mit
Windgeschwindigkeiten von 137,1 km/h.
Bis zum 13.03.2015 um 00 Uhr UTC war der
Wirbel FRIEDHELM über dem Osten Islands angelangt und verstärkte sich dabei
weiter. Der Druck im Kern betrug nun unter 975 hPa. Das Frontensystem bestand
vornehmlich aus einer Okklusionsfront, die sich vom Kern über die Nordsee, Nord-
und Mittelengland sowie Cornwall erstreckte und bei der Überquerung des
Ärmelkanals, den Charakter einer Kaltfront annehmend, weiter über die Bretagne
und die Biskaya führte, um schließlich nach Verlauf über dem spanischen
Hochland und Lissabon bei den zentralen Azoren zu enden. Die Warmfront, welche sich
südlich von Jan Mayen im Okklusionspunkt abspaltete, reichte in einem Bogen
über die Nordsee bis über die Küste Norwegens südwestlich von Trondheim. Bei
ganztägig leichtem Regen und Sprühregen fielen in Reykjavik in 24 Stunden bis
um 09 Uhr UTC des folgenden Tages 18 l/m² bei mittleren Windgeschwindigkeiten
von 57 km/h, was der Windstärke 7 auf der Beaufortskala entspricht. Entlang der
Okklusionsfront erstreckte sich das zum Tief FRIEDHELM gehörende
Niederschlagsband über England und brachte verglichen mit dem Vortag nur noch
mäßige Niederschlagsmengen. Die höchsten Regensummen fielen mit 17,0 l/m² in Carlisle und Boulmer in 12
Stunden bis um 06 Uhr UTC dieses Tages.
Sich weiter ostwärts verlagernd erreichte
das Tief FRIEDHELM am 14.03.2015 mit einem Kerndruck von etwas unter 995 hPa
schließlich die Region südöstlich von Spitzbergen. Vom Kern ausgehend verlief in
östlicher Richtung eine Warmfront, welche an der Südwestspitze der Doppelinsel
Nowaja Semlja vorbeiführte und über der russischen Küste zwischen Workuta und
Archangelsk endete. Des Weiteren führte eine Höhenkaltfront südwärts über das
Nordkap hinweg und erstreckte sich im weiteren Verlauf über das schwedische Kiruna und Åre sowie vorbei an
Bergen, wo sich der Charakter der Kaltfront in den Charakter einer Höhenokklusion
änderte. Anschließend führte sie über die Nordsee vorbei an Edinburgh in
südlicher Richtung über Cornwall, den westlichen Ärmelkanal und die Bretagne,
wo sie schließlich bei Nantes endete. Höhenfronten sind dabei
Luftmassengrenzen, die nur in der Höhe und nicht im Bodenniveau analysiert
werden können. Auf Spitzbergen führte diese Konstellation des Tiefs FRIEDHELM
zu nennenswerten Niederschlagsmengen. So fielen in Ny-Alesund
24-stündig bis 06 Uhr UTC des Folgetages 21,5 l/m², zudem sanken dort mit dem
Durchzug der Kaltfront die Tagestiefsttemperaturen von -5,7°C am 13.03.2015 auf
nun -7,9°C. Vergleichbares setzte sich im ganzen Einflussbereich des
Tiefdruckgebietes FRIEDHELM fort, in Edinburgh wurde zwar keinerlei
Niederschlag verzeichnet, bei den Tageshöchsttemperaturen registrierte man
allerdings einen Rückgang von 8,0°C am Vortag auf nun 5,8°C. Auch die
Temperatur in Nantes sank spürbar, die Tagestiefsttemperatur fiel von 7,6°C auf
4,7°C und die Tageshöchsttemperatur von 11,2°C auf 9,8°C.
Am 15.03.2015 hatte der Wirbel FRIEDHELM
die Region östlich von Workuta erreicht, wobei der Druck im Kern der Zyklone
leicht angestiegen war und nun nur noch 1000 hPa betrug. In westlicher Richtung
reichte vom Kern aus eine Höhenokklusion, die am Boden als Warmfront analysiert
wurde und bis nach Kharyaginskiy führte sowie östlich
um das Uralgebirge, mittig zwischen Tobolsk und Perm, und nahe Kazan endete. In
Workuta sanken im Laufe des Tages durch die geänderte Strömung die Temperaturen
deutlich. Um 03 Uhr UTC wurde eine Temperatur von -2,7°C gemessen, bis 12 Uhr
UTC war diese auf
-11,0°C gesunken und bis 21 Uhr gar auf -14,6°C. Trotz leichter Schneefälle, das
heißt 0,9 l/m² bis zum 03 Uhr UTC-Termin des Folgetages, sank aufgrund des
Eigengewichts des Schnees seine Gesamthöhe von 102 cm auf 99 cm.
Dies war zudem auch der letzte Tag, an welchem
das Tiefdruckgebiet FRIEDHELM auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden
konnte, da es das Vorhersagegebiet bis zum Folgetag in Richtung Nordosten
verließ.
Geschrieben
am 17.06.2015 von Patrick Ilmer
Berliner
Wetterkarte: 14.03.2015
Pate:
Friedhelm Koopmann