Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
FRIEDRICH
(getauft
am 01.11.2013)
Aus einer kleinen Wellenstörung in einer
Höhendruckfläche von 500 hPa, was etwa 5,5 km Höhe entspricht, entwickelte sich
ein zugehöriges Tief am Boden. Dieses wurde am 01.11. auf den Namen FRIEDRICH
getauft. Es lag um 01 Uhr MEZ etwa 500 km nordwestlich der Azoren mit einem
Kerndruck von ca. 1009 hPa. Dabei verlief die Warmfront in südöstliche
Richtung, wo sie in die Kaltfront von Tief EROL überging. Die lange Kaltfront
erstreckte sich nach Südwesten und zusätzlich verlief eine Okklusion
vom Tiefzentrum nach Nordwesten und verband sich mit einem unbenannten Tief
nahe Grönland. Die Zyklone FRIEDRICH sorgte mit seinen Fronten für Niederschlag
und verlagerte sich im Tagesverlauf rasch nordostwärts.
Bis zum nächsten Tag um 07 Uhr MEZ wurde durch den Einfluss des Tiefs im
irischen Shannon eine Niederschlagssumme von 2 mm registriert.
Am 02.11. war die Zyklone um 01 Uhr MEZ vor
der westirischen Küste vorzufinden und hatte seinen Druck im Zentrum stark
vertieft, der Kerndruck lag nun bei etwa 983 hPa. Bei einem Druckfall von
mindestens 24 hPa in 24 Stunden handelt es sich um eine rapide Zyklogenese. Vom Kern zog sich eine Okklusion
spiralförmig um den Kern wenige Hundert Kilometer südostwärts
bis zum Okklusionspunkt, also dem Punkt, wo sich Warm-
und Kaltfront trennen. Von dort verlief die kurze Warmfront in südwestliche
Richtung und die längere Kaltfront reichte bis nördlich der Azoren. Die Fronten
der Zyklone brachten insbesondere Irland und Großbritannien viel Niederschlag.
Das schottische Glasgow meldete in 24 Stunden bis zum 03.11. um 07 Uhr MEZ 27
mm, Shannon 16 mm Regen und das in Nordschottland gelegene Altnaharra
47 mm im gleichen Zeitraum. Durch die starken Luftdruckgegensätze im Umfeld des
Tiefs wurden sehr starke Winde registriert. Die Spitzenböe mit Orkanstärke von
143 km/h wurde in Wales gemessen. Auch im schottischen Bergland wurden
teils Orkanböen bis 120 km/h verzeichnet.
Am Folgetag hatte sich das Zentrum des
Orkanwirbels FRIEDRICH bis um 01 Uhr MEZ vor die ostschottische Küste
verlagert. Im Vergleich zum Vortag hatte sich die Zyklone noch einmal vertieft
und wies nun einen Kerndruck von etwa 974 hPa auf. Die Okklusion
zog sich vom Zentrum bis über den Nordwesten Deutschlands, wo sie sich in die
Warmfront, die bis nach Polen reichte und die Kaltfront, die über Frankreich,
Spanien und Portugal bis auf den Atlantik hinaus verlief, aufspaltete. Durch
den insbesondere in Zentrumsnähe starken Luftdruckgegensatz war es teils sehr
stürmisch. Während im britischen Tiefland Sturm auftrat, wurde im Bergland
Orkan registriert, wie in Cairnwell (933m) mit 150
km/h oder ganz in der Nähe in den Cairngorm Mountains
(1245m) mit 148 km/h. Die Fronten des Tiefs FRIEDRICH überquerten im
Tagesverlauf Mittel- und Teile von Osteuropa, sowie den Süden Skandinaviens.
Dabei fielen z.B. im litauischen Wilna in 24 Stunden bis zum 04.11. um 07 Uhr
MEZ 19 mm und im norwegischen Oslo waren es 11 mm Niederschlag. Auch in
Deutschland regnete es, wobei die Summen aber meist unter 10 mm blieben, z.B.
meldete Berlin 2 mm Regen. Die Temperatur sank im Vergleich zum Vortag in
Deutschland etwas, so z.B. im Breisgau, wo die Höchsttemperatur von 17°C am
Vortag auf 12°C fiel.
Das Tiefdruckgebiet FRIEDRICH lag am 04.11.
um 01 Uhr MEZ mit seinem Kern, in dem ein Zentrumsdruck von ca. 976 hPa
herrschte über Südnorwegen. Die langgestreckte Okklusion
verlief vom Kern bis über die Ukraine, wo sie sich in eine nach Rumänien
reichende Warmfront und die bis nach Kroatien verlaufende Kaltfront
aufspaltete. Zusammen mit einem Randtief, das sich im Tagesverlauf gebildet
hatte, sorgte es insbesondere im Baltikum für größere Niederschlagssummen. In
Estland wurde in 12 Stunden bis 19 Uhr MEZ bis zu 35 mm Regen registriert. In
24 Stunden bis um 07 Uhr MEZ des Folgetags wurde im Zusammenspiel mit dem
nachfolgenden Tief GODEHARD im finnischen Helsinki 22 mm Niederschlag erfasst.
Auch im Nordwesten Russlands wurden örtlich 30 mm im gleichen Zeitraum
gemeldet. Im Bereich des Tiefzentrums ließ die Niederschlagstätigkeit aufgrund
der fehlenden Dynamik des Systems deutlich nach. Im norwegischen Bergen wurden
in 24 Stunden noch 0,1 mm gemessen. Dort sank auch die
maximale Temperatur von 12°C am Vortag auf 8°C.
Am 05.11. um 01 Uhr MEZ lag der Wirbel
FRIEDRICH mittlerweile frontenlos bei einem Kerndruck
von etwa 980 hPa in der Nähe der norwegischen Stadt Trondheim. Auf der
Vorderseite des Tiefdruckkomplexes der beiden Wirbel FRIEDRICH und GODEHARD
wurde um 01 Uhr MEZ in St. Petersburg eine Temperatur von 7°C gemessen, was für
diese Region zu dieser Jahreszeit mild ist. In Norwegen hingegen lockerte die
Bewölkung in der eingeflossenen Polarluft sogar zeitweise auf, wobei Trondheim
um 07 Uhr MEZ leicht bewölkten Himmel meldete. Dabei ging auch die
Höchsttemperatur um 4 Grad auf 4°C zurück. Auch die Niederschlagstätigkeit ließ
deutlich nach, so fielen beispielsweise in Oslo bis 07 Uhr MEZ des Folgetags
nur noch 0,3 mm.
Im Tagesverlauf schwächte sich Zyklone
FRIEDRICH schließlich so weit ab, dass sie bereits am nächsten Tag nicht mehr
auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden konnte.
Geschrieben von Dustin Böttcher am 10.12.2013
Pate: Friedrich Wörn
Berliner Wetterkarte: 03.11.2013