Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet FRIEDRICH

(getauft am 02.03.2021)

 

Am 02. März 2021 wurde von den Meteorologen der Berliner Wetterkarte die Entwicklung eines Randtiefs über Finnland für den darauffolgenden Tag prognostiziert, welches sich im weiteren Verlauf nach Süden in Richtung Mitteleuropa verlagern sollte und somit auch das dortige Wettergeschehen beeinflussen würde. Aus diesem Grund wurde das Tief noch am selbigen Tag in der Prognose für den 03. März auf den Namen FRIEDRICH getauft. Um die Mittagszeit bildete es sich etwas südlich von Spitzbergen mit einer Kaltfront im Westen, die bis an die Ostküste Grönlands reichte. Von seiner Geburtsstätte aus bewegte sich FRIEDRICH mit seiner Kaltfront nach Süden.

 

In der Nacht zum 03. März um 00 UTC (01 Uhr MEZ) trat Tief FRIEDRICH dann erstmals namentlich auf der Bodenwetterkarte der Berliner Wetterkarte in Erscheinung und lag dabei mit einem Kerndruck von 1002 hPa nordwestlich von Norwegen, etwas südlich von Spitzbergen. Durch die im Vergleich zur Umgebung kältere Luft nahm das Tief an Stärke mit der Höhe zu und war auch markant in einer Höhe von 500 hPa, was etwa 5,5 km entspricht, zu erkennen. Dort lag der Trog, so wird ein Tiefdruckgebiet in der Höhe genannt, der zu FRIEDRICH gehörte, etwas nördlich vom Jetstream. Der Jetstream ist hierbei ein starkes Westwindband in der Höhe, welches durch die starken Temperaturunterschiede zwischen Pol und Subtropen angetrieben wird. Vom Kern des Bodentiefs ging jetzt eine Okklusion nach Südosten ab. Eine Okklusion entsteht, wenn eine Warmfront von einer Kaltfront eingeholt wird. Am sogenannten Okklusionspunkt geht die Okklusion hierbei in die beiden Fronten über. In diesem Fall lag dieser Punkt über dem Norden Norwegens. Die Warmfront ging von dort aus weiter nach Südosten über das nördliche Schweden sowie Finnland bis nach St. Petersburg. Die Kaltfront hingegen verlief nach Südwesten an der Küste Norwegens entlang und bei Trondheim schließlich auf den Atlantischen Ozean hinaus, wo sie sich mit der Warmfront eines unbenannten Tiefs über dem Nordatlantik verband. An der Kaltfront hatte es bis zum frühen Morgen bereits Niederschlag gegeben. Bis 07 Uhr MEZ gab es innerhalb von 12 Stunden meist um die 5 mm, die Maxima lagen hierbei in Gartland bei 10,1 mm und in Hammerfest bei 11,0 mm. Dabei fielen diese Mengen zum größten Teil als Regen, aber auch vor allem im Norden gebietsweise als Schnee. An der Warmfront hingegen gab es nur vereinzelt Niederschläge von weniger als 1 mm. Im Tagesverlauf bewegte sich die Zyklone FRIEDRICH über Skandinavien weiter nach Südosten und folgte damit dem Verlauf des Jetstreams. Die Kaltfront zog hierbei ebenfalls rasch weiter, allerdings nach Süden und erreichte am Abend die Südküste Norwegens sowie Schwedens und brachte dabei Abkühlung mit sich. Waren am Tag zuvor um 19 Uhr MEZ verbreitet 2°C bis 4°C gemessen worden, waren es am 03. März zur gleichen Uhrzeit nur noch meist zwischen -2°C und -8°C, zum Beispiel -6,1°C im schwedischen Korsvattnet. Der Niederschlag, der durch den Temperatursturz meist als Schnee oder Schneeschauer fiel, staute sich vor allem an den Skanden, im Landesinneren kam nicht allzu viel mehr an, meist wurden dort keine nennenswerten Niederschläge mehr gemessen. Direkt an der norwegischen Küste waren es meist 3 bis 5 mm, am meisten fiel in Mannen mit 15,1 mm und in Orkdal-Oyum mit 9,6 mm. Im Bereich der Kaltfront frischte auch der Wind an der Küste Norwegens etwas auf. Die stärkste Windböe wurde mit 93 km/h im norwegischen Leknes gemessen.

 

Am 04. März befand sich Tief FRIEDRICH mit seinem Kern östlich von St. Petersburg und hatte sich dabei auf einen Kerndruck von 994 hPa verstärkt. Die dazugehörige Okklusion lag südwestlich davon und teilte sich nördlich von Moskau in eine kurze Warmfront und eine Kaltfront auf. Die nur gering wetteraktive Warmfront verlief nach Süden westlich von Moskau bis nach Minsk, und die Kaltfront, die südlich von Moskau über Tallin lag, verlief von dort aus weiter über die Nord- und Ostsee bis zur nördlichsten Spitze Schottlands. Von der Region östlich von St. Petersburg verlagerte sich der Kern der Zyklone weiter unter leichter Verstärkung mit dem Jetstream nach Osten, während sich die Kaltfront leicht nach Süden verlagerte. Am frühen Morgen bis in den Vormittag hinein überquerte die Kaltfront vor allem Schottland und Dänemark. Während die Front über Dänemark weder für starke Sturmböen noch für Niederschläge sorgte, wurde in Schottland etwas Regen registriert. Allerdings waren dies auch nur geringe Mengen, am meisten gab es mit 2,0 mm in 12 Stunden in Altnaharra und Aberdeen. In den Mittagsstunden erreichte die Kaltfront schließlich die norddeutsche Küste und zog langsam weiter über Deutschland hinweg. Dabei hatte sich die Front bereits so stark abgeschwächt, dass nur noch wenige unbedeutende Regen- und Schneeregenfälle auftraten, die unter 1 mm lagen, in Berlin-Dahlem reichte es in dem Zusammenhang für 0,5 mm. An der Front selbst gab es allerdings einen Windsprung von westliche auf nördliche Richtungen. Windböen traten allerdings keine auf. Hinter der Front klarte es jedoch rasch auf, was vor allem im Norden für ein wenig Sonne und mancherorts in Verbindung mit der kühleren herangeführten Luft für eine starke nächtliche Abkühlung sorgte. Am meisten Sonnenschein gab es noch in List auf Sylt mit 2 Stunden und 58 Minuten und im Ostseebad Schönhagen mit ebenfalls circa 3 Stunden. Die Temperatur in der Nacht sank in Verbindung mit weiterem Aufklaren in Karlshagen auf Usedom auf -5,7°C und in Hohn in Schleswig-Holstein sogar auf -6,7°C und lag somit um 5 bis 7 K niedriger im Vergleich zum Vortag, wo sich die Nachttemperaturen noch verbreitet im positiven Bereich befanden.

 

Am nächsten Tag, den 05. März, um 01 Uhr MEZ erstreckte sich die Kaltfront von Tiefdruckgebiet FRIEDRICH über London, den Benelux-Länder, dem Ruhrgebiet, Warschau und verlief von dort aus weiter nach Osten bis zum Kern von FRIEDRICH. Dieser lag mit einem Druck von 988 hPa knapp westlich des Ural. In der Nähe des Kerns war die Warmfront bereits komplett okkludiert, sodass von FRIEDRICH nur noch diese eine Front ausging. Entlang dieser Front, die weiterhin wenig wetteraktiv war, kam es noch, meist in Russland,  zu einigen sehr leichten Schneefällen und Schneeschauern. Während FRIEDRICH weiter nach Osten in Richtung Asien zog und gegen Mittag Europa verließ, zog die Front weiter nach Süden und verschmolz ebenfalls um die Mittagszeit mit der Kaltfront von Osteuropatief GERD. Dabei brachte die Kaltfront in ihren letzten Stunden auch in der Mitte und im Süden Deutschlands und Polens kühlere Polarluft mit sich. An der Wetterstation Erfurt-Weimar wurden beispielsweise nur noch 3,9°C als Tageshöchsttemperatur gemessen, am Vortag gab es hier noch 9,1°C. Im thüringischen Meiningen kühlte es sich ebenfalls von 11,3°C auf 2,8°C ab.

Am 06. März wurde der Kern von Tief FRIEDRICH mit einem Luftdruck von knapp unter 1000 hPa noch ein letztes Mal östlich des Ural über Tobolsk analysiert. Die kurze Okklusion, die FRIEDRICH noch besaß, war zu diesem Zeitpunkt um den Kern herum gewandert und lag nun über Asien. Von dort aus wanderte die abgeschwächte Zyklone weiter in Richtung Sibirien und verließ damit den Darstellungsbereich der Berliner Wetterkarte.