Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet  FRITZ

(getauft am 13.12.2003)

 

 

Am 13.12.2003 verstärkte sich eine in Entwicklung befindliche Frontenwelle über den Azoren zu einem Tiefdruckwirbel, welcher den Namen FRITZ erhielt. Schon in der Nacht lag sein Zentrum westlich der Färöer Inseln.

Am Folgetag wurde eine Aufspaltung des Zentrums analysiert, so dass das eine Zentrum vor der norwegischen Küste und das neuentstandene über der Ostsee lag. Im erstgenannten Zentrum konnte der tiefste Luftruck von FRITZ mit einem Kerndruck von unter 970 hPa gemessen werden.

Das Tiefdrucksystem FRITZ konnte massive und hochreichende Bewölkung im Bereich der Fronten bilden, die auch sehr gut im Satellitenbild zu erkennen sind. Diese umfangreiche Wolkenformation über Mittel- und Osteuropa verdankte ihre Entstehung der von Westen und Südwesten eingeflossenen feuchten Luft subtropischen Ursprungs (mS). So konnte die Temperatur in Berlin-Dahlem bei dem Durchgang der Warmfront am Nachmittag noch über 10°C erreichen und ging erst in der zweiten Nachthälfte mit dem Kaltfrontdurchgang deutlich zurück.

Die ausgeprägten Hebungsvorgänge in der subtropischen Luft sorgten in Deutschland für ergiebigen Regen. Innerhalb von 24 Stunden fielen in Berlin-Dahlem 22,6 Liter pro Quadratmeter Regen. Damit wurde die bisher magere Berliner Niederschlagsbilanz des Monats Dezember auf 51,7 % des „Monatssolls“ aufgebessert. Die Gebiete mit dem meisten Regen im selben Zeitraum lagen vor allem im Bereich des Sauerlandes (Kahler Asten: 60 mm, Lüdenscheid: 52 mm), im Harz (Brocken: 68 l/m², Braunlage: 80 l/m²) und ebenfalls im Bayrischen Wald (Großer Arber: 72  l/m²).

Tief FRITZ zog in den folgenden Tagen entlang der Höhenströmung, die sehr gut im 500-hPa-Niveau dargestellt ist, erst nach Osten und später weiter nach Norden.

Am 15.12. sind die beiden Zentren von FRITZ sehr gut zu unterscheiden, FRITZ I liegt über Nord-Norwegen und FRITZ II über dem Finnischen Meeresbusen. Dadurch wurde Kaltluft von Norden und Nordwesten nach Deutschland geführt. Diese hochreichende kalte Luftmasse entwickelte über dem deutlich wärmeren Wasser von Nordmeer und Nordsee zahlreiche Schauerzellen, welche mit der herrschenden nordwestlichen Strömung nach Deutschland zogen. Dabei bewirkten die Norwegischen Gebirge beim Absinken der Luft einen Föhneffekt. So konnte z.B. in Schwerin die Sonne 5,5 Stunden scheinen.

In anderen Gebieten gab es wiederholt Schnee- und Graupelschauer, die zum Teil recht kräftig ausfielen und örtlich auch von Blitz und Donner begleitet wurden. In Deutschland entstand dabei auch gebietsweise eine Schneedecke, die auch im Flachland eine Höhe von bis zu 7 cm erreichte (Oschatz, Regensburg). Im oberen Bergland erhöhte sich die Schneedecke bei leichtem bis mäßigen Dauerfrost sogar recht deutlich. So wurden auf dem Brocken bis zum 16.12. früh 45 cm Schnee gemessen, im Thüringer Wald auf der Schmücke 22 cm. Auf der Zugspitze wurde sogar einen Schneehöhe von 160 cm gemessen, es gab also einen Schneezuwachs von 60 cm.

Aber nicht nur in Deutschland kam es zu ergiebigen Schneemengen. In der Nacht zum 16.12 kam es in der Nähe von Innsbruck zu einem kleinen Schneesturm. Dort wurde eine Neuschneedecke von 8 cm gemessen.

Am 16.12. war FRITZ II bis über das Baltikum gezogen, wohingegen Fritz I schon über dem Nordrussischen Tiefland lag. Das Tiefdrucksystem hatte sich dabei weiter abgeschwächt. Das Tief führte zwar weiterhin kalte Polarluft in den mitteleuropäischen Raum, verlor jedoch seine Wetterwirksamkeit für diesen Bereich auch in den folgenden Tagen mehr und mehr.

Im Baltikum kam es jedoch auch weiterhin bei leichten Plusgraden zu langanhaltenden Schneefällen.

Bis zum 18.12. waren beide Zentren über das Nordrussische Tiefland nach Norden weitergezogen und erschienen am 19.12. nicht mehr im analysierten Kartenausschnitt.

 

 

 

 


Geschrieben am 27.12.2003 von Sevim Müller

Wetterkarte: 14.12.2003

Pate: Jakob Bung