Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet  GÜNTER

(getauft am 25.07.2003)

 

 

 

Am 24. Juli 2003 begann sich als zweites Mitglied einer Zyklonenfamilie (angeordnet an einem durchgehenden Frontenzug) vor Neufundland ein Wellentief zu entwickeln, das seinem Vorgänger FRED über den Atlantik folgte und am 25. Juli 2003 auf den Namen GÜNTER getauft wurde.

Es lenkte durch seine Südwestströmung subtropische Warmluft nach Mitteleuropa, so dass in Deutschland verbreitet eine Höchsttemperatur von mindestens 25°C gemessen wurde.

Bis zum 26. Juli 2003 hatte sich das Zentrum von GÜNTER vor die westeuropäische Atlantikküste verlagert. Sein fast zonal ausgerichtetes Frontensystem brachte kräftige Niederschläge in Frankreich. Im Laufe des Folgetages zog GÜNTER unter Vertiefung nach Osten weiter; sein Zentrum befand sich über dem Ärmelkanal. In Nordwest- und Nordfrankreich sowie in Südengland wurden 24-stündige Regenmengen von teilweise über 30 Liter pro Quadratmeter registriert.

Im Warmsektorbereich GÜNTER’s konnte sehr warme Luft bis nach Süd- und Ostdeutschland vordringen. So stieg die Temperatur in Holzdorf in Sachsen-Anhalt auf 35.7°C, im brandenburgischen Baruth auf 36.6°C.

Im Satellitenbild vom 27.07.2003 war die Kaltfront-Bewölkung von Tief GÜNTER deutlich erkennbar, südöstlich davon konnte man über den Pyrenäen die konvektive Bewölkung einer der Kaltfront vorgelagerten Konvergenzlinie sehen.

Auch direkt an der Kaltfront traten Schauer und Gewitter mit Sturmböen  und zum Teil ergiebigen Niederschlägen auf.

Dahinter gelangte in breitem Strom maritime Luft polaren Ursprungs nach ganz Deutschland, so dass am 28. Juli 2003 kaum mehr eine Mittagstemperatur von 25°C erreicht wurde.

Das Zentrum GÜNTER’s war bis zu diesem Termin bis nach Südschweden gezogen. Das ganze Tiefdrucksystem wurde allerdings in die Strömung des nördlich von Island stationären Wirbels FRED gezogen, so dass es nicht weiter nach Osten wandern konnte, sondern statt dessen auf eine nördliche Zugbahn gelenkt wurde. So befand sich GÜNTER’s Kerngebiet am 29. Juli 2003 nahe Spitzbergen. Da das Tief zu diesem Zeitpunkt vollständig in die Zirkulation von Tief FRED integriert war, wurde es in der Berliner Wetterkarte nicht mehr als eigenständiges System verzeichnet.

 

 

Geschrieben am 20.08.2003 von Stefanie Rentz

Wetterkarte: 27.07.2003

Pate: Jörg Oberfeld