Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet GABRIELE

(getauft am 24.11.2012)

 

In der warmen Luft über dem westlichen Atlantik und der kalten Luft über Ostkanada und Grönland bildete sich am 24.11.2012 an der Südspitze von Grönland in einer starken Höhenströmung in ca. 5,5 km Höhe aus einer Wellenstörung ein Tiefdruckwirbel. Dieser wurde noch am selben Tag auf den Namen GABRIELE getauft und besaß zum Zeitpunkt der Taufe einen Kerndruck von knapp 1000 hPa. Vom Tiefzentrum verlief die Kaltfront bogenförmig nach Nordwesten und schloss sich an ein Tief auf der Breite von Ottawa an, während sich die Warmfront des Tiefdruckgebietes weit hinaus über den Ostatlantik erstreckte. Das Tiefdruckgebiet GABRIELE verlagerte sich der nordwestlichen Höhenströmung folgend im Tagesverlauf nach Südosten und lag am Folgetag mit unverändertem Kerndruck einige Hundert Kilometer westlich der irischen Küste über dem Atlantischen Ozean auf der Länge Reykjaviks. Vom Zentrum des Wirbels GABRIELE verlief eine Okklusionsfront, eine Mischfront mit Warm- und Kaltlufteigenschaften, die sich vom Kern in einem leichten Bogen nach Süden zog, bevor sie sich nach einigen Hundert Kilometern im Okklusionspunkt in Warm- und Kaltfront aufspaltete. Vom Okklusionspunkt reichte die Kaltfront des Systems bogenförmig nach Nordwesten, während sich die weiter östlich gelegene Warmfront nach Südwesten erstreckte.

Am 26.11. um 01 Uhr MEZ lag das Zentrum des Tiefs GABRIELE mit unverändertem Kerndruck bereits über der Keltischen See und durch die südwestliche Höhenströmung gelangte feuchtwarme Luft nach Mitteleuropa. In Garmisch am Alpenrand lag die Temperatur durch leichten Föhn, ein warmer und trockener Fallwind, bei 15°C und am Oberrhein wurden 14°C registriert. Die verhältnismäßig hohen nächtlichen Tiefstwerte lagen in Deutschland meist bei über 5°C. Vom Zentrum des Tiefs GABRIELE reichte die Okklusionsfront von Südengland über London bis zum Okklusionspunkt an der Westküste Frankreichs, von dem aus die Kaltfront bogenförmig nach Südwesten über Nordspanien, sowie den Westatlantik verlief und sich schließlich an ein nachfolgendes Tiefdrucksystem mit Zentrum über der Ostküste Kanadas anschloss. Im Tagesverlauf überquerte die Kaltfront des Tiefs GABRIELE die Iberische Halbinsel und sorgte dort für einen Temperaturrückgang. Die Höchsttemperatur lag in Madrid bei 12°C und damit 3 Grad niedriger als am Vortag.

Aufgrund der Frontenverlagerung fiel in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz bereits in der Nacht zum Folgetag leichter Niederschlag, in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen später auch etwas ergiebiger. Nach Verlagerung des Niederschlaggebietes Richtung Nordosten fielen in Idar-Oberstein 12-stündig 12 mm und in Tholey im Saarland 10 mm Niederschlag in flüssiger Form. In der Nacht kam es auch an der Ostsee zu stärkeren Regenfällen, wobei Arkona auf Rügen 10 mm meldete.

Bis zum 27.11. weitete sich der Höhentrog über Westeuropa weiter nach Marokko aus. Dabei blieb das Bodentief GABRIELE annähernd stationär und lag mit einem Kerndruck von 1000 hPa östlich von London. Die Okklusionsfront des Wirbels zog sich über die Nordsee und Dänemark bis zum Okklusionspunkt über Mecklenburg-Vorpommern. Von dort aus zog sich die Warmfront des Systems nach Südosten über Polen bis zum Schwarzen Meer und die Kaltfront reichte über Süddeutschland und den Alpenraum bis nach Italien, wo sie in die Warmfront der Zyklone HEIKE überging. Der Wettercharakter auf der Vorderseite von Tief GABRIELE gestaltete sich weiterhin unbeständig, wobei sich jedoch die Regengebiete abschwächten und weiter nach Osten zogen. Unter Tiefdruckeinfluss meldeten Warschau 4 mm Niederschlag innerhalb von 24 Stunden, in Deutschland blieb es dagegen meist stark bewölkt.

Das am 28.11. mit seinem Kern über der südlichen Nordsee liegende Tief GABRIELE schwächte sich weiter ab, sodass der Kerndruck an diesem Tag nur noch bei 1005 hPa lag. Vom Kern zog sich die stationäre Okklusionsfront in einem weiten Bogen nach Nordosten über Dänemark und Südschweden bis nach Litauen, wo sich die Okklusion knapp westlich von Riga in Warm- und Kaltfront aufspaltete. Die Kaltfront des Systems verlief nach Südwesten über Polen, die Warmfront zog sich leicht wellenförmig über Russland bis zum Kaspischen Meer. Im Warmsektor des Tiefdruckgebietes, d.h. im Bereich zwischen Warm- und Kaltfront, wurde leichter Regen oder auch Nebel, wie z.B. in Kiew oder Kischinew, gemeldet. Besonders im Winter treten im Warmsektor eines Tiefdrucksystems niedrige Schichtbewölkung mit Sprühregen oder Nebel auf.

In der Nacht zum 29.11. löste sich die Zyklone GABRIELE schließlich auf und konnte daher nicht weiter auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden.

 

Geschrieben am 05.01.2013 von Natja Ruth Bublitz

Berliner Wetterkarte: 26.11.2012

Patin: Gabriele Richters