Lebensgeschichte
(getauft
am 11.01.2004)
Die
Wetterkarte in einem Niveau von 500 hPa (ca. 5 km Höhe) zeigte Mitte Januar vom
Amerikanischen Kontinent über den Nordatlantik nach West- und Mitteleuropa eine
scharf gebündelte und wenig mäandrierende Höhenströmung, die sich in den
folgenden Tagen kaum veränderte. In dieser kräftigen westlichen Strömung
wanderten in rascher Folge Tiefdruckgebiete vom Atlantik kommend über
Mitteleuropa nach Osteuropa, wo sie sich dann meist auflösten. Das
Tiefdruckgebiet GERDA gehörte auch zu diesen schnell ziehenden Tiefs.
Am
11.01.2004 entstand es an einer Front über dem Nordatlantik in der Nähe des 35.
Meridian mit einem Kerndruck von rund 1005 hPa. Nach nur 24 Stunden hatte sich
GERDA unter Verstärkung zu einem Sturmtief mit einem Kerndruck von unter 990
hPa bis südwestlich von Irland (zwischen dem 10. und 15. Meridian) verlagert.
Am
Abend des 12.01. verstärkte sich GERDA weiter zu einem eng begrenzten Orkantief
und zog in der Nacht über Deutschland hinweg. Vor allem im südlichen
Bundesgebiet gab es auch im Flachland Orkanböen der Stärke 12, z.B. in Öhringen
mit 64 kn, was 119 km/h entspricht. In Karlsruhe wurden sogar 126 km/h
gemessen. In den Bergen gab es noch höhere Windgeschwindigkeiten. Auf dem Wendelstein
meldete die Station um Mitternacht eine Böe von 111 kn, welches 206 km/h
entspricht.
GERDA
lenkte sehr milde Meeresluft subtropischen Ursprungs nach Südwestdeutschland.
Dies führte zum einen zu großen Temperaturgegensätzen in Deutschland. So stieg
in Freiburg i. Br. das Quecksilber bis auf 12°C, in Lahr sogar bis 14°C,
während in Nordostdeutschland nur Höchstwerte um die 2 bis 5°C erreicht werden
konnten. Zum anderen konnten durch die feuchte Meeresluft ergiebige
Niederschläge fallen, die vorübergehend bis in die Gipfellagen des
Schwarzwaldes in Regen übergingen. Innerhalb von 24 Stunden fielen in
Freudenstadt 28 Liter pro Quadratmeter. In den höheren Lagen der Alpen und des
Bayrischen Waldes fiel dagegen Schnee, so dass es auf dem Großen Arber einen
Neuschneezuwachs von 12 cm gab.
In
der zweiten Nachthälfte schwächte sich der Wirbel GERDA erheblich ab und lag am
13.01. um 7 MEZ bereits nördlich der Karpaten, wo er sich auflöste. Am
14.01.2004 konnte GERDA nicht mehr auf der Wetterkarte analysiert werden.
Geschrieben am 08.02.2004 von S. Müller
Wetterkarte: 12. oder 13.01.2004
Pate: Nadine Senz