Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet GERHARD

(getauft am 20.01.2011)

 

Bereits am 16.01. bildete sich über Kanadas östlicher Labrador-Halbinsel ein Tief, welches sich am Folgetag während der Drift zur Südspitze Grönlands erheblich verstärkte. Der Kerndruck sank innerhalb von 24 Stunden von 995 auf 975 hPa, wobei das Tief so schnell verwirbelte, dass die Fronten bereits okkludierten, aber noch einen kleinen Warmsektor offen hielten, den das Tief mit sich trug. Am 18.01. verlagerte sich der wieder etwas abschwächende Sturmwirbel, mit einem Kerndruck 985 hPa, vor die Südostküste Grönlands, während seine Fronten Island erreichten und ein von Tief EVANGELOS abgespaltenes Teiltief mit in die Zirkulation einbezogen. Auf der Westseite Grönlands wiederum spaltete sich ein Teiltief ab, welches am 19.01. den Süden Grönlands überquerte und sich dort an der Südostküste auf 990 hPa verstärkte. Das Haupttief hingegen driftete unter leichter Druckerhöhung auf 995 hPa, an der Ostküste Grönlands weiter nach Norden und wurde am Morgen des 20.01. auf den Namen GERHARD getauft, da nun langfristig ein Einfluss auf das Wettergeschehen in Mitteleuropa abzusehen war. Während sich das abgespaltene Teiltief nördlich von Island wieder abschwächte, zog GERHARD weiter polwärts und verstärkte sich dort wieder auf 985 hPa. Seine Fronten erreichten nun, nachdem sie das blockierende Hoch BARBARA nördlich umgangen hatten, die Skandinavische Halbinsel. Mit dem Teiltief wieder vereint, schlug GERHARD, mit einem Kerndruck von 990 hPa, am 21.01. einen vorübergehend leichten Südkurs ein, die Fronten überquerten derweil Skandinavien und erreichten Finnland. Am Okklusionspunkt der langen Frontlinie, welche am 22.01. den Süden Schwedens passierte, bildete sich ein neues Teiltief, welches auf GERHARD II getauft wurde und mit einem Kerndruck von 1015 hPa über die Ostsee zum Baltikum driftete. Das Hauptzentrum GERHARD I verharrte hingegen mit 995 hPa über dem Nordmeer nördlich von Lappland. Währenddessen erreichte der schmale Warmsektor den Norden Deutschlands, und verhinderte mit einer dichten Wolkendecke und einigen Niederschlägen als Schnee, Schneeregen und Sprühregen die nächtliche Ausstrahlung, die Temperatur fiel nur knapp unter 0°C, in Niedersachsen blieb es sogar verbreitet frostfrei, da hier die Luft direkt von der Nordsee heranwehte. Gleichzeitig gab es im Süden Deutschlands infolge eines Hochdruckkeils von BARBARA vor allem in Südbayern gebietsweise strengen Frost unter -10°C, in Oberstdorf fiel die Temperatur sogar bis -20°C. Am 23.01. zog sich GERHARD I zwischen Spitzbergen und Novaja Semlja wieder zurück in die vereiste Arktis, GERHARD II folgte hingegen der Depression um das zerfallene Tief FRANK über Weißrussland nach Osten und konnte am 24.01. den verbleibenden Tiefdruck-Resten nicht mehr eindeutig zugeordnet werden. GERHARD I verlor schließlich ebenfalls am 24.01. seine Eigenständigkeit, da er anscheinend zu einem Teiltief des nachfolgenden Tiefs HENRI wurde oder gänzlich in die Arktis abdriftete.

 


Geschrieben am 15.02. 2011 von Richard Löwenherz

Wetterkarte: 24.01. 2011

Pate: Hans-Jochen Beilke