Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet  GERHARD

(getauft am 20.03.2009)

 

Die Geschichte von GERHARD begann, als ein kleines Tief von Grönland kommend bis zur Nordkapregion vorrückte. Dort drängte es das Tief FRANJO nach Osten ab und nahm dessen Stelle als wetterwirksames Tief über dem Skandinavischen Raum ein. Der Kerndruck des neuen Wirbels betrug am 20.03., dem Tag der Taufe, rund 990 hPa und sollte sich in den Folgetagen nur unwesentlich verändern. Der tiefste Wert wurde am 22.03. mit 986 hPa erreicht.

Die geographische Lage von GERHARD verschob sich in jenen Tagen nur wenig nach Osten, lediglich über das Weiße Meer bis nach Nordrussland. Dabei zapfte das Tief an seiner Ost- und Nordflanke hochreichende Kaltluft aus dem Russischen Eismeerraum an, welche auf der Rückseite des Tiefs in das nördliche Skandinavien geführt wurde und dort zu einer allmählichen Verschärfung des Frostes beitrug. So wurde am 24.03. im Nordosten Finnlands eine morgendliche Tiefsttemperatur von immerhin -25 °C erreicht - als Vorspiel für die kommenden Nächte, denn da fiel die Temperatur in einigen Teilen Lapplands stellenweise auf unter -30°C!

Derweil kämpften sich die Ausläufer des Wirbels GERHARD gegen das seit einigen Tagen über West- und Mitteleuropa verharrende Hoch MOEMA vor, wo sie schließlich nach Abbau der Hochdruckbrücke am 22.03. als schwache Okklusion den Norddeutschen Raum mit Südostkurs überquerten. Dahingehend verdichtete sich bereits am Abend des 21.03. in Schleswig-Holstein zunehmend die Bewölkung und vereinzelt fielen erste Tropfen.

Bis zum Morgen weitete sich der meist leichte Regen oder Sprühregen bis zu den Mittelgebirgen aus, wobei in Lagen ab 500 Metern teilweise bei Temperaturen um 0°C gefrierender Regen gemeldet wurde. Während bei klarem Himmel in der Südhälfte Deutschlands verbreitet Nachtfrost auftrat (Bamberg -4,5°C), sickerte im Norden bereits mildere Meeresluft ein, die zusammen mit der schützenden Wolkendecke ein stärkeres Absinken der Temperaturen verhinderte. So blieb es beispielsweise mit einer Tiefsttemperatur von 5,3°C in Bremerhaven recht mild. Tagsüber breitete sich der Regen noch etwas südostwärts aus, ließ aber mehr und mehr nach.

Kurz darauf begann sich das Tief GERHARD weiter abzuschwächen und verlagerte sich von der Nordküste Russlands zur Jamal-Halbinsel im nördlichen Westsibirien, wo es am 24.03. zuletzt mit einem Kerndruck von 1000 hPa auf der Berliner Wetterkarte verzeichnet war.


Geschrieben am 11.03.2009 von R. Löwenherz

Wetterkarte: 21.03.2009

Pate: Gerhard Kempf