Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
GERO
(getauft am 10.01.2005)
Bereits am 09.01. erschien das Tief
GERO als vollständig entwickeltes Tief, also mit ausgebildeter Warm- und
Kaltfront, vor der Nordostküste der USA. Der Kerndruck [Luftdruck im
Tiefzentrum] lag knapp unter 1010 hPa.
Es zog sehr schnell über den Nordatlantik und wurde aufgrund seiner
vorhergesagten Wetterwirksamkeit für Europa am 10.01. auf den Namen GERO
getauft.
Bereits schon in der Nacht zum
11.01. erreichte die Warmfront von GERO Irland. Gleichzeitig kam es zu einem
extremen Luftdruckfall im Tiefzentrum, wodurch Werte von unter 960 hPa erreicht
wurden. GERO hatte sich damit zu einem Orkantief entwickelt. Viele Meßstationen
in Irland und Schottland sowie auf den nördlich davon gelegenen Inseln
erreichten im Laufe des Tages Windgeschwindigkeiten, die weit über die Grenze
zur Orkanstärke (etwa 135 km/h) hinausgingen. So erreichten Böen z.B. in
Belmullet (Irland) 152km/h, Stornoway (Hebriden) 163 km/h, wo zusätzlich noch
20 mm Niederschlag pro Quadratmeter innerhalb von 24 Stunden fielen, Lerwick
(Shetland-Inseln) 157 km/h und North Rona sogar 207 km/h.
Am 12.01. erreichte GERO seinen
tiefsten Luftdruck von unter 945 hPa. Dabei verlagerte er sich unter leichter
Abschwächung über die Nordsee in Richtung Skandinavien. Dort kam es durch das
Gebirge zu starken Stauniederschlägen, wodurch in Sauda und Modalen (beide
Norwegen) 24-stündige
Niederschlagsmengen von 73 bzw. 62 mm pro Quadratmeter fielen.
In Deutschland wurden dagegen nur
relativ geringe Niederschlagssummen registriert. Den höchsten Wert meldete
Braunlage im Harz mit 5,9 Liter pro Quadratmeter. Interessanter waren da schon
die Höchsttemperaturen: In Deutschland wurden Tagesmaxima von 6-10°C gemessen,
sodaß der Niederschlag durchweg als Regen fiel.
Auf der Rückseite der Kaltfront
gingen am 13.01. die Niederschläge immermehr in Schneeregen- und Graupelschauer
über. Dabei wurden in Lübeck 8 und in Braunlage 15 Liter pro Quadratmeter
registriert. Das Tiefdruckzentrum verlagerte sich langsam weiter Richtung
Ostsee und schwächte sich dabei deutlich ab. Am 14.01. erreichte GERO Finnland
mit nur noch 990 hPa Kerndruck. Trotzdem gab es am Ural starke und länger
anhaltende Schneefälle, die später in Schneeschauer übergingen.
Bis zum 17.01. verlagerte sich GERO nur wenig entlang der Nordküste Rußlands und war dabei kaum noch wetterwirksam. An diesem Tag tauchte er auch letztmalig auf der Berliner Wetterkarte auf. Mit einer Lebensdauer von 9 Tagen seit seinem ersten Auftauchen auf der Berliner Wetterkarte lag GERO damit deutlich über dem Durchschnitt von 4-5 Tagen.
Geschrieben am 22.03.2005 von Matthias Treinzen
Wetterkarte: 12.01.2005
Pate: Gero Thieme