Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet  GERTA

(getauft am 20.12.2004)

 

 

 

Am 20.12. zeigte sich über Labrador ein wenig ausgeprägtes Tiefdruckgebiet, das auf den Namen GERTA getauft wurde, es hatte sich unter einer starken Höhenströmung zwischen Labrador und Island gebildet. Am 21.12. befand sich GERTA mit ihrem Zentrum nordöstlich von Neufundland, der Kerndruck betrug hier 995 hPa.

GERTA zog schnell über Island nach Nordeuropa und lag am 22.12. mit ihrem Zentrum über dem Europäischen Nordmeer. Der Kerndruck war nun sehr stark auf knapp 960 hPa gesunken. Sie hatte sich nun zu einem Orkantief entwickelt. Die Färöer-Inseln meldeten zum Mittagstermin am Windstärke 11, die Böen erreichten wiederholt mehr als 80 Knoten. GERTA zog nun langsam nordwärts und blieb die nächsten Tage über dem Europäischen Nordmeer nahezu stationär. Am 23.12. lag GERTA mit ihrem Zentrum nordöstlich der Insel Jan Mayen, der Kerndruck betrug hier unter 945 hPa.

Die Ausläufer von GERTA erreichten in der Nacht vom 22.12. auf dem 23.12. Deutschland. Dabei kam es zum Zufluss von milder Meeresluft, die beim Zusammentreffen mit der Subpolarluft der in den vergangenen Tagen über Mitteleuropa vorherrschenden Hochdruckwetterlage zu länger anhaltenden Niederschlägen führte. Diese fielen zunächst als Schnee, gingen aber schnell in Regen und Sprühregen über. Dabei bildete sich auf den in den letzten Nächten stark ausgekühlten Böden verbreitet Glatteis. Zum Mittagstermin des 23.12. war auch im Süden Bayerns  der Schnee in Regen übergegangen, die Bergstationen Großer Arber und Neuhaus am Rennweg meldeten gefrierenden Regen und Sprühregen, die Lufttemperatur lag bei    -3,6°C bzw. -0,8 °C.

Bis zum Morgen des 23.12. waren im Südosten Deutschlands weniger als 1 Liter pro Quadratmeter in 24 Stunden  gefallen, in Essen dagegen 12,8 Liter in 24 Stunden. Bis zum Mittagstermin fielen in Schleswig 6,1 Liter pro Quadratmeter. Im Nordwesten Deutschlands wurden auch die höchsten Temperaturen registriert: Meppen, Bocholt, Kalkar und Kleve meldeten mittags 10,6°C und die Deutsche Bucht 10,5°C, wobei die Nordsee in diesem Bereich noch um 9°C warm war. Der Westwind nahm zunächst in Küstennähe, später auch in den Gebirgen zu: Am Leuchtturm „Alte Weser“ traten Böen mit 104 km/h (11 Beaufort), in Cuxhaven mit 91 km/h (10 Beaufort) auf. Auf dem Fichtelberg wurden 119 km/h, auf dem Brocken wurden sogar 137 km/h, beides 12 Beaufort, gemessen. Dies ist Orkanstärke.

Auch Heiligabend zeigte sich GERTA noch über dem Europäischen Nordpolarmeer. Der Kerndruck war nun leicht auf 950 hPa gestiegen. Mitteleuropa gelangte über die Weihnachtsfeiertage unter den Einfluss der Tiefs einer Zyklonenfamilie, zur der die Tiefdruckgebiete HEIDRUN, ILSE und JONA gehörten. Das Zentrum von GERTA lag am ersten Weihnachtsfeiertag südlich von Jan Mayen, der Kerndruck war weiter auf 965 hPa gestiegen. GERTA zog nun weiter Richtung Osten und Nordosten auf Skandinavien zu und lag am zweiten Weihnachtsfeiertag mit ihrem Zentrum über den Lofoten. Der Kerndruck war stark auf 985 hPa gestiegen. Am 27.12. konnte GERTA als kaum noch ausgeprägtes Tief letztmalig auf unserem Wetterkartenausschnitt erkannt werden. Ihr Zentralbereich befand sich in der Nähe der Bäreninsel zwischen Norwegen und Spitzbergen, der Druck betrug hier etwas unter 995 hPa.

 

 


Geschrieben am 03.02.2005 von T. Pagenkopf

Wetterkarte: 23.12.2004                    

Pate: Gerta Stobbe