Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet GERT

(getauft am 08.08.2013)

 

Von Neufundland kommend wurde ein Tiefdruckgebiet am 08.08.2013 einige hundert Kilometer südwestlich von Island auf dem Breitengrad Oslos analysiert und noch am selben Tag auf den Namen GERT getauft wurde. Zum Taufzeitpunkt wies der Kern einen Druck von 990 hPa auf.  Das Frontensystem der Zyklone GERT bestand aus einer Okklusionsfront, die um den Kern herum in südöstlicher Richtung bis zum Breitengrad Dublins reichte. Unter einer Okklusion versteht man die Mischform der Warm- und Kaltfront, die durch das Einholen der Warmfront durch die Kaltfront im Okklusionspunkt entsteht und die Eigenschaften beider Fronten in sich vereint. Dieser Okklusionspunkt befand sich in etwa auf dem Breitgrad Dublins, von dort führte die Warmfont in einem Bogen weiter südwärts bis zum Breitengrad Lissabons. Die Kaltfront hingegen führte über den Atlantik westwärts und ging in die Warmfront eines folgenden Tiefs über dem westlichen Zentralatlantik über.

Im Laufe des Tages verlagerte sich der Wirbel GERT Richtung Reykjavik und befand sich am 09.08.2013 weiterhin wenige hundert Kilometer südwestlich der isländischen Küste. Während der Kerndruck unverändert rund 990 hPa aufwies, reichte nun eine Okklusion vom Kern nach Nordosten ausgehend bis zur Westküste Grönlands südlich von Godthåp. Eine weitere Okklusion verlief vom Kern aus über die Irische See, den St.-Georgs-Kanal und endete zwischen Wales und Cornwall bei dem am Bristol-Kanal gelegenen Okklusionspunkt. Die Warmfront führte weiter in südlicher Richtung über die Bretagne bis zum südlichen Golf von Biscaya, wohingegen die Kaltfront in westlicher Richtung hinaus über den zentralen Atlantik reichte, wo sie in das Frontensystem eines nachfolgenden Tiefs überging. Bei der Überquerung Irlands durch die Okklusion kam es zu geringen Niederschlägen, die sich vor allem auf die westliche Küstenregionen beschränkten. So fielen in Westirland gelegenen Claremorris 1,6 l/m² in 24 Stunden von 06 Uhr bis 06 Uhr UTC des Folgetages, was 07 Uhr MEZ entspricht.

In den ersten Stunden des 10.08.2013 hatte der Kern des Tiefs GERT die Westküste Islands erreicht, wobei sich der Kern leicht auf etwas unter 1005 hPa abgeschwächt hatte. Das Frontensystem bestand aus einer Okklusion, die sich entlang der Nordküste Islands nach Süden über die Nordsee bis zur Deutschen Nordseeküste zog. Dort wechselte ihr Charakter in den einer Kaltfront, die über Köln und Bordeaux bis hinaus über den Golf von Biscaya verlief und wenige Hundert Kilometer vor der Westküste Galiciens endete. Weiterhin dominierte starke Bewölkung das Wetter im Einflussbereich von Tief GERT. Mit 3,7 l/m² erreichte die Messstation Prenzlauer Berg in Berlin einen der höchsten Niederschlagswerte des Tages. Während in Paris den gesamten Tag über starke Bewölkung herrschte, drehte der Wind mit dem Frontendurchgang von West auf Nordost und gleichzeitig erfolgte ein Rückgang der Tageshöchsttemperatur um 2 Grad.

Bei der weiteren Verlagerung des Tiefdrucksystems GERT nach Osten bildete sich außerdem noch ein weiterer Kern aus. In den frühen Morgenstunden des 11.08.2013 überspannte der Tiefdruckkomplex den Bereich von der Westküste Islands bis Jan Mayen und im Süden bis zu der Isles of Lewis. Das Tief GERT I befand sich mit einem Druck von 1010 hPa zwischen Island und der Insel Jan Mayen. Von dessen Kern aus erstreckte sich in südliche Richtung eine Okklusion, die bei Ålesund in Norwegen in die Okklusionsfront von Tief GERT II überging, das sich über Skagerrak befand. Dieser Wirbel wies eine Kaltfront auf, welche zunächst über die schwedischen Städte Göteborg und Växjö, weiter in Richtung Polen an den Städten Stolp, westlich von Breslau, schließlich südöstlich an Prag vorbei führte und bei Bad Tölz, südlich von München endete. Bei Oslo führte dies am Vormittag zu teils mäßigen Gewittern mit 4 l/m² Niederschlag, welche sich im restlichen Tagesverlauf zu 5 l/m² summierten.

Am 12.08.2013 befand sich die nun wieder zu einem Kern vereinte Zyklone GERT  bei der nördlich von Stockholm gelegenen Stadt Gävle. Die Okklusion verlief vom Kern nach Westen bis Trondheim. In der Höhe von ca. 5,5 km befand sich eine Höhenokklusion, die ausgehend vom Kern über die Inselgruppe Fasta Åland, zur estnischen Insel Saaremaa, westlich vorbei an Riga und Wilna verlief, um schlussendlich bei Warschau zu enden. An diesem Tag brachte der Wirbel GERT erneut ruhigeres Wetter mit viel Wolken und kaum Niederschlägen. In Stockholm fielen in 24 Stunden bis zum 06 Uhr UTC Termin des Folgetages 0,2 l/m² bei starkem frühmorgendlichem Nebel, der sich bis zu den Mittagsstunden hielt.

Im Laufe des Tages holte das Tiefdruckgebiet HELMUT den Wirbel GERT ein und nahm ihn vollständig in sich auf, sodass Tief GERT nicht weiter auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden konnte.

 


Geschrieben am 31.10.2013 von Patrick Ilmer

Berliner Wetterkarte: 11.08.2013

Pate: Gert Kaspers