Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
GINA
(getauft
am 18.03.2014)
Am Rande eines nordwestatlantischen
Tiefdruckkomplexes bildete sich im Tagesverlauf des 17.03. ein Tiefdruckgebiet
aus, das am Folgetag auf den Namen GINA getauft wurde. Es lag am 18.03. um 01
Uhr MEZ mit einem Kerndruck von etwa 995 hPa südlich von Island über dem Nordostatlantik.
Dabei wies der Wirbel eine lange bis Südpolen reichende Warmfront sowie eine
Okklusion, also eine Mischfront aus Warm- und Kaltfront, auf. Diese reichte
einige hundert Kilometer nach Süden, nahm danach Kaltfrontcharakter an und
endete nördlich der Azoren über dem Zentralatlantik. Bis um 07 Uhr MEZ
überquerte die Okklusion Irland sowie die Hebriden, wo sie 6-stündige
Niederschlagssummen von bis zu 5 mm hervorrief, wie z.B. an der Station Skye/Lusa.
Bis 19 Uhr MEZ registrierten die Messgeräte auf den Britischen Inseln infolge
des Frontdurchganges und nachfolgenden Schauern teils bis zu 11 mm Niederschlag
in 12 Stunden. So z.B. Shap oder Eskdalemuir mit 10 mm. Auch in den
Niederlanden wurden im gleichen Zeitraum bis zu 3 mm Regen, wie in Den Helder,
gemessen.
Bis zum 19.03. hatte sich die Zyklone rasch
nach Osten verlagert und befand sich um 01 Uhr MEZ über dem Westen Litauens,
wobei sich der Kerndruck auf etwa 1003 hPa erhöht hatte. Das Frontensystem des Tiefs
GINA bestand nun aus einer Okklusion, die sich am Okklusionspunkt über der
Slowakei in eine bis über Bulgarien reichende Warmfront sowie eine bis über den
Löwengolf reichende Kaltfront aufspaltete. Der Okklusionspunkt beschreibt dabei
den Ort, an welchem die Warm- von der Kaltfront eingeholt wird und sich dadurch
die Okklusion bildet. Die größte Wetteraktivität lag dabei aber nicht an den
Fronten selbst, sondern auf der Rückseite der Kaltfront unterhalb des nachfolgenden
Troges, also eines Kaltluftvorstoßes nach Süden in einer Höhe von ca. 5,5 km.
Ursache dafür ist, dass mit einfließender Höhenkaltluft der Temperaturgegensatz
zwischen Boden und höherer Atmosphäre zunimmt, weshalb es schneller zu
Kondensation und oftmals schauerartigen Niederschlägen kommt. So fiel in
Deutschland nahe der Fronten nicht über 1 mm Niederschlag, während im Bereich
des Troges bis 07 Uhr MEZ dieses Tages in 12 Stunden beispielsweise 13 mm in
Lüdenscheid verzeichnet wurden, in Bad Marienberg fielen 11 mm Niederschlag im
gleichen Zeitraum. Bis zum Morgen des 20.03. kamen dann 24-stündig nochmals
verbreitet bis zu 3 mm hinzu. Durch Staueffekte an den Mittelgebirgen fielen
die Niederschläge dort höher aus. Auf dem Brocken im Harz wurden im gleichen
Zeitraum 5,6 mm registriert. Auch weiter östlich gab es z.B. im polnischen
Kielce 9 mm Regen, auch in Rzeszow-Jasionka wurden bis zum 19.03. um 07 Uhr MEZ
noch 6 mm registriert. Zwischen dem nordeuropäischen Tiefdruckkomplex
GINA-FILIZ und dem über der Biskaya liegendem Hoch JOHANNES herrschte ein
starker Luftdruckgegensatz, der vor allem im Bergland starken Wind auslöste.
Während in Berlin mit maximal 58 km/h nur Windstärke 7 auf der Beaufort-Skala
erreicht wurde, wurden auf dem Brocken Böen von bis zu 112 km/h registriert,
was Stärke 11 und somit einem orkanartigen Wind entspricht. Auf dem Fichtelberg
sowie dem Weinbiet in der Pfalz wurden mit 101 km/h Böen der Stärke 10
gemessen. Durch das Tief flossen subpolare Luftmassen nach Mitteleuropa ein,
welche die Temperatur teilweise nicht mehr über 10°C ansteigen ließ. In
südpolnischen Städten wie Kattowitz bzw. Krakau fiel der Höchstwert von jeweils
13°C am Vortag auf 9°C bzw. 10°C. Auch im westtschechischen Primda wurde eine
um 6 Grad niedrigere Tageshöchsttemperatur von nur 6°C gemessen. Im bayerischen
Chieming fiel der Höchstwert von 19°C am Vortag auf nun 11°C.
Am Folgetag, dem 20.03. um 01 Uhr MEZ lag
die Zyklone GINA mit einem Kerndruck von ca. 1009 hPa über dem Asowschen Meer.
Von der Ostukraine bis nahe der Krim verlief eine kurze Okklusion, die sich in
eine über das Schwarze Meer hinweg bis über die Osttürkei führende Warmfront
und eine bis über die Ägäis reichende Kaltfront aufspaltete. Rückseitig der
Kaltfront wurden im serbischen Kraljevo in 24 Stunden bis 07 Uhr MEZ 11 mm
Niederschlag gemessen. In Istanbul meldete die Wetterstation 7 mm Regen, in
Donezk in der Ostukraine 8 mm. Auf dem slowakischen Lomnicky Stit, in knapp
2600 m, führte der Niederschlag zu einer Menge von insgesamt 19 mm. Bis zum
Abend wurden durch Schauer in der Türkei innerhalb von 12 Stunden bis 19 Uhr
MEZ noch 18 mm in Hopa und 5 mm in Golcuk registriert. Am Boden kühlte es sich
durch die einfließenden polaren Luftmassen ab, sodass im türkischen Zonguldak
eine im Vergleich zum Vortag um 12 Grad geringere Höchsttemperatur von nun 10°C
gemessen wurde. Auch im bulgarischen Burgas sank der Höchstwert auf 21°C um 5
Grad ab.
Im weiteren Verlauf schwächte sich das Tiefdruckgebiet GINA so weit ab, dass es am Folgetag nicht
mehr auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden konnte.
Geschrieben von Dustin Böttcher
Berliner Wetterkarte: 19.03.14
Pate: Regina Eiben