Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet GISELA

(getauft am 14.06.2012)

 

Auf der Bodenwetterkarte für die Nacht zum 14.06. zeigte sich über dem Atlantischen Ozean, nahe der südwestlichen irischen Küste ein Tiefdruckgebiet, welches noch am selben Tag auf den Namen GISELA getauft wurde. Zum Zeitpunkt der Taufe besaß das Tief einen Kerndruck von etwa 1000 hPa, sowie ein bereits teilweise okkludiertes Frontensystem. Eine Okklusionsfront besitzt sowohl Eigenschaften einer Warm- als auch einer Kaltfront und entsteht dadurch, dass die schnellere Kaltfront die Warmfront einholt und diese sich vereinen. Die Okklusionsfront des Tiefs GISELA beschrieb einen Bogen nach Süden und spaltete sich kurz vor der Küste Spaniens bei A Coruna in eine Warm- und eine Kaltfront. Die Warmfront verlief entlang der portugiesischen Küste und noch ein Stück weiter über den Atlantischen Ozean. Die Kaltfront zog sich in einem Bogen nach Nordwesten bis weit über den Atlantik und ging über dem mittleren Nordatlantik in die Warmfront eines unbenannten Tiefdrucksystems über. Im Bereich der Okklusion wurden in der Nacht Windstärken von bis zu 30 kn, was einer Windstärke 7 auf der Beaufortskala entspricht, gemeldet. Der sogenannte Warmluftsektor zwischen der Warm- und der Kaltfront war ebenfalls deutlich zu erkennen. Während die Temperatur vor der Warmfront bei Werten von maximal 16°C lag und hinter der Kaltfront bei höchstens 17°C, erreichte die Temperatur zwischen den Fronten im Warmluftsektor über 20°C.

Bis zur nächsten Nacht zog die Zyklone GISELA weiter bis über Südirland. Dabei verstärkte sich das Tief und hatte nun einen Kerndruck von ca. 990 hPa. Südlich des Tiefs ging eine Okklusionsfront aus, die einen engen Bogen um den Kern des Tiefs beschrieb, bis über London reichte und sich dann wieder in eine Warm- und eine Kaltfront spaltete. Die kurze Warmfront erstreckte sich bis über das Landesinnere Frankreichs, während die Kaltfront bogenförmig bis über Nordspanien, nahe dem Ort Santander verlief. In Nordwestdeutschland sorgte der Wirbel GISELA mit seinen Ausläufern am Tage für Niederschläge. In Emden fielen 8 mm innerhalb von 24 Stunden bis 6 Uhr UTC (8 Uhr MESZ) des darauffolgenden Tages, die höchste 24-stündige Niederschlagsmenge registrierte Helgoland mit 21 mm. Die Temperatur, die am Vortag maximal 17°C in Nordwestdeutschland erreichte, stieg an diesem Tag durch den Warmfronteinfluss durch Tief GISELA bis auf 20°C an, in Soltau wurde beispielsweise eine Temperatur von 20,5°C gemessen.

Im Tagesverlauf hatte sich das Tief GISELA kaum verlagert, es lag in der Nacht zum 16.06. weiterhin über Irland. Lediglich der Kerndruck hatte sich um etwa 5 hPa erhöht. Zudem bildete das Tiefdruckgebiet GISELA noch einen weiteren Kern aus. Der Kern GISELA II lag etwa auf halber Strecke zwischen England und Norwegen über der Nordsee und hatte einen Kerndruck von     ca. 1005 hPa. Südlich des Kerns von Tief GISELA I ausgehend lag eine Okklusionsfront, die in einen engen Bogen um den Kern verlief und nördlich davon weiter Richtung Osten bis zum Kern des Tiefs GISELA II reichte. Vom Kern des Tiefs GISELA II ging ebenfalls eine Okklusionsfront aus, die bogenförmig über die Ostsee bis zur Insel Rügen verlief und sich dort in eine Warm- und eine Kaltfront spaltete. Die Warmfront verlief bis über Prag und die Kaltfront endete etwa über der deutsch-französischen Grenze. Auch an diesem Tag sorgte das Tiefdrucksystem GISELA für Niederschläge, sowohl in Großbritannien als auch in Deutschland. In Edinburgh fielen 30 mm innerhalb von 24 Stunden bis 6 UTC des Folgetages, in Deutschland lagen die Niederschlagsmengen etwas niedriger, hier hatte Görlitz die größte Niederschlagssumme mit 17 mm. Auffällig waren auch die großen Temperaturunterschiede innerhalb Deutschlands. So erreichten die Temperaturwerte im Norden nur knapp die 20°C-Marke, während das Thermometer im Süden, welcher noch vor der Kaltfront des Tiefs GISELA II lag, bis zu 31°C an. Am wärmsten war es dabei in Weißenburg in Bayern mit 31,4°C. Bis zur Nacht zum 17.06. hatte sich der Wirbel GISELA II stark abgeschwächt und wurde daher nicht weiter namentlich auf der Berliner Wetterkarte geführt, gehörte aber weiterhin zum Tiefdruckkomplex GISELA. Die Zyklone hatte sich insgesamt weiter nach Osten verlagert und lag nun mit einem Kerndruck von etwa 1005 hPa vor der schottischen Küste bei Edinburgh. Vom Kern ging eine Kaltfront nach Norden aus, die bis zum Kern des ehemaligen Wirbels GISELA II, welcher nun vor Trondheim lag, reichte. Von dort ging eine Okklusionsfront aus, die einen Bogen bis zur weißrussischen Ostseeküste beschrieb und sich dort in eine Warm- und eine Kaltfront spaltete. Die Warmfront verlief südwärts über Ostpolen bis nach Ungarn und die Kaltfront verlief parallel zur Warmfront über Westpolen bis nach Kroatien. Hinter der Warmfront ließ die warme Luft subtropischen Ursprungs die Temperatur steigen, in Budapest wurden beispielsweise 32°C erreicht. Hinter der Kaltfront hingegen sank die Temperatur deutlich. In München wurde z.B. am Tag zuvor noch eine Temperatur von 30°C gemessen und an diesem Tag waren es nur noch 24,3°C.

Im Tagesverlauf zog das Tief GISELA weiter Richtung Norden und lag in der Nacht zum 18.06. über der norwegischen Küste bei Tromsö. Sowohl westlich des Kerns als auch östlich ging je eine Okklusionsfront aus. Die Okklusion in westlicher Richtung war nur von kurzer Ausdehnung. Die Okklusionsfront östlich des Kerns reichte bis zu einem über Finnland gelegenen unbenannten Tiefdruckkern. Bis zur nächsten Nacht war das Tief weiter nordwestlich gezogen und lag mit unverändertem Kerndruck etwa 200 km vor der Küste Norwegens. Die Okklusionsfront verlief nach Norden, beschrieb vor Spitzbergen einen Bogen zurück Richtung norwegischer Küste und reichte schließlich bis Nordnorwegen. Im Tagesverlauf schwächte sich das Tief GISELA weiter ab und zog zur nächsten Nacht bis nach Spitzbergen, wobei sich der Kerndruck in der Nacht zum 20.06. auf ca. 1010 hPa erhöhte. An der Okklusionsfront, die erst nach Norden verlief und dann einen engen Bogen Richtung Süden beschrieb kam es noch zu einigen Schauern. Bis zur nächsten Nacht löste sich die Zyklone GISELA schließlich auf und konnte daher nicht weiter auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden.

 


Geschrieben von Maria Frädrich

Berliner Wetterkarte: 17.06.2012

Pate: Gisela Kaiser