Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet GISELA

(getauft am 17.03.2010)

 

Bereits auf der Analysekarte vom 17.03. war ein teils okkludiertes Tiefdruckgebiet zu erkennen, welches von der Küste Nordamerikas Richtung des Vorhersagebereichs Mitteleuropas zog. In der Prognose wurde dieses Tief mit einem Kerndruck von ca. 995 hPa auf den Namen GISELA getauft. Im Verlauf des Tages zog Tief GISELA weiter gen Osten und lag am 18.03. mit seinem Zentrum südlich von Grönland auf ungefähr gleicher Breite mit Lissabon. In den nächsten Stunden zog der Wirbel weiter Richtung Nordosten und lag am morgen des 19.03. mit seinem Zentrum südlich von Island auf der Breite der Spanischen Nordküste. Die Okklusion hatte sich wieder etwas aufgespalten, so dass nun eine Warmfront in einem Bogen von der kurzen Okklusionsfront am Tiefzentrum Richtung Nordosten verlief und sich im Bereich des Ärmelkanals mit der Kaltfront des vorlaufenden Tiefs FELICITAS verband. Die Kaltfront von Tief GISELA verlief dagegen in einem Bogen vor der Portugiesischen Küste zurück auf den Nordatlantik.  Bis zum 20.03. zog Tief GISELA mit einem leicht abgeschwächten Kerndruck von ca. 1000 hPa zur Südirischen Küste und griff erstmals mit den Fronten in das Wettergeschehen Mitteleuropas ein. Die Okklusion hatte sich wieder etwas ausgeweitet, so dass nun ein lang gezogener Teil Richtung Südwesten über dem Atlantik auszumachen war. Zudem erstreckte sich vom Kern aus eine Okklusionsfront gen Nordosten bis zur Ostküste Großbritanniens, wo sie sich in eine Warmfront und eine sich zum Teil bereits aufgelöste Kaltfront aufspaltete. Erstere verlief über die Nordsee und die Deutsch-Dänischen Grenze bis zur Ostsee, wo sie noch immer mit der Kaltfront des Wirbels FELICITAS verbunden war. In ihrem Bereich wurde an allen Küstenabschnitten Nebel und zum Teil Sprühregen gemeldet. So betrug die Sichtweite am Morgen des 20.03. in List auf der Insel Sylt lediglich 100 m. Hinter der Warmfront wurde milde subtropische Meeresluft herangeführt, die dazu führte, dass die Tiefsttemperatur in Berlin die 10°C-Marke nicht unterschritt.  Die nur noch schwach ausgeprägte Kaltfront verlief über die Niederlande und Belgien bis zur Schweiz und brachte leichte Niederschläge im Nordosten Frankreichs. Aufgrund der schwachen Ausprägung konnte allerdings keine signifikante Temperaturänderung hinter der Kaltfront festgestellt werden.  Der Einfluss des Warmsektors blieb somit erhalten.

Tief GISELA zog schnell Richtung Osten weiter und befand sich am Morgen des 21.03. mit einem Kerndruck von knapp über 1000 hPa über der Deutschen Bucht. Die Okklusion war nur noch als rückläufige, kaum wetterwirksame Front analysierbar und verlief vom Tiefzentrum entlang der Küste der Beneluxstaaten bis zum Golf von Biskaya. Die weiterhin mit dem Wirbel Felicitas verbundene Warmfront erstreckte sich entlang der Südspitze Schwedens über die Ostsee bis zur Litauischen Hauptstadt Vilnius. Die Kaltfront hatte sich wieder intensiviert und konnte nun deutlich in einem Bogen über dem Westen Deutschlands, zur Südwestküste Frankreichs und über der Iberischen Halbinsel bis über den Atlantik, westlich von La Palma analysiert werden. Der nun weit aufgespannte Warmluftsektor brachte weiterhin feuchte und sehr milde Meeresluft nach Deutschland, Polen, Tschechien, Österreich und in die Schweiz. So stiegen die Temperaturen, bei meist starker Bewölkung, im Süden Deutschlands verbreitet auf 19°C, im Norden wurden 15°C erreicht. Dem Westen und Nordwesten Deutschlands brachte Tief GISELA zudem starke Niederschläge. So meldete Bremen eine 24-stündige Niederschlagsmenge von 20 l/m². 

Tief GISELA verlagerte sich weiterhin sehr schnell über Europa, so dass das Zentrum am 22.03.  mit einem Kerndruck von etwa 995 hPa über St. Petersburg lag. Das Frontensystem des Wirbels hatte sich zudem stark verändert. Die rückläufige Okklusion konnte nicht mehr analysiert werden. Die Warmfront erstreckte sich direkt vom Wirbelzentrum aus nach Südosten, wo sie nach kurzer Distanz über Russland in die Kaltfront eines kleinen neu gebildeten Tiefs überging. In ihrem Bereich gab es verbreitet Sichtbehinderungen. So meldete Moskau am Morgen des 22.03. Nebel und Regen. Die Kaltfront erstreckte sich von St. Petersburg nach Minsk, südlich von Warschau, nach Prag bis zur Deutsch-Belgischen Grenze. In ihrem Einflussbereich wurden vermehrt Schauer gemeldet. Norddeutschland lag nach dem Durchzug der Kaltfront nun unter dem Einfluss kühlerer subpolarer Meeresluft, Süddeutschland noch im Bereich subtropischer Meeresluft. So meldete Hamburg ein Maximum von 10,3°C, während im Nürnberger Raum die 17°C Marke überschritten wurde. Etwas weiter südlich hatte sich in der Nacht eine weitere vorgelagerte Kaltfront ausgebildet, die Österreich, Norditalien, die Schweiz und Südfrankreich beeinflusste, aber nicht sehr wetteraktiv war.

Der Wirbel GISELA zog innerhalb der nächsten 24 Stunden weiter Richtung Osten und lag am Morgen des 23.03. mit seinem Zentrum über Sibirien zwischen Perm und Archangelsk. Vom Zentrum aus erstreckte sich eine kurze Okklusion, die in die Warmfront überging. Von dieser ausgehend erstreckte sich westlich von Perm eine sehr kurze weitere Warmfront, die knapp südlich der Stadt Kaltfroncharakter annahm und sich über Wolgograd bis zum Schwarzen Meer und nach Budapest erstreckte. Nördlich von ihr wurden um 0 UTC Temperaturen zwischen 1°C in Kiew und 8°C in Jalta gemeldet. Südlich davon waren die Temperaturen durchweg im zweistelligen Bereich.

Über dem nördlichen Russland begann Tief GISELA nun verstärkt zu okkludieren und lag am 25.03. mit einem Kerndruck von 990 hPa am nördlich Ural bei Workuta, bevor sie am 26.03. das Analysegebiet der Berliner Wetterkarte verließ.


geschrieben von Katrin Krüger am 01.06.2010

Wetterkarte vom: 22.03.2010

Pate: Gisela Weißig