Lebensgeschichte
Tief GISELHER
(getauft am 27.08.2009)
Am 27. August 2009 bildete sich westlich des ex-Hurrikans Bill über dem Nordatlantik ein
Tiefdruckgebiet, das auf den Namen GISELHER getauft wurde. Es befand sich um 1
Uhr MEZ (Mitteleuropäischer Zeit, entspricht 2 Uhr Mitteleuropäischer
Sommerzeit MESZ) ungefähr bei einer geographischen Position von 50° nördlicher
Breite und 20° westlicher Länge. Bis zum 28.8.2009 hatte sich das
Tiefdruckgebiet GISELHER mit seinem Kern (Druck bei ca. 995 hPa)
bis nach Schottland verlagert. Von dort aus zog sich eine Kaltfront über
Großbritannien, Frankreich und den Nordwesten der Iberischen Halbinsel bis weit
in den Atlantik. Diese Kaltfront folgte in Mitteleuropa einer anderen
Kaltfront, die zum Tiefdruckgebiet ex-Bill gehörte.
Um 13 Uhr MEZ betrug der Abstand zwischen den beiden Kaltfronten über
Norddeutschland zum Teil nur ca. 100 Kilometer. Der Kaltfront des Tiefdruckgebietes
GISELHER folgte ein Bereich mit starkem Luftdruckgradienten, ein Zeichen für
starken Wind hinter der Kaltfront. Dieses Windfeld, mittags über England und
der Nordsee gelegen, zog weiter nach Osten und brachte beispielsweise in
Berlin-Dahlem in Böen 15,3 Meter pro Sekunde (Windstärke 7). Bis zum 29.8.2009
verlagerte sich der Wirbel GISELHER nach Skandinavien und war dort weiterhin
wetteraktiv: In Göteborg fielen bis um 7 Uhr MEZ 23 Liter Regen.
Am 30.8.2009 war eine deutliche Verstärkung des
Tiefdruckgebietes GISELHER zu sehen. Der Druck im Kern über dem Europäischen
Nordmeer lag bei ca. 980 hPa, und von dort aus
reichte ein „eingekringeltes“ Frontensystem über weite Teile Nordeuropas.
Korrespondierend zum kräftigen Tiefdruckgebiet GISELHER im Bodendruckniveau war
auch in der Höhe (500 hPa-Druckniveau, entspricht ca.
5.500 Meter) ein ausgeprägtes Tiefdruckgebiet zu erkennen. In 500 hPa Höhe war es über Schleswig-Holstein -25°C kalt, während
die Wassertemperatur in der Nordsee (Deutsche Bucht) noch um 18°C betrug.
Dieser recht große Temperaturunterschied führte unter anderem in
Norddeutschland zu kräftigen Schauern und Gewittern. In Nordholz
(Niedersachsen) kamen innerhalb von 12 Stunden 23 Liter Regen zusammen, in Sankt-Peter-Ording (Schleswig-Holstein) waren es innerhalb
von 24 Stunden 33 Liter. Auch am 31.8.2009 war das Tiefdruckgebiet GISELHER über
dem Europäischen Nordmeer mit einem Kerndruck von ca. 985 hPa
deutlich ausgeprägt. Am 1.9.2009 war das Tiefdruckgebiet GISELHER weiter
nördlich und in abgeschwächter Form zum letzten Mal als eigenes Druckgebilde
auf der Berliner Wetterkarte zu erkennen.
Geschrieben am 14.09.2009 von Heiko Wiese
Wetterkarte: 28. August 2009
Pate: Michael Kuckelt