Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet GREGOR

(getauft am 05.05.2021)

 

Die Luftströmungen in der mittleren Atmosphäre über dem Nordatlantik entscheiden häufig über das Wetter in Europa. Ist die Westwindströmung geradlinig (zonal) ausgeprägt spricht dies eher für wechselhaftes Wetter, ist sie verwellt (meridional) halten Wetterphänomene wie z.B. eine sommerliche Hitzephase längere Zeit an. Um den 05. Mai 2021 zeigte sich über dem atlantisch-europäischen Raum ein ziemlich zonales Strömungsfeld, welches von Neufundland über den mittleren Nordatlantik Richtung Westeuropa/Frankreich reichte. Eine kleinräumige Störung in dieser Strömung lieferte das Initial für eine Tiefneuentwicklung, welche sich in der Nacht zum 06. Mai im Seegebiet nordwestlich der Biskaya, respektive südwestlich von Irland ereignete. Im Bodendruckfeld befand sich bereits eine Tiefdruckzone, die ausgehend von einem Tief bei Neufundland bis zu den Britischen Inseln und nach Skandinavien reichte und zugleich eine Luftmassengrenze bildete, die subpolare Kaltluft im Norden von subtropischer Warmluft im Süden trennte. Nach den Prognosen verschiedener Wettermodelle sollte sich dieses Tief rasch kräftigen und mit seinen Ausläufern bald schon auf Deutschland und Mitteleuropa übergreifen und für turbulentes Wetter mit Schneefall, Graupelschauern als auch Sturmböen sorgen.  Aus diesem Grund tauften die Meteorologen der Berliner Wetterkarte das Tiefdruckgebiet auf den Namen GREGOR.

 

Erstmals in der Berliner Wetterkarte analysiert wurde das neue Tief am frühen Morgen des 06. Mai, einige hundert Kilometer westlich der Mündung des Ärmelkanals. Hier lag Luftdruck bei knapp unter 1010 hPa, laut Schiffsmessung sogar bei 1007,8 hPa. Mit dem Wellentief waren bereits erste Ausläufer verknüpft, so spannte sich die Warmfront vom Kern aus in südöstliche Richtungen über die Biskaya bis nach Frankreich, die Kaltfront dagegen zog sich in einem scharfen Knick vom Zentrum aus mehrere hundert Kilometer in südwestliche Richtungen über den mittleren Nordatlantik. Und schließlich existierte noch eine weitere Front, eine sogenannte Okklusion (Mischfront), welche in westliche Richtungen bis zu einem Tiefdruckgebiet bei Neufundland reichte. Im Zusammenhang mit der Zyklogenese waren bereits in der Nacht über der Bretagne Regen und stürmischer Wind aufgekommen, die sich rasch bis nach Zentralfrankreich ausbreiteten. Messungen ergaben Regenmengen von teils über 10 l/m² in 12 Stunden, wie etwa in St. Nazaire an der Mündung der Loire mit 12 l/m² oder in Limoges in Zentralfrankreich mit 10 l/m². Im Tagesverlauf breiteten sich die intensiver werdenden Regenfälle rasch über Frankreich bis nach Südwest- und Süddeutschland sowie die Schweiz aus. Vor allem im Bereich der Zugbahn des Kerns kamen teils beachtliche Regenmengen von gut 10-20 l/m² zwischen 06 und 18 UTC zusammen, z.B. in Orleans mit 16 l/m². Punktuell wurden in den Westalpen auch deutlich höhere Mengen registriert, wie etwa im Schweizer Jura-Gebirge an der Messstation "La Dole" (1677 m Höhe) mit 42 l/m². Nebenbei, die Abkürzung UTC ist ein in der Meteorologie gängiges Zeitformat und entspricht der Mitteleuropäischen Sommerzeit abzüglich 2 Stunden. Nicht nur durch die Niederschläge, sondern auch anhand des auffrischenden Windes machte sich Tief GREGOR bemerkbar. Ein in Böen starker bis stürmischer Wind aus West mit Windgeschwindigkeiten von meist bis zu 50-75 km/h wehte nicht nur über Teilen Frankreichs sondern auch über der Schweiz und in Baden-Württemberg. Vereinzelt wurden im Flachland auch Sturmböen gemessen, wie etwa in Tours mit bis zu 78 km/h oder am Flughafen Basel-Mühlhausen bei maximal 80 km/h. In den Höhenlagen von Schwarzwald und Westalpen gab es sogar Orkanböen, wie auf dem Feldberg im Schwarzwald (1490m) mit 143 km/h oder dem Ostschweizer Säntis (2504 m) mit 122 km/h. Durch den teils länger anhaltenden Regen über Frankreich aber auch der Schweiz zeigte sich die Sonne kaum oder nur wenig, allgemein kühlere Temperaturen waren die Konsequenz. Über Frankreich bewegten sich die Maxima grob um 15°C (z.B. Lyon 16°C, Bordeaux 16°C), über der Schweiz war bei 10°C häufig schon Schluss (Bern 10°C, Genf 11°C). Nachts breiteten sich die Niederschläge rasch von Süddeutschland über Tschechien bis nach Polen aus und erfassten gleichzeitig nahezu die gesamte Nordhälfte Deutschlands sowie die Benelux-Länder. Meist fielen zwölfstündlich mehrere Liter pro Quadratmeter, z.B. am Flughafen Hannover 5 l/m², in Prag ebenfalls 5 l/m² und in München-Stadt 9 l/m². Trocken blieb es über Mittel- und Westeuropa quasi nur über dem Nordosten Deutschlands und Nordwesten Polens, sowie über der Bretagne. Dagegen befand sich der Niederschlagsschwerpunkt weiter über dem Schwarzwald, der Schwäbischen Alb (z.B. Todtmoos 39 l/m²) sowie den Walliser und Savoyer Alpen (z.B. Martigny 26 l/m², Chambéry 22 l/m²). Betrachtet man nicht die zurückliegenden 12 sondern 24 Stunden summierten sich die Regenmengen, die durch Tief GREGOR verursacht wurden auf mitunter über 70 l/m² im Südschwarzwald auf (z.B. St. Blasien-Menzenschwand 77 l/m²), über den Westalpen waren es sogar nahe 100 l/m² (z.B. Clusanfe 98 l/m²). Da mit dem Tief kühlere Luft subpolaren Ursprungs herantransportiert wurde, begann es in den Alpen zu schneien, allerdings nur in Höhenlagen ab 1000 m, meist sogar erst bei über 1500 m. Über den Süddeutschen Mittelgebirgen dagegen rutschte die Schneefallgrenze zeitweilig auf um 800 m ab, wie etwa in Freudenstadt, wo um 05 UTC mäßiger Schneefall registriert wurde. Die Messstation auf dem Grand St. Bernard detektierte bis zum darauffolgenden Morgen 42 cm Neuschnee, auf dem Schwarzwälder Feldberg erhöhte sich zeitgleich die Schneedecke um 16 cm auf 32 cm.

 

Unterdessen befand sich Tief GREGOR in den Frühstunden des 07. Mai mit Zentrum bereits im Gebiet Böhmer Wald-Fichtelgebirge-Oberpfälzer Wald, mit einem Luftdruck von knapp unter 1005 hPa. Unverändert waren mit dem Wellentief eine Warmfront, eine Kaltfront, sowie eine Okklusion verbunden, die sich bis nach Ungarn und Rumänien, entlang der Südalpen bis zur französischen Mittelmeerküste, sowie über Süddeutschland und Frankreich bis zur Biskaya erstreckten. In den folgenden Stunden zog das Tief rasch ostwärts über Polen bis zum Abend zur Ukraine ab. Auf der Rückseite hielt der Zustrom sehr kalter Meeresluft arktischen Ursprungs über Mitteleuropa an. In höheren Luftschichten wurden morgens um 06 UTC über Benelux, Norddeutschland und Dänemark Temperaturen von unter -5°C in 1,5 km Höhe, in 5,5 km Höhe sogar Temperaturen von unter -35°C gemessen. Zuerst erreichte die höhenkälteste Luft die Niederlande, wo es an der Holländischen Küste in den Frühstunden zu Schauer, örtlich auch Gewitter kam, vorübergehend fiel bis ins Flachland Schnee (z.B. in Eindhoven um 08 UTC Schneeregen). Auch über Deutschland stellte sich an jenem Tag wechselhaftes Schauerwetter mit einzelnen Gewittern ein, wobei auch hier in den Morgen- und Vormittagsstunden örtlich bis ins Flachland überraschend Schnee fiel. Nach Magdeburg (06 UTC mäßiger bis starker Schneefall) meldete Potsdam etwa um 08 UTC vorübergehend mäßigen Schneefall, kurzzeitig wurde es auf Wiesen oder freien Flächen sogar weiß, wie so manche Schnappschüsse in den sozialen Netzwerken belegen. Hier und da sackten die Temperaturen auf gut +1°C ab, später lagen die Höchstwerte bei meist 10-15°C, wobei grob 3-6 Sonnenstunden beobachtet wurden. Mengenmäßig brachten die Regenschauer, die später auch Westpolen erreichten, mehrere Zehntel bis einige Liter pro Quadratmeter in 12 Stunden. Ein Schwerpunkt war über Berlin/Brandenburg zu finden, mit über 5 l/m², teils über 10 l/m² (z.B. Berlin-Dahlem 13 l/m², Gorzów-Wielkopolski 10 l/m²). Getriggert wurden die Regenschauer durch die Kaltfront, die im Tagesverlauf langsam bis zu den Alpen vordrang. So kam es über dem Alpenvorland wie auch in der Schweiz und in Teilen Österreichs zu neuerlichen Niederschlägen, in München-Stadt etwa fielen 6 l/m², in Sonthofen im Allgäu und Luzern 8 l/m² und in Klagenfurt 11 l/m². Aber nicht nur auf der Rückseite des Tiefs, sondern auch im Umfeld der Zyklone und der nach Osteuropa vorankommenden Ausläufer setzten sich Niederschläge fort, bzw. griffen über. Typische Mengen lagen im Bereich von um, oder knapp über 5 l/m², so wie sie auf einer Linie zwischen Bratislava, Białystok, Kiew und Vilnius beobachtet wurden. Der Tiefdruckeinfluss zeigte sich nun immer deutlicher auch im Temperaturfeld. Während auf der Vorderseite des Tiefs etwa über der Ukraine oder dem Westen Russlands verbreitet Temperaturen von 15-20°C, an der Schwarzmeerküste auch bis 25°C gemessen wurden, blieb es im frontalen Bereich und dahinter mit Höchstwerten von unter oder knapp über 10°C deutlich kühler. Der Wind spielte meist nur noch eine Nebenrolle (Windspitzen 35-50 km/h), lediglich im frontalen Bereich kam es vereinzelt zu starken bis stürmischen Böen (50-75 km/h), so in Minsk mit bis zu 50 km/h oder Krakau mit 76 km/h. Gleiches galt auch für die Winde in Nähe zu den Kaltluftschauern hinter der Front, wo etwa am Dresdener Flughafen Böen mit bis zu 57 km/h gemessen wurden. Nachts sorgte Tief GREGOR für weitere Niederschläge, vor allem über der Ukraine und Westrussland, aber auch über Moldawien, Rumänien bis nach Serbien und Kroatien. Die dabei festgestellte Regenintensität blieb in ähnlicher Größenordnung (meist mehrere Liter), wie schon am Tage (z.B. Minsk 1 l/m², Warschau 4 l/m², Moskau 7 l/m²), teils kamen pro Quadratmeter auch die Menge einer Gießkanne zustande (z.B. Kiew 10 l/m², Chișinău 10 l/m²). Dagegen ließen die Niederschläge über den Alpen, aber auch in Mitteleuropa rasch nach. Hier setzte Luftdruckanstieg verbunden mit der Bildung einer Antizyklone ein, wobei das neue Hoch UTINE zum Tagesende mit Zentrum über den zentralen Alpen verortet wurde (Luftdruck knapp über 1025 hPa). In einer teils wolkenarmen Nacht sanken die Temperaturen in der postfrontal einfließenden Meeresluft über Mitteleuropa auf unter 5°C bis nahe 0°C (z.B. Warschau +0°C, Prag +1°C). Über den Mittelgebirgen und Süddeutschland gingen sie sogar bis in den leichten Frostbereich zurück (z.B. Erfurt -0°C, Nürnberg -2°C).

 

Mit fortschreitender Dauer konnte sich Tief GREGOR jedoch nicht mehr zu einer klassischen Zyklone weiterentwickeln, sondern verblieb auf dem Status einer indifferenten Tiefdruckanomalie im Bodendruckfeld. Am Morgen des 08. Mai fehlte der Depression weiter ein klares Zentrum, wie auch ein klar abzugrenzendes Frontensystem, bestehend aus Warm- und Kaltfront. Stattdessen erstreckte sich eine schmale Tiefdruckzone zwischen Finnland, Baltikum und Ukraine bis nach Rumänien und Bulgarien. Hier lag der Luftdruck bei etwas unter 1010 hPa. Darin eingebettet waren gleich mehrere Kerne zu finden, nämlich a) südlich von St. Petersburg, b) im Raum Kiew und c) über der Region Bukarest, die ähnlich einer Perlenschnur durch eine Okklusion (Faden) miteinander verbunden waren. "Die Zone tiefen Drucks" verlagerte sich dann auch mit weiterem Regen langsam ostwärts über Weißrussland und die Ukraine hinweg Richtung Westrussland, Kiew meldete zwischen 06 und 18 UTC 10 l/m², Warschau 4 l/m², und Welikije Luki in Westrussland ebenfalls 4 l/m². Im Bereich der Kerne etablierte sich ein Luftdruck von wenig unter 1005 hPa. Hier kam es auch zu gebietsweise noch stärkeren Niederschlägen, im Moskauer Raum wurden 32 l/m² gemessen, in Karelien etwa in Sortawala am Ladogasee 20 l/m². Unterdessen flutete die Kaltluft von Skandinavien aus neben dem Baltikum nun auch mehr und mehr Osteuropa. In Moskau dürfte der Temperatursturz auf +9°C, nachdem es am Vortag noch bis zu +16°C warm war, niemanden entgangen sein. Ähnlich sah es in Kiew aus, wo nach 20°C plötzlich kaum mehr 11°C ermittelt wurden. Kalt blieb es übrigens auch über Polen mit nur 10-13°C und dem Baltikum mit 8-10°C. Dafür zeigte sich, sicher auch bedingt durch den zunehmenden Hochdruckeinfluss, auf der Rückseite des Tiefs ein insgesamt freundlich, trockener Wettercharakter, der Marke heiter bis wolkig. Die Messstation am Flughafen Warschau-Okęcie beispielsweise meldete um 12 UTC bei 9,9°C lockere Cumuluswolken des Typs mediocris/ congestus, mit einer Wolkenbasis von 1200 m und einer Gesamtbewölkung von 6 Achteln. Dazu wurde ein frischer Westwind der Stärke 5 (31 km/h) mit Windspitzen bis 43 km/h (Bft 6) festgestellt. Windig blieb es sonst noch im frontalen Bereich mit einzelnen Windböen bis 50 km/h (Stärke 5-6), in Nähe zu den Tiefdruckkernen konnten sogar einzelne starke Windböen (bis 60 km/h) gemessen werden, so wie etwa im moldawischen Chișinău mit 54 km/h oder in Rjasan bei Moskau mit 54 km/h. In der sich anschließenden Nacht drangen die Ausläufer von Tief GREGOR mit weiterem Regen nur noch wenig ostwärts voran, dafür dehnten sie sich nordwärts bis zur Kola-Halbinsel und südwärts bis zum Schwarzen Meer und der Türkei aus. Die beiden Kerne konnten jedenfalls um 24 UTC bereits über dem Weißen Meer (Luftdruck < 1005 hPa), bzw. im Gebiet zwischen Moskau und Jaroslawl (Luftdruck < 1010 hPa) analysiert werden. Die Niederschläge waren insgesamt nicht mehr ganz so stark, brachten hier und da meist einige Liter pro Quadratmeter in 12 Stunden (bis 5 l/m²), vereinzelt bis zu 10 l/m². Einen neuen Niederschlagsschwerpunkt bildete dabei die Schwarzmeerregion, wo es an der Kaltfront in der Nacht zu Schauern und einzelnen Gewittern kam (z.B. im türkischen Erzincan gegen 21 UTC). Der höchste 12-stündige Regenwert wurde aus Zonguldak mit 23 l/m² ermittelt. Auf der Rückseite des Wirbels drang die Kaltluft weiter über Osteuropa bis zur Balkan-Halbinsel voran. In einer wolkenarmen, recht kühlen Nacht sackte das Thermometer etwa in Sofia bis auf +1°C, in Sarajevo auf +3°C, leichter Frost wurde aus Lemberg und Vilnius mit jeweils -1°C berichtet.

 

Am folgenden 9. Mai wurde Tief GREGOR dann sprichwörtlich in die Zange genommen und das von gleich zwei Seiten: Während sich Hoch UTINE von Mitteleuropa aus rasch bis zum Baltikum und nach Osteuropa, später sogar bis nach Westrussland ausdehnte, hielt sich östlich des Urals ein stabiles Hoch über Westsibirien. Die Folge war, dass die Tiefdruckzone, die in den Frühstunden einmal quer über Russland von der Halbinsel Kola bis zum Kaukasusgebirge verlief, nicht nur in den folgenden Stunden kaum mehr ostwärts vorankam, sondern gleichzeitig zusammengedrückt wurde. Dies führte jedoch nicht zum Abklingen der Niederschläge, sondern zu einer Fortsetzung ebenjener, wenngleich auf ein wenige 100 km breites Regenband begrenzt. In einem Messzeitraum zwischen 03 und 15 UTC fielen etwa in Wyksa (südwestlich von Nischni Nowgorod) 18 l/m², in Tambow (etwa 400 km südöstlich von Moskau) 14 l/m², in Serafimowitsch (Oblast Wolgograd) 10 l/m² und in Swetlanograd (Kaukasusvorland) 5 l/m². Hier im frontalen Bereich war weiter ein spürbar mäßiger bis frischer Wind mit einzelnen starken Windböen von 50-60 km/h in Gange, in Wolgograd etwa wurden Windspitzen bis 57 km/h registriert. Den Hotspot hinsichtlich der Wetteraktivitäten bildete jedoch die russische, georgische oder auch türkische Schwarzmeerküste, wo weitere kräftige Schauer und Gewitter auftraten, die lokal begrenzt teils an die 50 l/m² innerhalb kürzester Zeit brachten. Beispielsweise meldete die georgische Wetterstation in Sugdidi 39 l/m² und im südrussischen Krasnaja Poljana fielen 47 l/m². Hier kam es gleichzeitig zu einzelnen Gewitterböen bis Sturmstärke, wie Messungen aus Machatschkala in der Autonomen Republik Dagestan belegen (83 km/h). Dagegen fielen die Wetterereignisse im Kernbereich über Nordwestrussland und Nordskandinavien fast schon bescheiden ruhig aus. Kaum Niederschläge, ein nur schwacher bis mäßiger Wind, dazu vielfach nur wenige lockere und flache Quellwolken oder dünne Schleierwolken, bei Höchstwerten zwischen meist 6-10°C. Ohnehin hatte Tief GREGOR kaum noch Einfluss auf die Temperaturen. Über dem östlichen Mitteleuropa und Osteuropa kam es unter Hochdruckeinfluss zu einem wahren Temperatursprung, in Polen wurden verbreitet 20°C gemessen, im Baltikum und über Westrussland 10-15°C. Auch im Kernbereich war es etwas milder als tags zuvor, in Murmansk wurden etwa 9°C gemessen und damit 4 Kelvin mehr als am Vortag. Bis zum Tagesende zog Tief GREGOR zur Barentssee, wo es sich mit Tief FÜRCHTEGOTT vereinigte.

 

Das neu entstandene Tief, was weiterhin mit GREGOR bezeichnet wurde, konnte am Morgen des 10. Mai mit Zentrum etwa zwischen Spitzbergen und dem Nordkap analysiert werden, dort lag der Luftdruck bei knapp unter 1000 hPa. Vom Kern aus spannte sich zunächst eine Okklusion über die Barentssee bis zur Petschoramündung, wo sich die Ausläufer in eine kurze Warmfront, die ostwärts bis zum Nordural reichte, und eine lang gezogene Kaltfront, die über Nordwestrussland südwärts bis zur mittleren Wolga reichte, aufspalteten. In den folgenden Stunden zog der Wirbel rasch nordwärts etwa in Richtung der russischen Inselgruppe "Franz-Josef Land", wodurch er dem Ausschnitt der Berliner Wetterkarte entschwand, während sich das Frontensystem über Russland alsbald auflöste.