Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet GRETA
(getauft
am 15.08.2016)
Am 15.08. entwickelte sich eine kleine
Wellenstörung über Russland zu einem ausgeprägten Tief, welches im Zuge der
täglichen Analyse der Berliner Wetterkarte als wetterwirksam für Europa
eingestuft und somit auf den Namen GRETA getauft wurde.
Tief GRETA lag um 00 Uhr UTC, d.h. um 02
Uhr MESZ, mit einem Kerndruck von 1005 hPa etwas südlich von Moskau. Vom
Tiefzentrum aus erstreckte sich eine kurze Okklusion Richtung Norden. Eine
Okklusion ist eine Mischfront, die entsteht, wenn die schnellere Kaltfront die
etwas langsamere Warmfront einholt und so die warme Luft aufsteigen lässt. Der
Ort, an dem sich die Okklusion in Kalt- und Warmfront aufteilt, nennt man
Okklusionspunkt. Dieser lag etwas östlich von Moskau. Die Kaltfront erstreckte
sich von dort aus nach Südwesten und verließ dort den Kartenausschnitt der
Berliner Wetterkarte. Die Warmfront reichte nach Nordosten über das Uralgebirge
und ging kurz hinter diesem in die Kaltfront eines weiteren Tiefs, außerhalb des
Ausschnitts der Berliner Wetterkarte, über. Durch die Nähe zum Tiefzentrum und
dem Okklusionspunkt wurden in Moskau 53,0 mm Regen in 12 Stunden bis 15 Uhr UTC
gemessen. Der Warmsektor, der Bereich nach der Warmfront und vor der Kaltfront,
erzeugte Temperaturwerte bis zu 35,1°C in Ischewsk in Russland. Dies entspricht
knapp einem Wüstentag, der mit einer maximalen Tagestemperatur von über 35°C
definiert ist. Weiter wurden viele Heiße Tage, das bedeutet ein
Temperaturmaximum von mindestens 30°C, verzeichnet, z.B. in Perm mit 34,3°C, in
Glasow mit 34,6°C oder in Samara mit 34,3°C. Die
Kaltfront des Tiefs GRETA erzeugte in der Nacht zum 15.08. in Wolgograd
Gewitter, da diese Messstation aber keinen Niederschlag misst, kann keine
Aussage über die Intensität des Gewitters gemacht werden. Der Wind erreichte
aber in Wolgograd in Böen bis zu 61,2 km/h, was auf der Beaufort-Skala der
Windstärke 7 entspricht.
Durch eine nordwärts gerichtete
Höhenströmung verlagerte sich Tief GRETA zum Folgetag weiter nach Nordwesten
bis über den Onegasee in Russland. Der Druck im Tiefzentrum verstärkte sich auf
1000 hPa. Die Okklusion war weiterhin recht kurz und verlief bogenförmig
westlich um das Tiefzentrum. Am Okklusionspunkt teilte sich das Frontensystem
von Tief GRETA in eine Warmfront, welche weiter nach Norden über Archangelsk
bis zum Uralgebirge verlief und eine nach Südosten verlaufende Kaltfront, die
südlich des Urals den Kartenausschnitt der Berliner Wetterkarte verließ, auf.
Das Zentrum von Tief GRETA erzeugte in Petrosawodsk
Niederschlagsmengen von bis zu 13,0 mm in 12 Stunden bis 15 Uhr UTC. Auf der
Ostseite des Onegasees in Pudosch
fielen im selben Zeitraum aber nur 6,0 mm Regen. In Archangelsk war es ein sehr
bewölkter Tag mit maximalen 23,4°C. In Kepino
gewitterte es ab 9 Uhr UTC, weshalb 9,0 mm Regen innerhalb von 12 Stunden bis
15 Uhr UTC verzeichnet wurden. In Mesen war das
Gewitter nicht ganz so stark und brachte nur 6,0 mm Regen für diese 12 Stunden.
Der Warmsektor ließ in Perm und Umgebung die Temperaturen wieder auf über 30°C
steigen. So wurden in Perm 33,3°C, in Nischni Tagil
33,5°C und in Turinsk 31,7°C gemessen. Die folgende
Kaltfront erzeugte keine signifikanten Niederschlagsereignisse.
Zum 17.08. verlagerte sich das Tief GRETA
weiter nach Südwesten über Riga. Dabei schwächte sich der Kerndruck wieder auf
1005 hPa ab, das Frontensystem jedoch verstärkte sich. Die Okklusion erstreckte
sich nun vom Tiefzentrum nach Norden über Helsinki, weiter nach Osten über
Archangelsk bis zur russischen Küste zur Barentssee. Dort erstreckte sich eine
kurze Warmfront nach Osten, welche gleich in eine Kaltfront einer Wellenstörung
über Workuta überging. Die Kaltfront erstreckte sich vom Okklusionspunkt nach
Südosten und verlief am Uralgebirge entlang, bis auch diese nördlich von Perm
in eine Warmfront einer anderen Wellenstörung überging. Das Zentrum von Tief
GRETA erzeugte in Litauen bis zu 11,0 mm Niederschlag in Klaipeda
innerhalb von 12 Stunden bis 18 Uhr UTC. Zur gleichen Zeit fielen in Utena 10,0 mm, in Birzai 8,0 mm
und in Kaunas 6,0 mm. Auch im Nachbarland Lettland wurden für diesen Zeitraum
Niederschlagswerte bis zu 14,0 mm in Liepaja und 13,0
mm in Marienburg gemessen. In Virtsu in Estland
fielen sogar 26,0 mm am gesamten Tag. In Pakri, Kunda und Vilsandi erreichten die
Windböen die Stärke 7 an diesem Tag. Die Okklusion brachte in Finnland nur
vereinzelt Regen, wie in Espoo mit 3,0 mm in 12 Stunden bis 18 Uhr UTC oder in Jokioinen mit 5,0 mm in dieser Zeit. Auch in Russland
erzeugte die Okklusion von Tief GRETA sehr wenig signifikantes Wetter.
Ein ausgeprägter Höhentrog auf 500 hPa,
also ein Kaltluftvorstoß nach Süden in einer Höhe von ca. 5,5 km, sorgte dafür,
dass sich das Tief GRETA retrograd verlagerte. Dies bedeutet, nicht von West
nach Ost, wie die Strömung die meiste Zeit verläuft, sondern von Osten nach
Westen. So lag das Zentrum von Tief GRETA am 18.08. über der litauischen
Ostseeküste mit einem minimalen Luftdruck von 1005 hPa. Das Frontensystem hatte
sich weiter ausgeprägt und bestand nur noch aus einer vollokkludierten
Front. Die Okklusion hatte ihren Ursprung über Kaunas, Litauen, verlief dann
über Kaliningrad, Kopenhagen, Oslo und Trondheim, bis sie sich kurz vor
Archangelsk auflöste. Dabei fielen im Tiefzentrum in Klaipeda
22,0 mm zwischen 6 und 18 Uhr UTC. In Kaliningrad fielen nur 5,0 mm Regen in
dieser Zeit. Doch in Koszalin in Polen erzeugte die
Okklusion Niederschlagswerte von 33,5 mm für den gesamten Tag und der Wind
erreichte in Böen bis zu 39,6 km/h, was Beaufort 6 entspricht. Auf Bornholm,
Dänemark, in Hammer Odde, wurden sogar Böen der
Stärke 7 mit 51,9 km/h gemessen. In Dänemark wurden aufgrund der Okklusion als
Niederschlagsmenge nur Tropfen registriert, was bedeutet, dass der Niederschlag
so gering war, dass keine genaue Menge gemessen werden konnte, so z.B. in Herfølge Sogn, Brandelev oder Holbæk. Auch in Norwegen
und Russland war die Okklusion so abgeschwächt, dass diese keine signifikanten
Niederschlagsereignisse verzeichnen ließ. Doch die Windgeschwindigkeiten
reichten auch in Norwegen bis 7 Beaufort, z.B. an der Station Buholmråsa Fyr mit 50,4 km/h.
Bis zum 19.08. verlagerte sich das Zentrum
von Tief GRETA nur wenig, schwächte sich aber auf einen Kerndruck von 1010 hPa
ab. Die Okklusion erstreckte sich von Kopenhagen bogenförmig um das Tiefzentrum
über Wilna und Warschau. Der Okklusionspunkt lag über der
tschechisch-slowakischen Grenze. Von dort aus verlief eine kurze Kaltfront,
welche über München zu einer Warmfront einer Wellenstörung über den Alpen
wurde. Die Warmfront des Tiefs GRETA erstreckte sich nach Süden über Budapest
und ging über Belgrad in eine andere Kaltfront über. Aufgrund des Tiefzentrums
fielen in Kosta in Schweden an diesem Tag 2,3 mm
Regen und Vaxjo verzeichnete 1,1 mm Regen. In Tallin
fielen durch ein Gewitter noch 6,0 mm Regen in 24 Stunden. Der Rest des
Frontensystems hatte sich so weit abgeschwächt, dass es keine weitere
Wetterwirksamkeit besaß. So konnten in Litauen, Polen und Tschechien keine
messbaren Niederschläge durch die Okklusion verzeichnet werden.
Zum Folgetag hatte sich Tief GRETA schon
soweit abgeschwächt, dass es nur noch einen Luftdruck von 1015 hPa im Zentrum
besaß. Das Tiefzentrum lag zwischen Stockholm und Oslo. Die Okklusion hatte
ihren Ursprung erst nördlich von Trondheim über Bodo, Norwegen, und erstreckte
sich dann weiter nach Norden über Tromsö bis
Murmansk. Dort verlief eine Warmfront nach Südosten und endete über
Archangelsk. Die Kaltfront wurde kurz nach dem Okklusionspunkt wieder zu einer
Warmfront einer Wellenstörung über Minsk. Der Ursprung der Okklusion erzeugte
in Hjartåsen noch in 12 Stunden
einen Niederschlagswert von 4,0 mm bis 18 Uhr UTC und in Bodo 7,0 mm für diese
Zeit. Doch weiter nördlich, in Tromsö, konnte
tagsüber kein markanter Niederschlag mehr gemessen werden. Erst in der Nacht
zum 21.08. fielen zwischen 22 und 00 Uhr UTC 6,0 mm Regen. In Murmansk wurden
4,0 mm für 12 Stunden bis 15 Uhr UTC registriert. Die kurze Kaltfront erzeugte
in Archangelsk Gewitter von 15 bis 18 Uhr UTC, welche aber nur 2,0 mm Regen in
12 Stunden bis zum 21.08. um 03 Uhr UTC brachten.
Am 21.08. hatte sich das Tief GRETA weiter
abgeschwächt und aufgelöst, sodass es auf der Berliner Wetterkarte nicht mehr
verzeichnet werden konnte.
Geschrieben am 11.09.2016 von Lisa
Degenhardt
Berliner Wetterkarte: 19.08.2016
Pate: Greta Göttel