Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet GRETA
(getauft am 20.12.2020)
Am
17. Dezember 2020 um 00 UTC (also 01 Uhr MEZ) wurde ein unbenanntes
Tiefdruckgebiet vor Washington verortet. Das Tief bestand aus einer Kaltfront
sowie aus einer Warmfront. Die Kaltfront wirkte abkühlend in allen Schichten
und die Warmfront bewirkte eine Erwärmung in allen Schichten. Von der Kaltfront
ist nur ein kleiner Ausschnitt der Front auf der Bodenwetterkarte erkennbar.
Die Warmfront hingegen reicht bis zu den Bermudainseln, bis es zum Übergang in
die Kaltfront des Tiefs EVA überging. Zum 18.12. um 00 UTC begann der Prozess
des Okkludierens. Dieser Prozess beschreibt das Zusammenkommen von Warm- und
Kaltfront. Dies geschieht, da die kalte und schnellere Luft die wärmere einholt
und diese dann in die Höhe anhebt. Der Punkt an dem dieser Prozess beginnt,
wird Okklusionspunkt genannt. Der Okklusionspunkt befand sich zu diesem
Zeitpunkt 1500 km südlich von Nova Scotia. An diesem Tag kam es zu einer
Verlagerung mit dem Jetstream nach Osten. Die Warmfront reichte in einem nach
Süden geneigten Bogen über den Nordatlantik, mit der Verbindung zu einer Kaltfront
des Tiefs mit dem Namen FERNANDA. Die Kaltfront verlief vom Okklusionspunkt bis
zu den Bermudas. Der Kern des Tiefs besaß einen Luftdruck von rund 1005 hPa. Am
19.12. kam es zu einer leichten Verlagerung nach Osten bei einer Intensivierung
des Drucks auf 1000 hPa. Der Okklusionspunkt konnte nun 1200 km südlich von
Neufundland verortet wurden. Ausgehend davon reichte die Okklusionsfront bis zu
den Bermudainseln. Am 20.12. um 00 UTC wurde das bis dahin unbenannte Tief mit
einem Kerndruck von 985 hPa von den Meteorologen der Berliner Wetterkarte auf
den Namen GRETA gekauft. In den vorherigen Tagen war das Tief auch auf den 500
hPa- Karten zu sehen, an diesem Tag war es ausgeprägt und im Jetstream
integriert. Auch dies ist ein Grund, warum die Berliner Wetterkarte dieses Tief
getauft hat. Aufgrund der Einbettung in den Jetstream und dessen
Strömungsrichtung war abzusehen, dass dieses Tiefdruckgebiet einen prägnanten
Einfluss auf das Wettergeschehen in Europa haben wird. Der Ort der Taufe befand sich zentral über
dem Nordatlantischen Ozean bestehend aus einer Okklusionsfront im Stadium der
Entwicklung sowie aus Kalt- und Warmfront. Das Einflussgebiet des Tiefs GRETA
bezog sich aber noch auf den westlichen Teil des Nordatlantiks. Die Warmfront
reichte vom Zentrum des Tiefs, gleichzeitig dem Okklusionspunkt, bis zu den
Azoren.
Zum
nächsten Tag kam es zur raschen Entwicklung, sodass zu Beginn des Tages Tief
GRETA zwei Kerne hatte. Diese werden mit römischen Ziffern hinter dem
jeweiligen Namen gekennzeichnet. GRETA I hatte das Zentrum am Ort des
Okklusionspunktes des vorherigen Tages mit einem Kerndruck von 990 hPa. Der
zweite Kern, GRETA II, stand in Verbindung mit dem ersten durch eine
Okklusionsfront mit einer Länge von ungefähr 1400 km. Der Kern mit ca. 1000 hPa
befand sich 1000 km nordwestlich vor der Bretagne. Die Warmfront zog sich in
einem Bogen vor der südwestlichen Küste der Britischen Inseln bis zur Biskaya
und final vor der spanischen Region Galicien. Die Kaltfront, ausgehend vom Tief
GRETA II, zog südwestlich über die Azoren mit der weiteren Orientierung in
Richtung des amerikanischen Festlands. Das Einflussgebiet begrenzte sich auf
die südwestlich gelegenen Regionen der Britischen Inseln und der französischen
Biskaya-Küste. Da sich das Tief schnell entwickelte wird im Folgenden noch
einmal der Tagesverlauf des Tiefs aufgeschlüsselt bzw. näher betrachtet. Um 06
UTC traf die Warmfront auf das Festland. Es wirkte somit zuerst in der irischen
Region Munster-Cork, in der britischen Region South West England sowie in den
französischen Regionen Bretagne, Normandie und Pays de la Loire. In den
folgenden sechs Stunden kam es zu einer weiteren Verlagerung nach Osten was zur
Folge hatte, dass sich auch die Fronten nach Osten orientierten. Für das
irische Festland bedeutete dies ein weiteres Vorstoßen in das Landesinnere
sowie nach Wales, weiter über London bis zum Südosten Englands. Die Warmfront überquerte
Westfrankreich von der Normandie in einem nach Osten orientierten Bogen nach
Nouvelle-Aquitaine zur Mittagszeit. Zum 18 UTC Haupttermin verlagerte sich Tief
GRETA I weiter in Richtung Europa mit einer leichten Tendenz zu den Azoren. Die
Warmfront, ausgehend vom östlichen England, zog nun über der Nordsee, Den Haag
nach Gent und Paris bis nach Tours. Die Kaltfront, ausgehend vom gleichen
Punkt, verlief über die Orte London, Bristol, Swansea bis nach Cork. Schlussendlich
kann zu diesem Tag, dem 21.12., gesagt werden, dass sich nicht nur die Fronten
schnell verlagerten, sondern sich auch das Einflussgebiet im Zuge der
Verlagerung vergrößerte. Für die Messwerte hatte das Tief Auswirkungen in den
verschiedensten Bereichen, wie z.B. bei den Temperaturen und den
Niederschlagsmengen. Pro Region unterschieden sich die Höchsttemperaturen des
Tages, was auch mit der jeweiligen Geographie der Wetterstationen zu tun hat,
so wurden im spanischen Norden Temperaturen zwischen 19,1°C in Bilbao, 20,4°C
in Oviedo und 20,9°C in Santander gemessen. Die Tiefsttemperaturen Nordspaniens
lagen zwischen 12,9°C in Altamira sowie 13,2°C in Oviedo bis 13,5°C am
Flughafen von Bilbao. Die schnelle Verlagerung impliziert die hohen
Windgeschwindigkeiten, so wurden beispielsweise am Vormittag des 21.12. innerhalb
von sechs Stunden Böen von über 67 km/h in Estaca De
Bares ermittelt. Mit der Warmfront und den maritimen tropischen bis
subtropischen Luftmassen, die Europa erreichten, wurden Niederschlagsmengen
unterschiedlicher Intensität registriert. Innerhalb von 24 Stunden summierten
sich in Spanien bis 19 Uhr MEZ Regenmengen von beispielsweise 7,2 mm in Oneta, 38,2 mm in Noia und
weitaus höhere 93,4 mm in Boiro. Noch mehr kam in
Casas Do Porto mit 108 mm zusammen. Die Niederschlagsart begrenzte sich hier
auf Sprühregen bzw. Nieselregen und Regen, welche in unterschiedlichen
Intensitäten gefallen sind, leicht bis mäßig stark. In Frankreich sahen die
Messwerte an diesem Tag ähnlich aus wie in Spanien, aber die Tageshöchst- und
Tagestiefsttemperaturen waren etwas geringer. Die Tageshöchsttemperatur, welche
meistens am späten Nachmittag erreicht wird, betrug beispielsweise in Brest,
einem der nordwestlichsten Orte Frankreichs 13,4°C, in La Rochelle am Atlantik
14,1°C, in Bordeaux 14,9°C und in Dinard 15,3°C. Die
Tiefstwerte schwankten zwischen 13,0°C in Quimper, 12,5°C in St. Brieuc und
9,9°C in Bordeaux. Am Beispiel von Bordeaux ist zu erkennen, dass sich ein
Temperaturunterschied von rund 5 Kelvin an diesem Tag ereignete. Die Windrichtung
sowie die Windstärke glichen derer in Spanien, aber die Niederschlagsmengen
nicht – diese waren im Gegensatz zu denen in Spanien eher gering mit
beispielhaften 9,8 mm in Caen, 12,7 mm in Nantes sowie 19,8 mm in Trappes und
17,5 mm in Rouen. Aufgrund der starken Bewölkung und dem Niederschlag in
flüssiger Form wurde in den meisten Regionen am Tag kein Sonnenschein
registriert.
Der
Tiefdruckkomplex GRETA bestand am kommenden Tag weiterhin aus zwei Zentren, die
ca. 2300 km räumlich voneinander getrennt waren. GRETA I konnte 1100 km
westlich vor der französischen Biskayaküste
analysiert werden mit einem Kerndruck von 1000 hPa und geringer Ausbildung
einer Okklusionsfront. Der Verbund zu GRETA II war gestellt mittels der
Kaltfront bis zum Okklusionspunkt, welcher sich zentral über der Nordsee
befand. Ausgehend vom Okklusionspunkt reichte die Okklusionsfront Richtung
Norden bis zum Tiefdruckzentrum von GRETA II. Dieses Zentrum war zu verorten
über den Färöer-Inseln mit einem Kerndruck von 990 hPa, somit 5 hPa geringer
und intensiver als der von GRETA I. Eine Warmfront verlief ausgehend vom
Okklusionspunkt über Esberg, Hamburg, Magdeburg,
München bis nach Turin. Zwischen der Warm- und der Kaltfront am 22.12. um 00 UTC
zog eine weitere Front mit primärem Kaltfrontcharakter zwischen der
französischen Küste bis zu den Azoren auf. Das Einflussgebiet weitete sich aus
und Tief GRETA beeinflusste nun die Britischen Inseln, Mitteleuropa, das
südliche Baltikum sowie das südliche Skandinavien. Signifikante
Wettererscheinungen wurden um 02 Uhr MEZ beobachtet wie beispielsweise der
leicht gefrierende Sprühregen in Weihenstephan-Dürnast
oder der leichte Sprühregen in Regensburg oder in Berlin-Dahlem, dem Sitz der
Aktion „Wetterpate“. Die Tageshöchsttemperaturen lagen in einem Bereich zwischen
6,7°C in Berlin-Dahlem, 7,1°C in Flensburg-Mürwick
und 10,1°C in Andernach. Von der exponiert gelegenen und denkmalgeschützten
Wetterstation auf dem Brocken im Harz in Sachsen-Anhalt wurde eine Tageshöchsttemperatur
von 0,2°C registriert. Die Tageshöchsttemperatur auf dem Brocken entsprach in
etwa dem Bereich der Tiefsttemperaturen in Berlin-Dahlem mit 2,6°C. In weiteren
Teilen des Flachlands Deutschlands, wie in Hamburg-Neuwiedenthal
wurden 6,2°C und im Westen Deutschlands, wie in Wuppertal 4,9°C, gemessen. Der Wind wehte mit Böen der Stärke 6 bis 8 aus
südwestlicher bis südöstlicher Richtung. Diese Windstärken entsprechen der
Bezeichnung „starker bis stürmischer Wind“ und weisen Geschwindigkeiten von ca.
40 km/h bis in etwa 75 km/h auf. Die schnell ziehende Warmfront vom Teiltief GRETA I brachte Niederschlagsmengen von 4,7 mm in
Berlin-Marzahn und 7,4 mm in Stade. In Hasenburg-Hardebek
wurden 8,5 mm von den Niederschlagsmessern registriert. Die weiter im Süden
gelegene Front brachte im Gegensatz zu der nördlicheren Front deutlich größere
Mengen an flüssigem Niederschlag mit sich. In einer Nord-Süd-Ausdehnung
umfasste die Front ein Gebiet von rund 70 km, von Limburg an der Lahn im Norden
bis in den Süden von Frankfurt am Main. In der Breite erstreckte sich die Front
in einem Streifen von Trier bis nach Bayreuth. Die höchsten Niederschlagsmengen
lagen in Boerfink-Thranenwier sowie in
Tettau-Sattelgrund bei 32,5 mm und in Braunfels bei 36,0 mm.
Am
Tag vor dem 24.12. um 00 UTC wurde das Tiefdruckzentrum von GRETA I mit 1000
hPa über der Keltischen See analysiert mit einer Kaltfront, die vom Zentrum bis
vor die Bretagne führte. Die Warmfront von GRETA I reichte ausgehend vom Zentrum
über den Bristolkanal hinweg weiter nach Birmingham, Colchester, Amsterdam bis
nach Hannover. Die Front änderte ihre Warmlufteigenschaften auf dem Weg
zwischen Hannover und Dresden in die Eigenschaften einer Kaltfront, die in allen
Schichten die Luft abkühlte. Die Kaltfront reichte von Dresden über Prag bis
östlich hinter Warschau. Hinter Warschau traf sie in einem Okklusionspunkt mit
einer weiteren Warm- sowie Okklusionsfront zusammen. Die dortige Warmfront
erstreckte sich bis zu den äußeren Ostkarpaten. Die Okklusionsfront, mit der
Eigenschaft einer Erwärmung am Boden, reichte von dem Okklusionspunkt über
Stockholm bis vor die Küste Trondheims. Die Front mündete in das zweite Zentrum
des Tiefdruckkomplexes GRETA. Das Tief bzw. Teiltiefs GRETA II wies zu diesem
Zeitpunkt 995 hPa auf. Nach Norden, über das Nordmeer Richtung Spitzbergen, zog
eine Warmfront. Diese war aber nur relativ kurz, da sie dann schon in die
Kaltfront vom Tief FERNANDA überging. Vom Zentrum von GRETA II in Richtung
Südwesten ging eine Kaltfront aus. Diese zog sich von Trondheim über Mainland bis über den Norden Schottlands. Insgesamt kann zu
diesem Zeitpunkt gesagt werden, dass das Tiefdrucksystem GRETA weite Teile
Europas an diesem Tag wiederholt beeinflusste. So brachte beispielsweise die
Warmfront von Tief GRETA I Niederschlag in den Norden Deutschlands. Es wurden
an vielen Wetterstationen Mengen zwischen rund 14 mm bis über 30 mm registriert,
beispielsweise in Kiel an der Ostsee mit 13,9 mm, in Neubrandenburg-Trollenhagen mit 16,4 mm, in Swinemünde mit 16,7 mm, in Webstorf in der Nähe der Hauptstadt von Mecklenburg-Vorpommern
wurden 21,7 mm verzeichnet und in Stade 30,1 mm sowie 32,0 mm in Braunsbüttel. Diese Niederschlagsmengen wurden verursacht
durch anhaltenden Regen und Sprühregen, welche in der Intensität oft gewechselt
haben zwischen leicht bis mäßig, vereinzelt auch stark. Die
Tageshöchsttemperaturen veränderten sich nur leicht, da die Wolkendecke
weiterhin nahezu dicht blieb. In Kiel-Holtenau wurden über den Tag
Maximaltemperaturen von 5,3°C erreicht, ähnlich wie in Bremervörde mit 5,8°C
und Schwerin mit 5,5°C, aber auch in Sank Peter-Ording blieb die registrierte
Tageshöchsttemperatur in einer Höhe von zwei Metern im gleichen Temperaturbereich
mit 6,0°C. Die Minimaltemperaturen waren im Schnitt um 3 Kelvin geringer, mit
beispielsweise 3,5°C in Hattstedt, 3,4°C auf Fehmarn
und 2,0°C in Boltenhagen am Strand. Hinter dem Okklusionspunkt bei Warschau
konnten leicht höhere Temperaturen gemessen werden, sowohl Maxima wie auch
Minima. Bei durchgehend leichtem Regen sowie Sprühregen wurden 9,7°C in
Warschau-Okęcie
gemeldet und 10,5°C in Plock. Die Minimaltemperaturen
bewegten sich im Bereich um 2,7°C in Lublin, 4,1°C in Ostrołęka und 5,4°C in
Częstochowa. Die
Summe an Niederschlag blieb hier in einem kleinen Bereich zwischen 3,7 mm in
Torun und 4,9 mm in Kozienice. Im Norden Europas, in
der Nähe von GRETA II, wurden im Verlauf des 23.12. meist Regenschauer leichter
bis mäßiger Intensität beobachtet, so wurden in Fossmark
34,6 mm registriert, in Bergen 12,3 mm, in Sauda 17,8
mm und im Kern des Tiefs, in Trondheim, 1,5 mm. Die Temperaturen bewegten sich
an diesem Tag in dem Bereich, in dem sich auch die Temperaturen von
Norddeutschland bewegten. Zum Beispiel stieg das Thermometer in Stavanger-Vaaland bis auf 6,4°C, in Frosta auf 5,1°C und im Süden in
Kristiansand auf 6,3°C. Die Tiefsttemperaturen waren von Region zu Region
unterschiedlich: wurden in Haugesund 6,2°C gemessen, waren es in Namsos gerade einmal 0,3°C.
Zum
24.12. um 00 UTC verlagerte sich das ganze System in Richtung Osten. Zudem wurden
nun drei Tiefdruckkerne analysiert und benannt. Das erste Tief, GRETA I, wurde
über dem 50. französischen Département „Manche“
analysiert mit einem Kerndruck von 1005 hPa. Ausgehend von GRETA I reichte eine
Okklusionsfront, auch Mischfront genannt, bis zum Tief GRETA III. Dieses wurde,
mit einem Kerndruck von ebenfalls 1005 hPa, über dem Gebiet Niedersächsische
Elbtalaue analysiert. Ausgehend vom Tiefdruckgebiet GRETA III verlief zu diesem
Zeitpunkt eine Kaltfront in südliche Richtung, welche sich vorbei an Berlin
nach München über Marseille bis nach Madrid erstreckte. Zudem ging von GRETA
III in Richtung Ostsüdost eine Warmfront über Berlin, Leszno,
Krakau bis nach Debrecen. Über Debrecen befand sich um 00 UTC des Tages der
Okklusionspunkt, welcher am vorherigen Tag noch hinter Warschau lag. Von
Debrecen reichte eine Warmfront Richtung Griechenland und eine Okklusionsfront
in nördliche Richtung. Die Betrachtung dieser ist noch essenziell, da sie sich
mit dem Kern GRETA II verband. Das Zentrum des Tiefs GRETA II befand sich über
dem Bottnischen Meerbusen, in der Nähe der Stadt Vaasa. Es wurde ein Kerndruck
von den Wetterstationen in der näheren Umgebung von ca. 1000 hPa registriert. Das
Einflussgebiet weitete sich nun ein Stück aus, vor allem in die östlichen Teile
Europas, wieder einmal durch die Verlagerung. Im Westen Frankreichs, zum
Beispiel in der Bretagne, wurde an diesem Tag als signifikante
Wettererscheinung leichter anhaltender Regen beobachtet, was zu 12,3 mm in
Brest führte und zu 15,7 mm in Lorient. Bei Wind aus nördlicher Richtung wurden
am Tage 10,6°C an der Küste von Brest und 11,2°C in St. Nazaire vom Thermometer
angezeigt. In der Nacht sank es dann auf Werte um die 8°C, wie 7,9°C in Rennes.
In Deutschland waren die maximalen Werte, was die Thermometer angezeigt haben,
in etwa die gleichen, mit 8,3°C in Wolfsburg und 8,4°C in Magdeburg. Die Nacht
war aber deutlich kälter und es wurden 5,7°C auf Norderney, 3,2°C in Bremen und
1,7°C in Schwerin aufgezeichnet. Werte um den Gefrierpunkt wurden hingegen in
Finnland registriert. In Puolanka und in Turku-Artukainen wurden zwar noch milde 4,5°C und 3,6°C gemessen,
aber z.B. in Vaasa wurden nur noch 1,1°C vermeldet und in Vaala
Pelso herrschte mit -2,3°C leichter Luftfrost. Je
weiter man sich in Richtung Norden bewegte, desto kälter wurde es. Diese
Senkung der Temperaturen liegt an der Nähe zu der Polarregion. Mit der
Verlagerung nach Norden veränderte sich auch der Aggregatzustand des
Niederschlags, von flüssig zu fest. So umfasste der Ort Tampere Härmälä eine Neuschneehöhe von 3 cm an diesem Tag, 10 cm
waren es in Kuopio Savilahti und rund 40 cm in Puolonka. Der Wind in Finnland kam wie in Litauen aus
südöstlicher Richtung, mit dem Unterschied, dass in Litauen die Temperaturen
über dem Gefrierpunkt lagen. Die Tageshöchsttemperaturen bewegten sich im
offenen Intervall zwischen 3,7°C am Flughafen von Vilnius bis zu 6,5°C in Varena.
Zum
ersten Weihnachtsfeiertag um 00 UTC verlagerte sich der Tiefdruckkomplex GRETA bei
gleicher Wetterlage weiter nach Osten aus. Die Verlagerung wurde beispielsweise
intensiviert bzw. begünstigt durch das weiter nach Europa voranschreitende Hoch
ZVEN. Das System bestand zum genannten zeitlichen Punkt aus GRETA II und GRETA
II. Daraus folgt, dass sich die Zyklone GRETA I schon aufgelöst hatte.
Tiefdruckgebiet GRETA II verlagerte sich mit dem Zentrum über dem Finnischen
Meerbusen mit einem Kerndruck von rund 1005 hPa. Vom Zentrum aus verlief eine
Okklusionsfront über Süd- und Zentralfinnland bis über das Weiße Meer und final
nach Tscheljabinsk. GRETA III hatte an diesem Tag ihr Zentrum mit ca. 1000 hPa über
Vilnius. Die dazugehörige Okklusionsfront zog von der Region um den spanischen
Ort Saragossa, über das Balearen-Meer nach Marseille und über die Alpen sowie
den nördlichen Karpaten nach Vilnius zu dem Tiefdruckzentrum und anschließend
weiter Richtung Süden bis nach Kiew. Über Kiew lag der Okklusionspunkt von
GRETA III. Die Warmfront von GRETA III verlief von dort aus über Mykolajiw bis
über das Schwarze Meer, westlich von der Krim. Die ausgehende Kaltfront zog südwestlich,
bis sie in die Warmfront von Tief INGE überging.
Zum
27.12. um 00 UTC schwächte sich das Tief weiter ab und konnte nur noch einen
Kerndruck von 1010 hPa nachweisen. Dieser Wert liegt schon sehr nah am
Standardluftdruck der Atmosphäre, welcher 1013,25 hPa beträgt. Das Zentrum vom
Tiefdruckgebiet konnte über Nordwestrussland analysiert werden. In den
darauffolgenden zwei Tagen wanderte das sich weiter merklich abschwächende Tief
GRETA in die Nähe des nördlichen Teils des Uralgebirges, bis es sich
schließlich im Laufe des 29.12. durch das sich immer mehr ausweitende und bereits
schon sehr kräftig gewordene umliegende sibirische Hoch ZVEN auflöste. Eine für
ein Tiefdruckgebiet bemerkenswerte Lebensspanne von 13 Tagen konnte die Zyklone
GRETA vorweisen.