Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet HALKA

(getauft am 26.11.2018)

 

Am 25.11.2018 entwickelte sich über dem Atlantik vor der Küste Nordamerikas ein Tiefdruckgebiet, welches zügig und unter rascher Verstärkung ostwärts Richtung Europa zog. Am Morgen des 26.11. befand sich das Zentrum des Tiefs, in dem ein Luftdruck von etwa 995 hPa gemessen wurde, ca. 1000 km südlich von Neufundland. Seine Warmfront reichte ostwärts in Richtung Azoren, die Kaltfront nach Süden auf den offenen Atlantik. Da das Tiefdruckgebiet in den kommenden Tagen das Wettergeschehen in Europa mitbeeinflussen sollte, wurde es am Vormittag des 26.11. in der Prognose für den Folgetag auf den Namen HALKA getauft. In den darauffolgenden Stunden zog das Tiefdruckgebiet HALKA nach Osten weiter, wobei seine Ausläufer die westlichen Azoreninseln mit einsetzendem Regen und starken Böen erreichten. Zudem begann der Tiefdruckwirbel zu okkludieren, es bildete sich also im Bereich des Zentrums eine Okklusionsfront aus. In der Meteorologie bezeichnet eine Okklusion oder Okklusionsfront eine Mischfront aus Kalt- und Warmfront, die entsteht, wenn die nachfolgende und schneller ziehende Kaltfront die vorhergehende Warmfront einholt. Der Punkt, an dem die Kalt- und Warmfront zusammenlaufen, heißt Okklusionspunkt.

Um 01 Uhr MEZ des 27.11. lag der Kern der Zyklone HALKA nordwestlich der Azoren, der Luftdruck war dabei weiter auf unter 975 hPa gefallen. Die noch kurze Okklusion erstreckte sich nur wenige Kilometer ostwärts und spaltete sich dort in die weiter ostwärts verlaufende Warmfront und die sich weit nach Süden über den Atlantik erstreckende Kaltfront auf. Das Tief HALKA verstärkte sich in den folgenden Stunden immer mehr zu einem Sturmtief mit Starkwindfeld südlich des Tiefzentrums, welches durch den hohen Druckunterschied zu einem Hochdruckgebiet über dem westlichen Mittelmeerraum zustande kam. Zudem regnete es weiter kräftig über den westlichen Azoreninseln. Hier wurden bis 07 Uhr MEZ auf der Insel Flores binnen 24 Stunden 17,0 mm Niederschlag gemessen. Der Tiefdruckwirbel schlug jedoch eine zunehmend nördlichere Zugbahn ein, weshalb das Sturmfeld die westlichen Azoren nur streifte. Trotzdem wurden in den Mittagsstunden auf Flores Sturmböen bis 100,9 km/h gemessen. Zum Abend erreichten die Niederschläge entlang der Warmfront Irland, Großbritannien und das westliche Frankreich. Mit dem herannahenden Tiefdruckzentrum nahmen dort in der Folgezeit auch die Windgeschwindigkeiten zu.

Zu Tagesbeginn des 28.11. hatte sich das Zentrum von Tief HALKA bis südwestlich der irischen Küste verlagert. Dabei war es weiter okkludiert, die Okklusionsfront reichte nun um den Tiefdruckkern herum bis westlich von Irland und ab da weiter als Warmfront bis über das nördliche Frankreich. Die Kaltfront hatte sich vom restlichen Frontensystem gelöst, verlief nun eigenständig südlich des Zentrums und überquerte zu dieser Zeit die Azoren. In den Morgenstunden erreichten die ersten Sturmböen Irland und die walisische Küste. Hohe Niederschlagsintensitäten traten im Umfeld der Warmfront und Okklusion zwar nicht auf, jedoch regnete es über mehrere Stunden anhaltend. Bis 07 Uhr MEZ summierte sich beispielsweise die zwölfstündig gemessene Regenmenge auf 10,0 mm am irischen Wetterobservatorium Valentia. In den Vormittags- und Mittagsstunden des 28.11. erreichte der Hauptteil des Sturmfeldes Irland. In der südirischen Stadt Cork wurden Spitzenböen bis 100,9 km/h gemessen, auf Sherkin Island vor der Südwestküste sogar Orkanböen bis 122,5 km/h. Das irische Stromunternehmen Electricity Supply Board meldete infolge dessen mehr als 38000 sturmbedingte Stromausfälle, zudem erreichte eine Sturmflut die Innenstadt von Cork. Am Nachmittag zog das Sturmfeld nach Nordosten weiter, wobei in der walisischen Gemeinde Aberdaron Böen bis 124,2 km/h gemessen wurden, in Capel Curig auch schwere Orkanböen bis 144,5 km/h. Die stärksten Böen des Tages wurden jedoch im englischen und schottischen Hochland gemessen, richteten dort aber keine größeren Schäden an. Auf dem 848 m hohen Great Dun Fell wurden Böen bis 161,2 km/h registriert, auf den Cairngorms, einer Bergkette in Schottland, bis 179,8 km/h. Zusätzlich zu den Sturm- und Orkanböen entwickelten sich im Tagesverlauf auch vermehrt zahlreiche starke Regenschauer, welche besonders über dem Norden Englands und dem Süden Schottlands für hohe Niederschlagssummen sorgten. Im englischen Keswick kamen so bis 19 Uhr MEZ innerhalb eines Zeitraums von nur zwölf Stunden 43,0 mm Niederschlag zusammen, im schottischen Eskdalemuir waren es 26,0 mm. Das Zentrum des Tiefs HALKA zog unterdessen westlich an Irland vorbei Richtung Norden, die Fronten dehnten sich weiter nach Osten aus und erreichten am Abend und in der Nacht die Beneluxstaaten, Westdeutschland sowie den Südwesten Norwegens, wo es ebenfalls zu regnen begann.

Um 01 Uhr MEZ des 29.11. befand sich das Zentrum des Wirbels HALKA etwa 600 km südlich von Island, von wo aus die Okklusion bis zur norwegischen Küste reichte, die Warmfront von dort aus bis über die Mitte Deutschlands verlief und die Kaltfront über die Nordsee bis in den Norden Frankreichs. In der Nacht traten entlang der norwegischen Küste und im südlichen Bereich des Skandinavischen Gebirges Sturm- und Orkanböen auf. Am Leuchtturm der Insel Utsira wurden Böen bis 133,3 km/h gemessen, auf dem 1030 m hohen Kvitfjell sogar bis 176,5 km/h. In der zweiten Nachthälfte zogen die Niederschläge von West- über Norddeutschland weiter und auch über Island sorgte die Okklusion für stärkere Regen- und auch Schneefälle. Die intensivsten Niederschläge traten jedoch über dem südlichen Norwegen auf. Hier fielen an der Station Landvik 35,9 mm Regen in 24 Stunden bis 07 Uhr MEZ, in der Hafenstadt Mandal 34,0 mm. In Deutschland wurden besonders im Nordwesten größere Niederschlagsmengen gemessen: In Sankt Peter-Ording fielen im gleichen Zeitraum 6,5 mm, in Emden an der Station Königspolder sogar mehr als 10 mm, was in diesen Orten die ersten nennenswerten Niederschläge seit mehr als 14 Tagen waren. Am 29.11. verlagerte sich das Zentrum des Tiefs HALKA nicht mehr weiter nordwärts und gelangte verstärkt in den Einflussbereich des von Westen nachfolgenden Tiefs IRENE, woraufhin sich die Warm- und Kaltfront aufzulösen begannen und stärkere Niederschläge nur noch im Umfeld der Okklusion an der norwegischen Küste und über Island auftraten.

In den Frühstunden des 30.11. hatte sich der Kern des Tiefs HALKA bis westlich der Färöer-Inseln verlagert, seine Okklusionsfront reichte noch nach Norden bis Island und von dort aus nach Osten in den Norden Norwegens. Jedoch regnete es nur über der Westküste Islands noch stärker und länger anhaltend. Hier wurden morgens am Leuchtturm auf Dalatangi sogar nochmals 41,9 mm Niederschlag über 24 Stunden summiert gemessen. Im Verlauf des 30.11. löste sich das Tief HALKA jedoch immer mehr auf und ging in das Tief IRENE über.

Der Tiefdruckwirbel HALKA hatte insgesamt über vier Tage lang das Wettergeschehen besonders im Westteil Europas geprägt und hatte sich dabei sogar zu einem Orkan verstärkt. Dieser hatte vor allem in Irland und Großbritannien für schwere Sturmböen und in Norwegen auch für kräftige Regenfälle gesorgt.