Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet HANNELORE
(getauft am 18.03.2014)
Bereits am
18.03. war anhand einer Intensivierung eines Gebietes tiefen Druckes südlich
von Neufundland eine Zyklogenese, das heißt die Entstehung eines
Tiefdruckgebietes, auf der Bodenanalyse der Berliner Wetterkarte erkennbar. Die
wellenförmige Verformung verstärkte sich zum Folgetag zunehmend und wurde daher
auf den Namen HANNELORE getauft. Eine starke Bündelung der Isohypsen,
die Linien gleichen Geopotentials, in einem Niveau von 500 hPa, das ungefähr
einer Höhe von 5,5 km entspricht, wies auf große horizontale
Temperaturgegensätze hin. In Folge dessen traten auf der Breite von Neufundland
in der Höhe sehr hohe Windgeschwindigkeiten im sogenannten Starkwindband auf. Das
sich zu einem Sturmwirbel verstärkende Tief HANNELORE lag am 19.03. bereits
südlich zwischen Grönland und Island. Von dort erstreckte sich die Kaltfront
der Zyklone in einem weiten Bogen nach Südwesten, die Warmfront des Systems
wiederum verlief nach Osten bis vor die britische Insel Lewis.
Am 20.03. befand
sich das Zentrum des Tiefs HANNELORE einige Hundert Kilometer vor der Südspitze
Islands. Von dort verlief die Okklusionsfront bis zum Okklusionspunkt über dem
Nordatlantik, wo sich diese in eine Warm- und eine Kaltfront aufspaltete.
Okklusionsfronten vereinen die Eigenschaften einer Warm- und Kaltfront. Die
Kaltfront der Zyklone erstreckte sich entlang der Britischen Inseln sowie
Irland bis weit hinaus über den Atlantik, die östlich der Kaltfront gelegene
Warmfront verlief bis nach Südnorwegen und ging dort in die Kaltfront eines unbenanntes
Tiefdruckgebietes über. Starke Druckunterschiede zwischen dem mit Zentrum über
Serbien gelegenen Hoch JOHANNES und dem Tief HANNELORE mit einem Kerndruck von
965 hPa führten auf den Britischen Inseln gebietsweise zu Sturmböen mit Spitzen
der Stärke 9 bis 10. Dabei fielen in Glasgow bis zu 19 mm Regen in einem
Beobachtungszeitraum von 24 Stunden bis 06 Uhr UTC und in Norwegen regnete es
im Stau des Gebirges in Takle sogar örtlich bis zu 63 mm in 12 Stunden bis 18
Uhr UTC.
In der Nacht zum
21.01. sorgten die Regengebiete der Kaltfront örtlich für kräftige
Niederschläge, in der Bretagne mit Mengen um 15 mm, so fielen in Brest
innerhalb von 24 Stunden 17 mm Niederschlag, während in Deutschland bis 06 UTC
nur geringe Niederschlagmengen erfasst wurden, wie in Erfde
und Emden 3 mm im gleichen Zeitraum.
Bis zum 21.03.
hatte sich der starke atlantische Wirbel in drei Zentren geteilt, wobei sich der
gesamte Tiefdruckkomplex zwischen Island und der norwegischen Küste erstreckte.
Das Tief HANNELORE I dehnte sich mit einem Kerndruck von 965 hPa südwestlich
von Island aus, von wo sich sowohl eine Okklusionsfront nach Westen, als auch
eine Okklusionsfront in nordöstliche Richtung erstreckte und in das Tief
HANNELORE II mit Kern südwestlich von Island überging. Von dort verlief eine
Okklusionsfront nach Nordosten bis an die norwegische Küste, wo sich das
Zentrum des Wirbels HANNELORE III befand. Dessen Okklusionsfront erstreckte
sich bis zum Bottnischen Meerbusen, von wo sich die Kaltfront des Systems über
Schweden, Dänemark, die Bretagne und entlang der Nordküste der Iberischen
Halbinsel bis weit hinaus über den Atlantik erstreckte. Die Warmfront verlief
dagegen vom Okklusionspunkt über Südfinnland, dem Baltikum und über Russland
bis zum Schwarzen Meer. Frontal fielen in Deutschland nochmals Niederschläge
mit Mengen von 12 mm in Bremerhaven oder 14 mm in Emden. Während im von
Niederschlag geprägten Nordwesten Deutschlands die Temperaturhöchstwerte unter
10°C lagen, wurden in Berlin sogar noch 22°C gemessen. Im Warmsektor erreichte
der frische bis starke Südwestwind Böen der Stärke 8 bis 9, wie in Angermünde
und Erfurt mit 43 kn. In Nordostdeutschland bildete sich entlang der Kaltfront eine
Gewitterzelle über Pommern aus.
Am Morgen des
22.03. befand sich der Wirbel des Zentrums HANNELORE I mit einem Kerndruck
unter 975 hPa südöstlich von Island. Die Okklusionsfront verlief bogenförmig im
Uhrzeigersinn nach Südosten bis auf die Breite von Trondheim. Das Zentrum von Tief
HANNELORE II, welches ebenfalls einen Druck von 975 hPa aufwies, befand sich
einige Hundert Kilometer vor der Küste Norwegens. Die Okklusionsfront dieses
Wirbels ging über Norwegen in die Front des Teilsystems HANNELORE I über. Die
Warmfront wiederum verlief über Finnland bis nach Russland bis zur Breite von
St. Petersburg, wo sie in die Kaltfront von Tief HANNELORE III mit einem
Kerndruck unter 965 hPa überging. Östlich der Kaltfront verlief die
Okklusionsfront, welche sich wiederum in eine Warmfront, die über Russland bis zur
Ukraine am Schwarzen Meer verlief, sowie eine bis nach Moskau reichende Kaltfront
aufspaltete.
An der Kaltfront des Zentrums HANNELORE I fielen in der Nacht zum Folgetag 12-stündige
Niederschlagshöhen von mehr als 10 mm im Schwarzwald, in Berlin und Brandenburg
waren es allerdings nur noch 1 bis 5 mm. In der
südwestlichen Strömung verlagerte sich der Tiefdruckkomplex weiter nach
Nordosten, so dass das Zentrum HANNELORE I, dessen Druck sich um 10 hPa erhöht
hatte, nun vor der norwegischen Küste befand. Vom Okklusionspunkt nahe des
Polarkreises verlief die Warmfront nach Nordosten über Norwegen bis nach
Schweden, wo sie in die Kaltfront des Zentrums HANNELORE II überging. Die
Kaltfront des Zentrums HANNELORE I allerdings erstreckte sich über
Südskandinavien bis nach Deutschland in einer Linie Brandenburg - Sachsen-Anhalt
- Bayern. Der Kerndruck lag bei allen drei Zentren bei rund 980 hPa. Die
Warmfront der Zyklone HANNELORE II verlief über Russland in einem Bogen in südöstliche
Richtung bis nahe des Okklusionspunktes des Wirbels HANNELORE III. Der befand
sich mit seinem Zentrum im Raum der Karasee in Russland. Vom Okklusionspunkt
verlief die Warmfront nach Süden, östlich davon zog sich die Kaltfront bis
Moskau.
Zum Folgetag schwächte
sich die Zyklone auf 995 hPa ab, zwei Zentren füllten sich auf, so dass am
24.03. das Tiefdrucksystem HANNELORE nur noch aus einem Kern bestand. Dieser
befand sich über Nordskandinavien. Von dort verlief eine Okklusionsfront sowohl
in südwestliche, als auch in östliche Richtung über die Halbinsel Kola bis weit
hinaus über das Landesinnere Russlands. Am Folgetag befand sich der Kern der
Zyklone bereits über dem nördlichen Russland südöstlich der Doppelinsel Nowaja Semlja aus. Vom Zentrum des Wirbels erstreckte sich
die Kaltfront gen Westen, die Warmfront in nordöstliche Richtung aus dem
Analysebereich der Berliner Wetterkarte.
Da sich das
Tiefdruckgebiet HANNELORE weiter nach Nordosten verlagerte, konnte es am 25.03.
nicht mehr auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden.
Geschrieben am 04.05.2014 von Natja Ruth Bublitz
Berliner Wetterkarte: 22.03.2014
Pate: Hannelore Hasse