Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
HANS
(getauft
am 12.11.2009)
Am Donnerstag den 12. November 2009 stellte
der diensthabende Meteorologe fest, dass sich, aus einer offenen Welle auf dem
mittleren Atlantik, innerhalb eines Tages, ein eigenständiges Tiefdruckgebiet
entwickeln würde. Dieses wurde sogleich auf den Namen HANS getauft. Dieser
wurde am nächsten Tag das erste Mal, ungefähr 800 km nordöstlich der Azoren,
auf der Berliner Wetterkarte verzeichnet.
Der Wirbel HANS erreichte noch am selben
Abend einen Luftdruck unter 969 hPa, etablierte sich zu einem Sturmtief und
strebte zügig nach Norden, zu den Britischen Inseln. Kräftiger Warmfrontregen
erfasste bereits in den Frühstunden des 13.11. den Norden Frankreichs und den
Süden Englands. In Herstmonceux im Südosten Englands
beispielsweise fielen zwischen 06 und 12 UTC 21 mm. Zugleich traten an den
Küsten am Ärmelkanal erste kräftige Böen auf (z. B. La Hague
80 km/h).
Im Tagesverlauf legte der Wind dann auch
weiter im Binnenland zu, Sturm- und schwere Sturmböen wurden aber meist erst
mit Durchgang der Kaltfront am Abend und in der Nacht zum 14.11. registriert.
Um 17 UTC zum Beispiel meldeten Culdrose (Cornwall)
und Ouessant vor der bretonischen Küste jeweils 104
km/h. Die stärkste Böe verzeichnete um 21 UTC die Station Capel
Curig im Norden von Wales mit 128 km/h; eine Stunde
zuvor kam Pointe du Raz (Bretagne) auf 126 km/h.
Mit seiner subtropischen Meeresluft im
Gepäck sollte HANS einiges an Erwärmung für Europa bringen. Bis zum Abend hin
stiegen die Temperaturen im Rheingebiet auf Werte um 17°C. In Antwerpen wurde
sogar 17,8°C gemessen. Auch in Alpennähe stieg unter Föhneinfluss die
Temperatur auf Maxima um 17°C (München-Stadt 16,9°C, Landsberg 17,1°C).
In der Nacht zum 14.11. überquerte die
Front dann auch den Großraum London, stärkere Böen beschränkten sich dort aber
auf das Umland (z. B. Benson 76 km/h). Starker und schauerartig verstärkter
Regen fiel vor allem im Norden Englands und nahe Schottland (z. B. Shap 40 mm in zwölf Stunden bis 06 UTC).
Am Sonnabend, den 14. November, erreichte
HANS, mit einem Kerndruck unter 970 hPa bereits die irische Küste. Das Wetter
hatte sich zunächst etwas beruhigt, obschon vor allem an der Atlantikküste
weitere und zum Teil schwere Sturmböen auftraten. Dort machte sich schon in den
Frühstunden der scharfe Bodentrog bemerkbar, der aus dem ehemaligen Tiefzentrum
von HANS hervorgegangen war. Mit dessen Durchzug traten am Nachmittag dann auch
wieder im Süden und Osten Englands kräftige Schauer und sogar einzelne Gewitter
auf, gleichzeitig erreichten die Böen nochmals verbreitet Sturmstärke. Am Abend
flaute der Wind dann rasch ab.
In Deutschland sorgte HANS noch einmal für
milde Temperaturen. Im Westen und Norden des Landes stiegen diese noch einmal
auf Werte um 15°C, in Cottbus und Manschnow an der Oder bis 16°C. Doch auch die
Kaltfront ließ nicht lange auf sich warten. Diese überstreifte dass ganze
Gebiet bis zum Abend hin. Im Osten fielen dabei bis zu 5 Liter Regen pro
Quadratmeter innerhalb von 12 Stunden.
Am 15.11. lag HANS nun, mit einem Kerndruck
unter 971 hPa, bei den Faröern. Als Schatten seiner selbst schwächte er sich
rasch ab und zog weiter nach Norden. Da sein Frontensystem bereits vollständig
okkludiert war, erreichten Skandinavien nur noch schwache Wetterereignisse.
Innerhalb von drei Tagen zog das
Tiefdruckgebiet nun östlich an Island vorbei, über Jan Mayen und erreichte
schließlich am Mittwoch, den 18. November, Spitzbergen. Am nächsten Tag war
HANS nicht mehr auf der Wetterkarte zu sehen.
geschrieben am 03.01.2010 von Norbert Rupsch
Wetterkarte: 14.11.2009
Pate: Dr. Hans Küter