Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet HEIKE

(getauft am 14.01.2020)

 

Im Laufe des 14. Januar entstand am Rand des Tiefdruckgebietes FENJA ein neues Tiefdruckgebiet, welches in Prognose auf den Folgetag auf den Namen HEIKE getauft wurde. Dies geschah, da durch Zyklone FENJA viel kalte Luft aus der Arktis weit nach Süden geführt wurde. Unterhalb des Jetstream, also der starken Westströmung in der Höhe, erreichte diese Kaltluftadvektion ein Maximum über dem Atlantischen Ozean, was zur Bildung eines Randtiefs führte.

Am 15.01. um 01 Uhr MEZ lag das Tiefdruckgebiet nördlich von den Azoren und südwestlich vom Tiefdruckkomplex FENJA. Zu diesem Zeitpunkt besaß Tief HEIKE einen Kerndruck von knapp 1000 hPa. Um das Tiefdruckgebiet herum lagen drei Fronten: Zum Einen eine vom Zentrum nach Osten verlaufende, kurze Warmfront, eine vom Kern erst nach Süden, dann nach Westen verlaufende Kaltfront und zum Anderen eine Okklusion, also eine „Mischfront“, die sich aus früheren Kalt- und Warmfronten bildet, vom selben Punkt in Richtung Westen. In dieser Nacht wurde entlang dieser Okklusion von einem Schiff aus ein Hagelschauer gemeldet.

Am Tag zog der Wirbel HEIKE weiter ostwärts in Richtung Europa. Die alte Okklusion löste sich auf und die Warm- und die Kaltfront begannen bereits miteinander zu okkludieren. Durch den Einfluss des Jetstream konnte sich das Tiefdruckgebiet noch ein wenig verstärken und erreichte in der kommenden Nacht einen Kerndruck von etwas unter 995 hPa. Die neue Okklusion lag nun nördlich des Kerns und spaltete sich am sogenannten Okklusionspunkt, der westlich der irischen Küste lag, in zwei Warmfronten auf. Eine Warmfront verlief von dort südostwärts über die irische Westküste, die andere Warmfront lag südlich des Kerns immer noch über dem Atlantischen Ozean, ging jedoch etwas entfernt in eine Kaltfront über, die sich bereits mit einer anderen Warmfront eines noch unbenannten Tiefdruckgebietes über dem Atlantik südlich der Azoren verbunden hatte. Dabei brachte es maritime subtropische Luftmassen an die Küsten Irlands und Großbritanniens.

Im Laufe des Tages zog Tief HEIKE weiter mit dem Jetstream entlang der irischen Küste nach Norden. Dabei sorgte es im Vereinigten Königreich und in Irland verbreitet für Regen und Regenschauer, die zum Teil auch kräftig ausfielen.

Die Tiefsttemperaturen in der Nacht lagen dort allesamt im positiven Bereich und reichten von 3,3°C in Belfast bis 7,7°C an Sherkin Island an der Südwestküste Irlands. Während die Regenfälle anfangs nur vereinzelt auftraten, verstärkten sie sich im Laufe des Tages, bis es zum Nachmittag hin abgesehen von der schottischen Ostküste in allen Landesteilen regnete. Dabei fielen rund um London 1 bis 2 mm Regen, am meisten gab es an der britischen Westküste, vor Allem in Wales, Capel Curig erreichte in 24 Stunden bis zum nächsten Morgen 23,0 mm, Bala noch 20,4 mm und etwas weiter weg in Aberporth wurden noch 14,4 mm gemessen. Auch an der englisch-schottischen Grenze gab es viel Regen, 28,0 mm wurden in Shap registriert und noch 23,0 mm in Breswick. In Irland reichte es für nicht ganz so viel, in Johnstown Castle an der südlichen Küste gab es etwa 14 mm, im restlichen Land fielen etwa 5 bis 10 mm.

Ebenfalls frischte der Wind durch das Tiefdruckgebiet HEIKE auf. An der Station Capel Curig wurden an diesem Tag Böen von bis zu 107 km/h gemessen. Auf dem Aonach Mor in Schottland reichte es sogar für Orkanböen mit bis zu 133 km/h. Verbreitet erreichten die Windböen etwa 60 km/h bis 80 km/h im Flachland, in Schauernähe kam es zwischendurch auch mal zu Sturmböen mit etwa 90 km/h.

Durch die warme Subtropikluft war es für einen Wintertag sehr mild, die Temperaturen erreichten teilweise zweistellige Werte, zum Beispiel 9,8°C in Edinbourgh, 10,9°C in Belfast, 12,4°C in Dublin und am wärmsten wurde es in London bei 12,7°C.

Am Abend erreichten die Niederschläge in Form von kräftigen Regenfällen auch die Küste Norwegens, die auch zum Teil in Schneeregen übergingen. Am meisten Niederschlag fiel in Eik Hove mit 43,6 mm innerhalb von 12 Stunden bis zum frühen Morgen, in Sauda wurden 25 mm und in Byglandsfjord 20 mm gemessen.

Am 17.01. befand sich der Kern des Tiefdruckgebietes HEIKE schließlich nordwestlich von Schottland und hatte sich weiter verstärkt. Der Kerndruck betrug um 01 Uhr MEZ knapp 975 hPa und war damit wesentlich niedriger als die verbliebenen Kerne von FENJA. Die Okklusion war nun weiter fortgeschritten und lag nördlich des Zentrums, spaltete sich dann aber doch noch über dem Meer zwischen Schottland und Norwegen in eine Warmfront, die von dort aus weiter nach Südosten über die Nordsee bis zur deutschen Küste verlief, und eine Kaltfront, welche nach Süden über den Ärmelkanal, die Küste der Biskaya, Spanien, dem Süden Portugals und einem Teil des Atlantischen Ozeans verlief und weiterhin mit der Warmfront des nun ILKA benannten Tiefdruckgebietes verbunden war, auf. Eine weitere Kaltfront lag über Schottland, einen kleinen Teil von Irland und dem Nordwestzipfel Spaniens. Dabei sorgte die Zyklone HEIKE für milde Luft, die aus dem Mittelmeerraum in den Norden Europas geführt wurde. Das Tiefdruckgebiet HEIKE konnte nun nicht mehr vom Jetstream profitieren, sondern lag etwas zu weit westlich davon und sorgte sogar für einen Trog in 500 hPa, also ein Gebiet mit tieferem Luftdruck in etwa 5500 Metern Höhe. Durch den fehlenden Antrieb des Jetstream verlagerte sich HEIKE nur noch langsam nach Nordosten. Entlang der Warmfront kam es in Norwegen weiterhin zu Regen und Schneeregenfällen, die allerdings nicht mehr so kräftig ausfielen wie noch am Vortag. In Tryvasshogda in der Nähe von Oslo reichte es noch für 33 mm, in Oslo selbst fielen noch 28 mm in 24 Stunden.

In den Mittagsstunden lag die Kaltfront des Tiefdruckgebiets HEIKE über den Benelux-Staaten und zog dann am späten Abend und in der Nacht schnell über Deutschland hinweg. Dies lag daran, dass sich der in der Höhe gelegene Trog ebenfalls schnell nach Osten verlagerte. Während des Durchzugs nahm die Kaltfront dabei den Charakter einer maskierten Kaltfront an. Nachdem die Front also durchgezogen war, stiegen die Temperaturen innerhalb der Nacht an. In Berlin Dahlem ging es von anfangs 3,1°C um 22 Uhr hoch auf 6,0°C um 02 Uhr.

In Deutschland und Mitteleuropa kam es entlang der Kaltfront auch zu Regenfällen, die Mengen fielen aufgrund des Zugtempos jedoch gering aus, meist kamen maximal 2 mm in 24 Stunden zusammen. Nur an der Mittelmeerküste und im Alpenraum gab es mehr Niederschlag, in Passo del Bratello im Norden Italiens wurden 37 mm gemessen, auf dem Lauberhorn in den Alpen fielen sogar 47,8 mm, vor Allem am Abend, wobei die Niederschläge im Tal meist Regenfälle waren, jedoch mit der Höhe auf den Bergen immer mehr in Schnee übergingen. Auf dem Lauberhorn sank die Temperatur in der Nacht auf -8,7°C, auf dem Jungfraujoch kühlte es sich auf -17,6°C ab. In den Tälern lagen die Tiefsttemperaturen in der Nacht bei etwa 0°C bis 4°C. Weiterhin sorgten die Schneefälle innerhalb von 12 Stunden für etwa 20 cm Neuschnee auf der Zugspitze, wo die Gesamtschneehöhe danach bei 160 cm lag.

Hinter der Kaltfront kam es an der Nordseeküste zu vereinzelten Sturmböen, auf der Insel Spiekeroog wurden zum Beispiel 75 km/h erreicht.

Am 18. Januar um 01 Uhr MEZ lag der Tiefdruckkomplex HEIKE über dem Europäischen Nordmeer zwischen Island und Norwegen und besaß einen Kerndruck unter 985 hPa. Die Okklusion wand sich nun einmal komplett um das Zentrum herum und verlief dann ostwärts, wo sie sich über Schweden immer noch in eine Warmfront und eine Kaltfront aufspaltete. Die Warmfront verlief weiter nach Osten über Finnland und verband sich dort mit der Kaltfront des Tiefdruckgebietes FENJA. Die Kaltfront lag südlich direkt über Schweden und verband sich dort mit der Warmfront eines Randtiefs der Zyklone HEIKE, welches sich über der Südküste Norwegens gebildet hatte. Dieses Randtief mit einem Kerndruck von 1003 hPa besaß ebenfalls eine kurze Okklusion nördlich des Zentrums, welche sich in eben benannte Warmfront und die maskierte Kaltfront aufteilte. Zu dieser Zeit lag die maskierte Kaltfront über dem Süden Schwedens weiter über die Ostsee und die deutsch-polnische Landesgrenze und verband sich etwas östlich von Prag mit der Warmfront eines kleinen unbenannten Tiefdruckgebietes am südlichen Alpenrand. Entlang der Warmfront kam es dabei zu leichten Schneefällen. Dabei sorgte Tief HEIKE für wärmere maritime Polarluft in Skandinavien und dem Osten Deutschlands sowie Polens. In der Höhe spaltete der Trog über Wirbel HEIKE den Jetstream und sorgte für einen bis über den Alpenrand hinunter verlaufenden Trog, der wiederum in der Höhe liegende, relativ kalte Luft nach Westeuropa führte. Während die Warmfront des Haupttiefs im Norden Skandinaviens wenige Zentimeter Neuschnee brachte, verlagerte sich die maskierte Kaltfront am Tag nur noch langsam ostwärts, wobei es allerdings nicht mehr zu großen Niederschlagssummen kam, in Polen fielen großflächig meist ein bis zwei Millimeter. Im Norden Finnlands reichte es bei Temperaturen von -5°C für Niederschlagsmengen von 12,0 mm in 12 Stunden bis zum Abend in Ranua Airfield und Tornio Torppi.

Aufgrund der ungünstigen Lage schwächte sich das Haupttief im Laufe des Tages immer mehr ab, während das Randtief, welches günstig in der Strömung des südlich des Zentrums verlaufenden Jetstreams lag, sich langsam verstärkte und nach Nordosten zog. Durch die stationäre Lage des Haupttiefs kam es an der Westküste Norwegens am Nachmittag und Abend zu stürmischen Böen, zum Teil wurden mit 83 km/h in Krakenes und Fedje Windstärke 9 erreicht. An der Küste lagen die Maximaltemperaturen des Tages bei 7°C bis 8°C, in Fedje wurden zum Beispiel 7,7°C erreicht, östlich der Skanden reichte es jedoch nur für Temperaturen um den Gefrierpunkt, beispielsweise wurden in Klevavatnet im Landesinneren -0,2°C und in Finsevatn gerade einmal die Tageshöchsttemperatur von -2,8°C erreicht. In der kommenden Nacht hatten sich die beiden Tiefdruckzentren weiter voneinander entfernt. Durch die Abschwächung des Haupttiefs und die vergleichsweise Verstärkung des Randtiefs wurden diese durchnummeriert.

Das Haupttief, HEIKE I, lag mit einem Kerndruck von 997 hPa vor der Westküste Norwegens. Die nun vollständig okkludierte Front verlief nun nach Norden und verband sich dort mit einem weiteren, nicht nummerierten Randtief mit einem Druck im Zentrum von 995 hPa. Das ehemalige Randtief, HEIKE II, mit einem Kerndruck von 1001 hPa lag an der westlichen Ostseeküste Finnlands und besaß drei Fronten. Die eine vollständige Okklusion verlief über die Ostsee nach Süden bis zur deutschen Küste. Die Warmfront lag nördlich von St. Petersburg und verband sich dort mit einer fast vollständig okkludierten Mischfront. Die ehemalige maskierte Kaltfront war nun wieder eine normale Kaltfront und lag über St. Petersburg, Vilnius, Warschau und Wien und verband sich südlich davon mit der Okklusion eines Randtiefs von ILKA über der Adria. Beide, HEIKE I und II, lagen jetzt außerhalb des Jetstream und sorgten für kurzwellige Tröge in der Höhe. Dabei sorgte das Tiefdruckgebiet mit seiner Strömung für kontinentale Subtropikluft mit polarer Prägung im Raum der Ukraine und Russlands. Entlang der Warm- und Kaltfront von HEIKE II kam es bei Temperaturen um den Gefrierpunkt zu leichten Schneefällen mit etwa 1 bis 2 mm in Polen und Russland, entlang der Okklusion zu Regen über dem Baltikum. Nur über dem Norden Russlands an der Warmfront kam mehr Niederschlag in Form von Schnee auf: In Kolezma gab es 6,0 mm in 12 Stunden, in Kalevala und Raznavolok fielen 5,0 mm. Bis zum Mittag löste sich der Kern HEIKE I über der Westküste Norwegens auf. HEIKE II zog weiter ostwärts und entlang der sich rasch verlagernden Kaltfront traten Schauer mit geringen Regensummen auf, in den nördlicheren Gebieten Russlands reichte es bei Temperaturen von -11,2°C in Kittilae Pokka bis -0,9°C Pudasjaervi Airfield für leichte Schneefälle.

In der Nacht zum 20. Januar lag der verbliebene Kern von HEIKE über dem nördlichen Russland, nordöstlich von St. Petersburg und besaß einen Kerndruck von 1012 hPa. Die Warm- und die Kaltfront hatten begonnen zu okkludieren und verliefen einmal um den Kern herum. Nordöstlich des Zentrums lag der Okklusionspunkt. Von dort ging die Warmfront weiter nach Osten über Perm und die Kaltfront nach Süden, östlich an Moskau vorbei. Entlang der Warmfront wurden bei   -8°C bis -12°C leichte Schneefälle registriert, an der Kaltfront bei Temperaturen um den Gefrierpunkt ebenso. An der Kaltfront waren die Temperaturen höher, da sie zum einen weiter südlich verlief und zum anderen die kontinentale Subtropikluft ins Landesinnere Russlands führte. Bis zum frühen Morgen verlagerte sich der schwache Kern weiter nach Osten und verließ dort den Kartenausschnitt in Richtung Asien.