Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet HEINZ
(getauft am 13.03.2019)
Am
13.03.2019 wurde anhand der Prognosekarte von 12 Uhr UTC, was 13 Uhr MEZ
entspricht, für den folgenden Tag ein Randtief über dem nordatlantischen Ozean,
welches sich an der ausgeprägteren Zyklone GEBHARD bildete, vorhergesagt. Da
das sich bildende Tiefdruckgebiet Auswirkungen auf das mitteleuropäische Wetter
nehmen sollte, wurde es auf den Namen HEINZ getauft.
Der
Tiefdruckwirbel HEINZ hatte bei seiner erstmaligen Erfassung auf den
Analysekarten, am 14.03. um 00 Uhr UTC, einen anfänglichen Kerndruck von knapp
unter 1015 hPa. Zu der Zeit befand es sich südsüdöstlich von Grönland und
westlich der Britischen Inseln. Im weiteren Tagesverlauf zog das Tief in
östliche Richtung und verstärkte sich zunehmend bis die Warmfront zum Abend hin
Irland erreichte.
Am
folgenden Tag, dem 15.03., lag das Tief HEINZ um 00 Uhr UTC nordwestlich der
britischen Inseln mit einem Kerndruck zwischen 985 hPa und 990 hPa. Im weiteren
Verlauf verlagerte sich die Kaltfront vermehrt schneller als die Warmfront, was
der unterschiedlichen Stabilität der Schichtungen und der Neigung der Fronten geschuldet
ist. Der Kaltfrontsektor, welcher sich hinter der Front befindet, ist sehr
labil geschichtet. So werden aufgrund von Turbulenzen Impulse aus höheren
Schichten zu Boden gebracht und die Kaltfront wird dadurch weiter nach vorne
„geschoben“. Der Sektor, der hinter der Warmfront ist, ist stabiler geschichtet
und weist somit keine Einflüsse von Turbulenzen auf, weswegen die Warmfront
sich langsamer voran bewegt. Außerdem ist sie, im Gegensatz zur Kaltfront, in
Zugrichtung des Windes geneigt, wodurch sich die Luft auf die Front schiebt und
somit ebenfalls das Voranschreiten der Front verlangsamt. Aus diesem Grund holt
die Kaltfront die Warmfront letztlich ein und ein Zusammenschluss beider,
welcher auch als Okklusion bezeichnet wird, findet statt, wie es auch hier der
Fall gewesen ist. Der Okklusionspunkt lag dabei über Nordirland. Die Warmfront
der Zyklone verlief über Irland und den Süden Großbritanniens und brachte
vereinzelt Niederschlag mit sich. Besonders in der nördlichen Region von Wales fiel
in der Nacht innerhalb von 12 Stunden bis 06 Uhr UTC reichlich Regen, so z.B.
20,0 mm in Capel Curig. Zum Abend hin nahm der
Niederschlag wieder etwas ab und es fielen allgemein in Großbritannien keine
größeren Mengen mehr. Lediglich in Sennybridge, Wales
gab es am Abend noch etwas größere gemessene Niederschlagsmengen von 15,0 mm. Die
Höchsttemperaturen an dem Tag lagen im Süden des Landes bei 15°C und im Norden,
in Schottland, um 9°C.
Die
Kaltfront passierte am späten Abend bis in die Nacht Belgien und Deutschland. Bis
zum frühen Morgen fielen dabei besonders in der Südhälfte Deutschlands aufgrund
von Anstauung der Luft an den Alpen größere Mengen an flüssigem Niederschlag,
da an den Bergen Hebung stattfand und die Wolken somit noch niedrigeren
Temperaturen ausgesetzt wurden. Da kältere Luft weniger Feuchtigkeit als warme
Luft aufnehmen kann, kondensiert mehr Wasserdampf und dieser Prozess führt zu vermehrtem
Niederschlag. Spitzenwerte gab es in Baiersbronn-Mitteltal
im Schwarzwald mit 89,2 mm und in Schöfweg im
Bayerischen Wald mit 91,0 mm, die innerhalb von 24 Stunden bis zum nächsten
Morgen um 06 Uhr UTC fielen. Während es im Norden zwar überwiegend trocken blieb,
wurden jedoch in der Nacht auf den 16.03. Orkanböen mit Windstärken bis zu
115,3 km/h in der Greifswalder Oie, 118,9 km/h in
Kiel und 122,5 km/h in Glücksburg/Meierwik
aufgezeichnet, was Stärke 11-12 auf der Beaufort-Skala entspricht.
In
dieser Nacht lag die Zyklone HEINZ um 00 Uhr UTC über der Ostsee mit einem
Kerndruck von unter 985 hPa. Die Okklusion war zu diesem Zeitpunkt bereits
relativ weit vorangeschritten und der Okklusionspunkt hatte sich weiter in
Richtung Süden verlagert. In der Nacht lag dieser über der Slowakei. Ganz so
stark ausgeprägt wie am Vortag war das Wetter, welches das Tief HEINZ brachte,
nicht mehr. Allerdings wurde in Sliač in der Zentralslowakei um 06 Uhr UTC immer noch eine 12-stündige
Niederschlagssumme von 12,0 mm gemeldet, in Bratislava sogar 16,0 mm. Orkanböen
wurden erst in größeren Höhen von etwa 2000 m auf den Bergstationen Chopok und Lomnický štít mit je 136,9 km/h gemessen. In Bratislava wurden in
der Nacht sowie am frühen Morgen ebenfalls stürmische Spitzenböen von 75,6 km/h,
was Stärke 9 Bft. entspricht, verzeichnet. Obwohl es
in der Slowakei am Tag über nur wenig regnete, war es überwiegend dicht bewölkt
mit nur leichten Auflockerungen und wenig Sonnenschein. Die Tageshöchsttemperatur
lag mit 13,8°C bei Lučenec im Süden der Slowakei. Im
Mittel gab es Höchsttemperaturen im Westen des Landes bei 9°C und im Osten bei
12°C.
In der Nacht
zum 17.03. schwächte sich das Tief HEINZ zunehmend ab, da die Fronten
fast vollständig okkludiert waren. Um 00 Uhr UTC lag der Wirbel über
Weißrussland und brachte nur noch sehr mildes Wetter mit sich. Der Druck stieg
auf etwas unter 1005 hPa. Im Tagesverlauf okkludierte die Front vollständig und
die Zyklone HEINZ löste sich zum Mittag auf, wodurch diese nicht mehr auf der
Berliner Wetterkarte verzeichnet wurde.